Das Wohler Wahlorakel
10.09.2019 WohlenKantiforum: Kabarettist Bänz Friedli mit seinem Programm «Was würde Elvis sagen?»
Bissig und hochintelligent. Bänz Friedli nimmt mit seinem neuen Programm Politik und Gesellschaft aufs Korn. Auch das Wohler Politgeschehen kommt nicht ungeschoren ...
Kantiforum: Kabarettist Bänz Friedli mit seinem Programm «Was würde Elvis sagen?»
Bissig und hochintelligent. Bänz Friedli nimmt mit seinem neuen Programm Politik und Gesellschaft aufs Korn. Auch das Wohler Politgeschehen kommt nicht ungeschoren davon. Doch der Träger des «Salzburger Stiers» überzeugt nicht nur mit seinem Humor, sondern regt das Publikum auch zum Nachdenken an.
Joel Gattlen
«Für mich ist der ‹King› einfach der Grösste. Wenn ich am Morgen aufwache, ist das Erste, an was ich denke, mein Idol Elvis», sagt Autor und Kabarettist Bänz Friedli. Wohl sehr zum Leidwesen seiner Ehefrau. Doch der King ist für den gebürtigen Berner und heutigen Wahlzürcher viel mehr als nur ein Idol. «Er ist für mich auch ein persönlicher Ratgeber. In beinahe jeder Lebenssituation kommt mir ein Song von Elvis in den Sinn. Darin lassen sich viele Antworten finden», verrät Friedli.
In seinem vierten Bühnenprogramm mit dem klangvollen Namen «Was würde Elvis sagen?», setzt der Preisträger des renommierten «Salzburger Stiers» ganz auf seine Stärke: das erzählerische Kabarett. Dabei analysiert und hinterfragt Friedli mit viel Witz und Charme seine Umwelt und scheut sich auch nicht, das Publikum mit kritischen Fragen zum Denken anzuregen.
Doch manchmal stösst auch Friedli an seine Grenzen: «Ich weiss bis heute nicht, was sich meine Eltern genau überlegt haben, als sie mich ‹Bänz› getauft haben.» Googelt man den Begriff auf Berndeutsch, wird man schnell fündig. «Meist ist auf Dialekt damit nämlich ein Schaf oder ein dicker Junge gemeint.» Nicht gerade schmeichelhaft.
«Kanti-Aula ist wunderschön, aber die Akustik…»
Besonders lobenswert ist, dass der Kabarettist sein Programm jeweils stark auf den jeweiligen Veranstaltungsort anpasst. «Bei Wohlen fällt mir das natürlich besonders leicht, weil schon allein deswegen eine grosse Verbundenheit besteht, da meine Heimatgemeinde Wohlen bei Bern ist», erklärt Friedli.
Und noch ein Beispiel. «Euer Wohlen ist eine wahre Perle von Kleinstadt. Hier hat beispielsweise Stararchitekt Calatrava mit dieser Aula seine Weltkarriere gestartet. Oder besser gesagt: Hier hat er noch geübt. Wunderschön, aber eine Scheissakustik», betont Friedli.
Gallati und die Kapitulation vor der Islamisierung?
«Ich komme immer gern hierher. In Wohlen ist immer so viel los. Mord, Totschlag und viele Politaffären. Wobei ich zugeben muss: In letzter Zeit hat sich bei euch alles wieder etwas beruhigt. Zumindest ist bislang niemand mehr zu schnell gefahren», konstatiert Friedli. Doch dass gar nichts mehr los sei, könne man so doch nicht sagen. «Hohe Wellen schlug, dass die Kammergesellschaft Pouletwienerli an der Wohler Fasnacht servierte. Grossrat Gallati sah sich darin natürlich direkt mit einer Kapitulation vor der Islamisierung konfrontiert.»
Das habe aber auch damit zu tun, dass Gallati im Dauerwahlkampf sei. «Der hat ‹gäng› etwas zu sagen, obwohl er eigentlich gar nichts zu sagen hat», ist sich Friedli sicher.
Perrouds Wahlsieg vorausgesagt, von allen ausgelacht
Generell habe er ein gutes Gespür für die Wohler Politik, betont Friedli. «Bei meinem letzten Auftritt 2017 standen gerade die Wohler Gemeindeammannwahlen an. Als ich prognostizierte, dass der Jugendarbeiter Arsène Perroud das Rennen machen würde, haben mich damals noch alle ausgelacht. Und wer ist jetzt Ammann? Arsène.»
Cannabisobligationen als todsichere Anlage
«Als ich vor Kurzem ins Gespräch mit einem bekannten Investmentbanker kam, schwärmte mir dieser von sogenannten ‹Green Bonds› vor. Angeblich ein todsicheres Investment. Ich fragte, ob er damit ökologische Anleihen meine. Nein, entgegnete mir dieser. Er meine damit sogenannte Cannabisobligationen aus den USA und Kanada. Die Renditen seien traumhaft. Da werde man regelrecht Doppelhigh», erzählt Friedli. Dafür hat der Kabarettist kein Verständnis. «Einer, der vor zwei Monaten noch über alle Drögeler hergezogen ist, dealt jetzt mit Marihuanabonds? Aber Geld stinkt ja bekanntlich nicht, oder?», moniert Friedli.
«Friedli ist garantiert nicht zum letzten Mal in Wohlen»
Friedlis Programm fand beim Wohler Publikum grossen Anklang. Begeistert zeigten sich die beiden Wohler Kantonsschülerinnen Yanike Becklas (17) und Anja Bachmann (18): «Friedli kann sehr gut Dialekte nachahmen und überzeugt mit seinem bissigen, manchmal subtilen Humor.» Sein Programm sei zudem sehr breit gefächert. «Kein Thema ist vor ihm sicher», betonen die beiden Freundinnen.
Zufrieden ist auch Markus Häni, Co-Präsident des Kantiforums: «Wir bekommen jedes Mal ein sehr positives Feedback nach seinen Auftritten. Es ist schon fast Tradition, dass Friedli bei uns auftritt, und es wird bestimmt auch nicht sein letzter Auftritt bei uns gewesen sein.»