Forstbetrieb rüstet sich
18.10.2019 BremgartenWagenrain: Organisationsanpassungen
Neues Führungsmodell, Gründung eines Holzhandelsbetriebes und Klimawandel waren Schwerpunkte der Behördeninformation.
Mit der Pensionierung von Oberförster Anton Bürgi, der ein Teilzeitamt beim ...
Wagenrain: Organisationsanpassungen
Neues Führungsmodell, Gründung eines Holzhandelsbetriebes und Klimawandel waren Schwerpunkte der Behördeninformation.
Mit der Pensionierung von Oberförster Anton Bürgi, der ein Teilzeitamt beim Forstbetrieb Wagenrain innehatte, wird nun das Führungsmodell angepasst. Revierförster Leonz Küng wird künftig alleine dem Forstbetrieb vorstehen, der die total 960 Hektaren umfassenden Wälder in Bremgarten, Wohlen, Waltenschwil, Dottikon und Hägglingen bewirtschaftet. --aw
Herausforderungsreiche Zukunft
Forstbetrieb Wagenrain: Holzhandel wird möglicherweise in selbstständige Gemeindeanstalt ausgegliedert
Revierförster Leonz Küng wird künftig die alleinige Betriebsleitung innehaben. Und: Der Klimawandel erfordert eine Anpassung der Baumbestandsmischung.
André Widmer
Mit der Pensionierung von Oberförster Anton Bürgi, der ein Teilzeitamt von 20 Prozent beim Forstbetrieb Wagenrain innehatte, wird nun das Führungsmodell angepasst. Revierförster Leonz Küng wird künftig alleine dem Forstbetrieb vorstehen, der die total 960 Hektaren umfassenden Wälder in Bremgarten, Wohlen, Waltenschwil, Dottikon und Hägglingen bewirtschaftet. Ihm zur Seite stellt man eine Mitarbeiterin für administrative Aufgaben. Gemäss Simon Zuber, Präsident der Forstkommission, verspricht man sich davon schlanke Strukturen und eine einfachere Organisation und nicht zuletzt eine schnellere Reaktionszeit, als wenn weiterhin ein externer Oberförster involviert ist.
Dass ein Forstingenieur wie der als Oberförster amtierende Anton Bürgi von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) der Betriebsleitung des Forstbetriebes angehört, diese Lösung besteht seit 1971. Der Forstbetrieb konnte so auch vom Know-how des weltweit für seine Expertise anerkannten Institutes profitieren. Der Vertrag ist allerdings auf Wunsch der WSL nun aufgelöst worden. Anton Bürgi wird im Rahmen einer Übergangslösung jedoch noch bis 2020 dem Forstbetrieb Wagenrain zur Verfügung stehen. Der Forstbetrieb Wagenrain zählt vier Forstwarte und einen Lehrling.
Steuertechnisches Problem
Die Tätigkeitsgebiete des Forstbetriebes Wagenrain sind vielfältig. Sie bestehen nicht nur aus dem Unterhalt des Waldes, der Holzproduktion (Sägerei, Industrie-, Brennholz, Schnitzel) und der Christbaumproduktion, sondern auch aus Arbeiten für Dritte. Für den Holzhandel – rund die Hälfte des Holzes für die Schnitzellieferungen wurden von umliegenden Betrieben eingekauft – und somit Ankauf und Verkauf von Holz sind in der Vergangenheit zwei Mehrwertsteuernummern verwendet worden. Nun hat die eidgenössische Steuerverwaltung diese Praxis unterbunden und nur noch eine Mehrwertsteuernummer bewilligt. Wenn künftig alles nach Pauschalsteuersatz abgerechnet werden sollte, würde dem Forstbetrieb Wagenrain pro Jahr ein finanzieller Nachteil von rund 20 000 Franken entstehen. Steigt der Absatz in Zukunft, würde dieser Betrag womöglich sogar noch ansteigen.
Die Lösung sehen die Verantwortlichen der Forstkommission jetzt in der Auslagerung des Holzhandels in eine selbstständige Gemeindeanstalt. Die Umformung dieses Teilbereiches des Forstamtes in die neue Rechtsform ist seit diesem Jahr möglich. Dies dank der Revision des Gemeindegesetzes des Kantons Aargau. Nötig wird ein neuer Vertrag, den alle beteiligten Ortsbürgergemeinden und der Regierungsrat zu genehmigen haben. Die Umsetzung solle «so schnell wie möglich» erfolgen, hiess es an der Orientierung. Personelle Konsequenzen soll die Auslagerung keine haben, so die Antwort auf eine Frage aus dem Kreis der anwesenden Behördenmitglieder.
Holzpreise stark unter Druck
Die Harmonisierung der Kostenabrechnung für den Unterhalt der Waldwege wird eine Aufgabe für die Verantwortlichen des Forstbetriebes sein, auch die Erarbeitung eines längerfristigen Betriebsplanes. Die verschiedenen Nutzer der Waldstrassen sollen sich nach einem Schlüssel aufgeteilt an den Unterhaltskosten beteiligen. Sorgen machen die Entwicklungen auf dem Holzmarkt: Die nominalen Holzpreise sind in den letzten Jahren insbesondere beim Rundholz stark zurückgegangen. Verschiedene Gründe führten dazu. Trockenheit, Sturm und dann der Käferbefall sorgen dafür, dass die Arbeit beim Holzen kaum ausgeht. Das Schadholz flutet den Markt, was zu einem Preiszerfall führt.
Die ganz grosse Herausforderung für die Zukunft werden – wie aus den Worten von Oberförster Anton Bürgi und Revierförster Leonz Küng ganz klar wurde – die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf die Baumbestände. Er habe nicht gedacht, dass es so schlimm werde, so Bürgi, denn schon in der Vergangenheit sei auf eine gesunde Durchmischung der Waldbestände geachtet worden. Dass ganze Baumsorten in Europa von den zunehmend viel trockeneren und heisseren Sommern arg in Mitleidenschaften gezogen werden, das wurde insbesondere in diesem Jahr deutlich. «Wir haben die grosse Aufgabe, Lösungen zu finden.» Baumarten wie Fichten und Rottannen müssen wohl längerfristig ganz ersetzt werden. Bisher sind Baumbestände zum Teil 100 bis 150 Jahre gestanden. Dieser Zyklus könnte reduziert werden mit anderen Baumarten und somit womöglich auch eine Risikominderung eintreten. Leonz Küng seinerseits wies auch auf das Eschensterben hin.
Ein Spagat
Die Herausforderung für den Forstbetrieb Wagenrain, bei einem äusserst angespannten Holzpreismarkt und den bedrohten Baumarten auch noch wirtschaftlich den Betrieb zu führen, könnte zusehends zu einem Spagat werden.