Positive Zwischenbilanz
30.08.2019 WohlenWas wurde aus dem Projekt «Natur findet Stadt»? – Mehr als erhofft
Vor rund eineinhalb Jahren wurde das Projekt am Naturmärt vorgestellt. Mittlerweile wurden 34 Personen beraten, wie sie ihren Garten besser in das hiesige Ökosystem einbringen ...
Was wurde aus dem Projekt «Natur findet Stadt»? – Mehr als erhofft
Vor rund eineinhalb Jahren wurde das Projekt am Naturmärt vorgestellt. Mittlerweile wurden 34 Personen beraten, wie sie ihren Garten besser in das hiesige Ökosystem einbringen können.
Chantal Gisler
Umweltschutz ist heutzutage in aller Munde. Die verheerenden Waldbrände in Brasilien dominieren die internationalen Medien. Umweltaktivistin Greta Thunberg hat nach zwei Wochen Segelfahrt den Hafen von New York erreicht. Auch in der Schweiz wird der Umweltschutz vermehrt zum Thema. Besonders in Wohlen, wo vor rund eineinhalb Jahren das Projekt «Natur findet Stadt» lanciert wurde. Jetzt, zur Halbzeit, ziehen die Initianten eine erste Bilanz. «Wir sind erstaunt, wie gut das Projekt bei den Wohlerinnen und Wohlern ankommt», sagt Andrea Fuchs vom Natur- und Vogelschutzverein. Sie begleitet das Projekt seit seinem Anfang. «Wir haben im ersten Jahr mit etwa drei bis vier Beratungen gerechnet. Jetzt befinden wir uns am oberen Rand von dem, was möglich ist.»
Ziel des Projekts ist es, die Menschen zu beraten, wie sie ihren Garen möglichst naturnah gestalten können. Naturnah bedeutet hierbei aber nicht, möglichst viel zu pflanzen. Sondern möglichst einheimische Bäume, Sträucher und Blumen zu pflanzen. So soll ein Garten entstehen, der zum Ökosystem Wohlens passt. «Ziel ist es, dass sich einheimische Tiere und Insekten wieder vermehrt ansiedeln können, aber auch selten gewordene Pf lanzen», so Fuchs. «Es ist eine langsame Bewegung, aber es passiert und entsteht etwas.»
Einen Teich angelegt
Besonders gut ist das am Garten von Christina Cotti zu erkennen. Ein Blick über den Gartenzaun reicht, um zu sehen, dass sich Insekten hier wohlfühlen. Mitten im Garten hat sie ein Quadrat gelassen, in dem die Pflanzen wachsen, wie es ihnen gefällt. «In diesem Jahr habe ich die wilde Wiese noch nie gemäht.» Rund um das Quadrat hat sie einen Weg aus kurzem Rasen. «Damit ich noch um die wilde Wiese herumgehen kann», erklärt Cotti. Bis vor einem Jahr hatte sie eine klare Linie für ihren Garten: Der Rasen wurde in regelmässigen Abständen gemäht. Das Laub gerecht. Unkraut herausgerissen. «Aber seit die Kinder ausgezogen sind, habe ich viel Platz. Und diesen möchte ich der Natur geben.» Ihr Haus wurde in den 50er-Jahren gebaut, entsprechend ist auch der Garten angelegt. Konkret heisst das: viel Tuja, viele exotische Hecken und Pflanzen. «Zunächst habe ich angefangen, mit grossen Regentonnen Wasser aufzufangen, um damit den Garten zu bewässern.» Für Christina Cotti ist das Umdenken ein Prozess. «Aber es kommt immer mehr dazu, immer mehr Ideen.»
So wie beispielsweise der selbst angelegte Teich in Form eines Herzens. Oder dort, wo vor einem Jahr noch Holzscheite lagen, liegt nun Totholz, das als Insektenhotel genutzt werden kann. «Ich musste mir überlegen, was ich in meinem Garten haben möchte», so Cotti. Igel gehören dazu. «Und alles, was fliegt.»
Mehr Nischen für Tiere
Ein weiteres Beispiel findet sich am Badmattweg. Hier lebt Bruno Breitschmid. Der Rentner versucht in seinem Garten Nischen für einheimische Tiere zu schaffen. «Auf der Nachtkamera habe ich gesehen, dass ich nicht nur Igel, sondern auch Füchse und Blindschleichen im Garten habe», erklärt er. Diesen möchte er ein besseres Zuhause schaffen. Dazu hat er einheimische Pflanzen wie Hartriegel und Sanddorn gepflanzt. Hinter dem Haus wächst auch ein Brennnesselbusch. «Diese habe ich früher immer ausgerissen.» Jetzt lässt er sie wachsen, denn die Insekten mögen sie. Aber auch die Nachbarskatzen. «Die beiden Jungen kommen sehr gerne in meinen Garten», freut sich Breitschmid. «Ihnen gefällt wohl die Vielfalt in meinem Garten.» So wie ihm die Vielfalt der Besucher und der Pflanzen gefällt.
Auch die Gemeinde macht mit
Doch nicht nur Private gestalten ihre Gärten ökologischer. Auch die Gemeinde Wohlen will vermehrt Platz für einheimische Pflanzen und Tiere schaffen. «Wir konnten bereits einige Projekte auf gemeindeeigenen Flächen realisieren», sagt Roger Isler, Leiter Umwelt und Energie der Gemeinde. So wurden auf der Wiese beim Sternensaal Hecken gepflanzt. An der Niederwilerstrasse wurde eine Blumenwiese anstelle von Rasen angelegt. Und am alten Badieingang wurden die fremden Bäume durch einheimische ersetzt. «Aber leider konnten wir nicht Vollgas geben, weil wir lange kein Budget hatten.»
Das gesamte Projekt ist auf drei Jahre angelegt. Fuchs und Isler sind sich aber einig, dass das Projekt anschliessend verlängert wird. «Es bewegt die Leute und tut der Natur gut. Wir sind sehr zufrieden.»