Unverzichtbare Arbeit
10.09.2019 WohlenDer Verein hat sich prächtig entwickelt. Denn neun Personen wagten sich vor 20 Jahren an die Gründung des Vereins «Lernen im Quartier». Daraus ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Und als Belohnung wurden alle acht noch lebenden Gründungsmitglieder zu Ehrenmitgliedern ...
Der Verein hat sich prächtig entwickelt. Denn neun Personen wagten sich vor 20 Jahren an die Gründung des Vereins «Lernen im Quartier». Daraus ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Und als Belohnung wurden alle acht noch lebenden Gründungsmitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt. Und mit Deutschkursen für Migranten leistet der Verein laut Festredner Thomas Leitch wertvolle und unverzichtbare Arbeit. --dm
Mut und Weitsicht bewiesen
Jubiläumsfeier in der Begegnungsstätte Rösslimatte: 20 Jahre «Lernen im Quartier»
«Lernen im Quartier» ist mit den Deutschkursen für Migranten zur wertvollen Institution geworden. Der Verein trägt mit seiner Arbeit viel zur gegenseitigen Verständigung bei – was auch für die einheimische Bevölkerung viele Vorteile bringt. Nun wurde diese Leistung würdevoll gefeiert.
Daniel Marti
Er sprach von mehreren Meilensteinen und von einer vorbildlichen Entwicklung – vom kleinen Verein zur wertvollen Institution. Und Konrad Gfeller, Präsident vom Verein «Lernen im Quartier», war sichtlich stolz, dass er mit «seinem» Verein das 20-Jahr-Jubiläum feiern durfte. Er tat dies in bester Gesellschaft in der Begegnungsstätte Rösslimatte.
«Lernen im Quartier» wird sofort mit Deutschkursen für fremdsprachige Personen in Verbindung gebracht. – dies war bei der Gründung so und hat sich nach zwei Jahrzehnten nicht verändert. Der Werdegang hat eindrückliche Zahlen hervorgebracht: In den 20 Jahren wurden gegen 18 000 Lektionen erteilt und Personen aus 98 Nationen konnten die Dienstleistung in Anspruch nehmen.
«Solidarität stärkt unsere Daseinsberechtigung»
«Der Schlüssel zur Integration ist die Sprache», betonte Gfeller. Es ist einer seiner Lieblingssätze. Das Erlernen der hiesigen Sprache ist also sehr zentral. «Wenn diese Menschen uns verstehen, so gilt dies auch umgekehrt, wodurch ein Dialog entsteht», so Gfeller weiter. Missverständnisse werden so automatisch dezimiert. «Trifft das zu, so haben auch wir als ansässige Bevölkerung einen Nutzen. Plötzlich verstehen wir diese Menschen besser und bekommen so einen anderen Blickwinkel.» Und Gfeller erinnerte daran, dass ein grosser Teil dieser Migranten ein «selbstständiges und unabhängiges Leben führen» will. Der Präsident ist davon überzeugt, dass «unser Angebot für die Migrantinnen und Migranten eine grosse Hilfe ist».
«Lernen im Quartier» ist eine Erfolgsgeschichte. Eine Geschichte, die nach der Gründung vor 20 Jahren stetig auf weiteres Neuland gestossen ist. Mittlerweile zählen neben Wohlen die Gemeinden Villmergen, Bremgarten, Dottikon und Niederwil zu den Unterstützern. Und demnächst auch Muri, hofft der Präsident. «Alle diese Gemeinden zeigen sich solidarisch. Diese Solidarität ist nicht selbstverständlich, sie stärkt unsere Daseinsberechtigung und gibt uns Ansporn, den Verein weiterzubringen.»
Das grosse Bedürfnis rasch erkannt
Den Verein weitergebracht, das haben vor allem die Initiantinnen im Jahr 1999 und die Gründungsmitglieder des Vereins. Unter der Leitung von Claude Keller und Astrid Schwammberger wurde im September 1999, damals unter dem Namen «Lernen im Park», das Projekt gestartet. «Auch in unserer Gemeinde stellte man rasch fest, dass ein grosses Bedürfnis nach unkonventionellen Deutschkursen besteht», blickte Gfeller zurück. Die Isolation der ausländischen Frauen hat einen Zusammenhang mit den mangelnden Deutschkenntnissen. Diese Frauen sollten zudem vermehrt ins «Schul-, Dorf- und Alltagsleben integriert werden», so der Präsident. Das Projekt verlief im September 1999 dermassen positiv, dass am 11. November 1999 der Verein «Lernen im Quartier» gegründet wurde. An der Gründungsversammlung waren neun Personen anwesend. Am Jubiläumsfest war die Begegnungsstätte Rösslimatte voll besetzt. Auch dies beweist, dass der Verein eine eindrückliche Entwicklung hinter sich hat.
Alle Gründungsmitglieder wurden Ehrenmitglieder
Die Gründungsmitglieder waren Ivana Bornhauser, Doris Peter, Paul Huwiler, Ursula Scherrer, Astrid Schwammberger, Shaidere Karakushi, Almira Karakushi, Claude Keller und der verstorbene Sadet Inan. Alle acht Gründungsmitglieder wurden zum 20-Jahr-Jubiläum von «Lernen im Quartier» zu Ehrenmitgliedern ernannt. Eine schöne Geste. Fünf davon waren am Fest anwesend. Dies sind Ivana Bornhauser, Astrid Schwammberger, Ursula Scherrer, Claude Keller und Paul Huwiler.
Thomas Leitch würdigte die wertvolle Arbeit
Die Jubiläumsansprache hielt mit SP-Grossrat Thomas Leitch eine Persönlichkeit, die stets um den sozialen Ausgleich bemüht ist. «Sprache ist die Grundvoraussetzung, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und Chancengleichheit in Arbeit und Beruf zu erreichen», erinnert er die Festgemeinde an die Bedeutung der Sprache. Deshalb müsse man den Initiantinnen und den Gründungsmitgliedern des Vereins «Lernen im Quartier» dankbar sein, «dass sie mit ihrem Engagement den Grundstein dazu legten», was der Verein heute darstellt. Was in einem kleinen Park, auf einer grünen Wiese begann, ist heute ein «professioneller regionaler Player».
Und nicht zuletzt dank «Lernen im Quartier» hat sich in diesem Gebiet auf politischer Ebene in den letzten 20 Jahren «enorm viel bewegt». Integration sei heute eine staatliche Kernaufgabe. In diesen zwei Jahrzehnten hat sich «Lernen im Quartier» tatsächlich behauptet – und gleichzeitig manche Herausforderung gemeistert. Wie beispielsweise die Zertifizierung. «Lernen im Quartier» hat das Qualitätslabel Eduqua erlangt. Und kann so mit den grossen Schulen Schritt halten. Leitch würdigte also den vorbildlichen Werdegang des Vereins. Die Deutschkurse für Frauen mit Kinderbetreuung in Bremgarten, Dottikon, Villmergen und Wohlen sind laut Leitch eine «gute und wichtige Errungenschaft für unsere Region». Er wünscht sich, dass Politiker vermehrt Einblick nehmen würden in diese Arbeit.
Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden sei weiter «eine zentrale Voraussetzung für eine breit abgestützte und gut verankerte Integrationsförderung vor Ort». Thomas Leitch wünschte allen Beteiligten weiterhin viel Freude, Enthusiasmus und Erfolg bei ihrer «wertvollen und unverzichtbaren Arbeit». Die Initianten hätten vor 20 Jahren «Mut und Weitsicht bewiesen», so Leitch.