Zwei Familien, ein Team
30.08.2019 Region UnterfreiamtDie Kartfahrer-Talente Luca Luongo und Lyon Mathur aus Sarmenstorf werden von ihren Familien tatkräftig unterstützt
Während andere Jungs im Alter von 13 Fussball oder Handball spielen, sind die Sarmenstorfer Luca Luongo und Lyon Mathur leidenschaftliche ...
Die Kartfahrer-Talente Luca Luongo und Lyon Mathur aus Sarmenstorf werden von ihren Familien tatkräftig unterstützt
Während andere Jungs im Alter von 13 Fussball oder Handball spielen, sind die Sarmenstorfer Luca Luongo und Lyon Mathur leidenschaftliche Kartfahrer. Bei ihrem Hobby sind sie auf die Unterstützung ihrer Familien angewiesen, die durch den Kart-Sport zu einem Team geworden sind.
Josip Lasic
Samstagmorgen auf der Kart-Bahn in Wohlen. Es herrscht Hochbetrieb. Auf der dicht befahrenen Piste werden in wenigen Momenten zwei weitere Karts unterwegs sein. Lyon Mathur, 13 Jahre alt, aus Sarmenstorf, kümmert sich darum, dass der Motor von seinem Rennkart die richtige Temperatur erreicht, bevor er losfahren kann. Daneben steht sein bester Freund, Luca Luongo. Ebenfalls 13 Jahre alt, ebenfalls aus Sarmenstorf. Bei ihm kümmert sich sein Vater Michele, der gleichzeitig sein Mechaniker ist, dass der Kart einsatzbereit ist. Briss Mathur, Vater von Lyon, kommentiert die Szene: «Die beiden sind charakterlich völlig verschieden. Das ist nur ein Beispiel. Lyon kümmert sich gern selbst um den Kart, während Luca das Drumherum dem Profi überlässt. Dennoch verstehen sich die Jungs blendend.»
Die beiden 13-Jährigen haben im Kart-Sport ihre Leidenschaft gefunden und ihre Familien ebenfalls dafür begeistert. Während die Väter sich um die Mechanik der Karts kümmern, stehen die Mütter, Cornelia Mathur und Anja Luongo daneben und fiebern mit, sobald die Jungs auf der Piste sind. Die Familien Mathur und Luongo – ein grosses Kart-Rennfahrer-Team.
Ein teurer Sport
Vor drei Jahren hat das Abenteuer angefangen. Lyon Mathur wirkt wie ein kleiner Medienprofi, als er von den Anfängen erzählt: «Mein Nachbar hat mich auf die Kart-Bahn mitgenommen. Ich war begeistert, dass ich nur das Gaspedal runterdrücken musste und gleich die Post abging.» Luca Luongo spielte damals gemeinsam mit Lyon Mathur Fussball bei den Junioren des FC Sarmenstorf und kam über ihn ebenfalls zum Kart-Sport. Dass sein Vater, Michele Luongo, früher ebenfalls Kartfahrer war, hat die Entscheidung positiv beeinflusst.
Mittlerweile fahren die Freunde im gleichen Team in der Rennserie «Vega Trofeo». Bis das möglich war, musste ein weiter Weg zurückgelegt werden. Kart kaufen, ein Team finden, Sponsoren suchen. Der letzte Punkt ist besonders wichtig, denn der Sport ist teuer. Ein Rennkart kostet in der Anschaffung rund 10 000 Franken. Ein Rennwochenende kostet rund 2000 Franken. «Vorausgesetzt es gibt keine Unfälle und man benötigt keine Ersatzteile», sagt Michele Luongo. «Sonst wird es noch teurer.» In der «Vega Trofeo» bestreiten die Jungs fünf Rennen. Cornelia Mathur sagt lachend: «Wenn es um die Kosten geht, wäre es leichter gewesen, wenn die Jungs beim Fussball geblieben wären.»
