Die Trockenheit setzt dem Wald zu
17.09.2019 Region UnterfreiamtWaldumgang des Forstbetriebs Rietenberg in Egliswil
Über 100 Personen nahmen am Waldumgang in Egliswil teil. Förster Matthias Bruder und sein Team informierten das Publikum umfassend über die Auswirkungen des trockenen Sommers.
Das Forstdepot ...
Waldumgang des Forstbetriebs Rietenberg in Egliswil
Über 100 Personen nahmen am Waldumgang in Egliswil teil. Förster Matthias Bruder und sein Team informierten das Publikum umfassend über die Auswirkungen des trockenen Sommers.
Das Forstdepot Egliswil liegt nicht gerade am Weg, auch Parkplätze sind Mangelware. Darum wurden die Teilnehmer des Waldumgangs teils mit Shuttlebussen aus den umliegenden Gemeinden zum Anlass gefahren. Andere vertrauten dennoch aufs Auto oder das Velo. Bevor es zur ersten Attraktion ging, war ein steiler Fussmarsch angesagt, der nicht von allen Interessierten gemeistert werden konnte.
Doch der Aufstieg lohnte sich: Denn dort fällte der Auszubildende Lukas Meyer eine vom Borkenkäfer befallene Lärche mit stolzen 35 Metern Höhe. «Durch den Sturm Burglinde und den trockenen Sommer sind die Bäume zu schwach, um sich gegen die Käfer zu wehren», erklärte Förster Matthias Bruder, der sein Amt vor zwei Jahren von seinem Vater übernommen hat. Die letzten zwei Jahre seien sehr trocken gewesen. Ob dies eine Auswirkung des Klimawandels sei, konnte er nicht beurteilen. «Der Wald wird sich mit dem Klima verändern. Wir können die Natur nicht planen, aber man kann sich anpassen, indem man die richtigen Bäume am richtigen Ort pflanzt», so Matthias Bruder.
Trinkwasser aus dem Wald
Auch Brunnenmeister Werner Gloor musste in den letzten sechs Jahren einen starken Rückgang des Ertrags der Quellen im Wald registrieren. «Der Wald ist eine der wichtigsten Ressourcen für das Trinkwasser», erklärte der Brunnenmeister. Der Wald filtriert das Regenwasser und da im Wald keine Pestizide eingesetzt werden dürfen, ist das Wasser besonders sauber. Müsste man das Wasser mit Anlagen reinigen, würde das schweizweit Kosten in der Höhe von 80 Millionen Franken verursachen. In der Schweiz stammen 83 Prozent des Trinkwassers aus dem Grundwasser. 42 Prozent – im Aargau sogar 50 Prozent davon – werden im Wald gefasst. Von drei Tropfen Regen wird einer von den Pflanzen genutzt, ein Tropfen fliesst in Bächen und Flüssen ab und der dritte Tropfen geht ins Grundwasser. Er braucht etwa zehn Tage, bis er vom Waldboden gefiltert in der Sickerleitung ankommt. «Mehr Regen wäre bitter nötig», waren sich Werner Gloor und der Förster einig.
Sicherheit hat oberste Priorität
Nach einem Spaziergang durch eine Fläche, die damals vom Sturm Lothar stark betroffen war, konnten sich die Teilnehmer mit einer kleinen Erfrischung von den Höhenmetern erholen. Derweil demonstrierte Lukas Meyer die Ausrüstung eines Försters. Dazu gehören ein Paar rechte Schuhe und Handschuhe. Damit die Arbeiter im Wald gut gesehen werden, tragen sie eine leuchtende Jacke oder Regenjacke. Der Arbeitsgurt beinhaltet unter anderem auch eine kleine Apotheke. Der Helm muss alle drei bis vier Jahre ausgewechselt werden. Die meisten Helme sind mit Funk ausgerüstet. Dazu kommt seit einem Jahr ein Rega-Funk. Er hat auch im Wald Empfang und dient der Alarmierung im Notfall. Damit dieser möglichst nicht eintritt, tragen die Arbeiter im Wald Schnittschutzhosen. Sie bestehen aus 49 Lagen einer speziellen Faser, die die Kettensäge blockiert, bevor sie ins Fleisch eindringen kann. Dass dies auch funktioniert, bewies Lukas Meyer mit einer bereits beschädigten Schnittschutzhose.
Die Sicherheit hat allerdings ihren Preis: eine solche Hose kostet rund 300 bis 400 Franken. Die Mitarbeiter haben ein Budget für ihre Ausrüstung und müssen sich selber darum kümmern.
Kein einfaches Umfeld
Zum Abschluss informierte Matthias Bruder über die Situation im Forstbetrieb und darüber, wie sich die Trockenheit auswirkt. Da die Trockenheit europaweit ein Problem und auch viel Schad- und Sturmholz auf dem Markt ist, sind die Holzpreise tief. «Das Umfeld ist nicht ganz einfach, aber der Förster jammert nicht, er hat Ideen und denkt unternehmerisch», freute sich Rolf Jäggi, Präsident der Forstkommission und Gemeindeammann von Egliswil. --vb