Kartfahren als Lebensschule
Damit sie die Jungs besser unterstützen können, haben die Familien den Verein «Force Plus Racing» gegründet. Das Team, bei dem Luca Luongo und Lyon Mathur fahren, heisst «Kartbox», ein Kart-Sport-Team aus Aarberg im Kanton Bern. «Wir sind froh, dass die Jungs in diesem Team sind», erzählt Anja Luongo. «Der Teamchef Kurt Wenger macht das hauptberuflich und nimmt sich wirklich Zeit für die Jungs und analysiert mit ihnen die Rennen.»
Das ist auch notwendig. Denn die Rennen verliefen nicht immer reibungslos. Luca Luongo: «Ich hatte teilweise extrem viel Pech. Letztes Jahr, als wir in der Schweizer Meisterschaft fuhren, lief bei mir alles schief, was schief laufen konnte.» Unter anderem hatte er viele Unfälle, die er nicht selbst verschuldet hat. Da die Karts teilweise bis zu 120 km/h erreichen, sind diese Unfälle nicht ungefährlich. Luca Luongo hatte nie grössere Verletzungen, «aber er musste lernen mit solchen Rückschlägen umzugehen und weiterzumachen», sagt Cornelia Mathur. Anja Luongo: «Als Mutter stirbst du aber vor Aufregung.» Auch Lyon Mathur musste bei seinen ersten Rennen mentale Herausforderungen meistern. «In einem Rennen lief es mir sehr gut. Ich war Führender», so der 13-Jährige. «Plötzlich wurde es mir zu viel. Ich konnte mit dem Druck nicht umgehen und fiel immer weiter zurück.» Mittlerweile kann er gut mit Druck und Erwartungen umgehen. Briss Mathur: «Für die Jungs ist es eine enorme Lebensschule.»
Ambitionen sind vorhanden
Die Schule, die sie normalerweise besuchen, kommt Luca Luongo und Lyon Mathur enorm entgegen. Die Rennen der «Vega Trofeo» finden alle in Frankreich statt. Da ein Rennwochenende bereits mit den Rennvorbereitungen am Freitag beginnt, reisen die Jungs am Donnerstag nach der Schule ab.
Damit sie das dürfen, müssen die schulischen Leistungen stimmen. Daneben halten sich die Jungs auch persönlich fit. Im Gegensatz zu Lyon Mathur spielt Luca Luongo nach wie vor Fussball bei den Junioren des FC Sarmenstorf. «Zudem mache ich zu Hause Krafttraining», ergänzt er. Lyon Mathur: «Ausserdem kommen wir mental nicht mehr aus dem Rennfahren raus. Selbst wenn wir mit dem Fahrrad zum Bäcker wollen, schauen wir, welches die Ideallinie ist, die wir fahren können.»
Aktuell ist Luca Luongo auf dem 15. Rang in der «Vega Trofeo». Lyon Mathur ist auf dem 4. Platz. Zwei Rennen fehlen noch in der aktuellen Saison. Die besten drei qualifizieren sich für den Weltfinal in Le Mans. «Das ist mein Ziel», sagt Lyon Mathur. Auch Luca Luongo möchte sich dafür qualifizieren, allerdings erst in der nächsten Saison. Langfristige Ziele hat das Duo auch. In einer Klasse mit einem geschalteten Kart fahren, an einer internationalen Meisterschaft teilnehmen und nach Möglichkeit sogar eine Rennserie gewinnen. «Träume wie die Formel 1 sind schön und gut», sagt Michele Luongo. «Dafür muss man aber gut betucht sein oder einen finanzkräftigen Sponsor haben. Ihre Ziele im Kart-Sport sind vernünftig und realistisch.»
Allerdings benötigen sie auch dafür Sponsoren. Der Vorteil der Jungs: In der Region gibt es nicht viele Kartfahrer. Der Nachteil: Es ist ein Randsport. Lyon Mathur: «Nächstes Jahr will ich wieder an der Schweizer Meisterschaft starten. Wenn sich dafür ein guter Sponsor findet, darf der seine Werbung auf den Kart hinkleben, wo er will. Hauptsache er unterstützt mein Ziel.» Auf die Unterstützung ihrer Familien können die Jungs auf jeden Fall zählen. Weshalb die Familien ihre Jungs in ihrer Leidenschaft so unterstützen, erklärt Cornelia Mathur in einem Satz: «Wir sind vielleicht etwas verrückt.»

