Mehr Schandfleck als Prunkstück
30.08.2019 WohlenDas Isler-Areal, das beste Landstück im Zentrum, hat noch keine stichhaltige Zukunft
Die «Sommerbar» war erneut ein Erfolg. Und wertete den Austragungsort, das Isler-Areal, für ein paar Augenblicke auf. Ansonsten ist das Isler-Areal ein Landstück, ...
Das Isler-Areal, das beste Landstück im Zentrum, hat noch keine stichhaltige Zukunft
Die «Sommerbar» war erneut ein Erfolg. Und wertete den Austragungsort, das Isler-Areal, für ein paar Augenblicke auf. Ansonsten ist das Isler-Areal ein Landstück, das auf seine überfällige Entwicklung wartet.
Daniel Marti
Rundherum wurden etliche Gebäude aus dem Dornröschenschlaf geweckt: Verwaltungsgebäude Isler, das Manufakturgebäude, die Streba, später die Isler-Villa. Zeugen aus der Strohindustrie bekamen neues Leben. Und dem benachbarten Isler-Areal wurde eine grosse und bedeutungsvolle Zukunft versprochen. Das war um die Jahrtausendwende. Die teilweise denkmalgeschützten Gebäude sind längst eine Pracht, das Isler-Areal dagegen ist eine Brache geblieben. Seit Ende 2001 ist das zentrale Landstück im Besitz der Gemeinde – für günstige 2,34 Millionen Franken gekauft. Während dieser 18 Jahre wurde zwar kräftig über die Nutzung debattiert, manche Absicht verworfen und bereinigt. Aber Führungsstärke hat das Isler-Areal nur selten erlebt. Das beste Landstück im Besitz der Gemeinde ist eher ein Schandfleck, der vor allem Baumaschinen für benachbarte Baustellen oder als Parkplatz dient. Dieser schäbige Anblick wurde vielen Besuchern der «Sommerbar» erst wieder bewusst. Immerhin bot die «Sommerbar» eine willkommene Abwechslung.
Wohin soll es gehen mit dem zentral gelegenen Landstück? Wie steht es mit möglichen Investoren? Wird der Gestaltungsplan endlich umgesetzt? Viele Fragen sollten nach einem so langen Prozess schon längstens beantwortet sein. «Der Gemeinderat möchte weiter sein bei der Entwicklung des Areals», gibt Gemeindeammann Arsène Perroud auf Anfrage zu. Gleichzeitig erklärt er, dass die Entwicklung des Areals nicht an der vordersten Stelle der Prioritätenliste steht. Hinten anstehen bedeutet dies – nun seit bald zwei Jahrzehnten.
Entwicklung im Verzug
Das Isler-Areal ist eigentlich begehrt: Aber die Entwicklung wird auf die Wartebank geschoben
Es umfasst über 75 Aren. Es ist im Besitz der Gemeinde. Auf einem Gestaltungsplan sind die Eckpfeiler formuliert. Und es liegt an bester zentraler Lage. Trotzdem: Beim Isler-Areal geht nichts vorwärts.
Daniel Marti
Eigentlich liegt das Landstück prächtig im Zentrum von Wohlen. Besser geht kaum. Und die Polit-Vertreter, ob Einwohnerrat oder Gemeinderat, haben schon manche gute Idee aufgetischt. Es ist ja auch eine Polit-Angelegenheit, denn das Isler-Areal wurde nach einem deutlichen Ja an der Urne (84,7 Prozent) im November 2001 von der Wohler Bevölkerung günstig gekauft. Preis: 2,346 Millionen Franken. Von hier aus sollte der Ortskern in eine gute Zukunft geführt werden, auf dem Isler-Areal sollten sogar städtebauliche Akzente gesetzt werden. Geschehen ist bisher nichts.
Gestaltungsplan formuliert die Absichten
Einzig die «Sommerbar» nistet sich jeweils auf dem Isler-Areal ein, macht aus ihm einen Festort. Aber letztlich ist Wohlens bestes Landstück eine triste Brache. Und für viele Leute aus der Bevölkerung ist dieser Zustand nicht befriedigend. Sieht das der Gemeinderat ähnlich?
«Der Gemeinderat möchte weiter sein bei der Entwicklung des Areals», gibt Gemeindeammann Arsène Perroud auf Anfrage zu. «Denn die Absichten sind seit Längerem mit dem Gestaltungsplan formuliert.» Die aktuellen «Verwendungszwecke» wie Parkplatz, Festort, «Sommerbar» und Baustellen-Installationsplatz sind laut Perroud nur Zwischennutzungen. «Bis das Areal der beabsichtigten Nutzung zugeführt werden kann, erachtet es der Gemeinderat als richtig und sinnvoll, Zwischennutzungen verschiedenster Art zu ermöglichen», so Perroud weiter.
Trotzdem, das Isler-Areal ist ziemlich einzigartig im Zentrum. Man spricht von einem qualitativ guten Landstück mit Wasseranschluss an der Bünz. Gute Gründe, das Areal zügig weiterzuentwickeln. Dies sieht der Gemeindeammann ähnlich. «Die Entwicklung des Areals ist ein wesentliches Projekt für die qualitative Innenentwicklung der Gemeinde Wohlen. Aufgrund der Dringlichkeit anderer Projekte der Gemeinde Wohlen wie Schulraum, Turnhalle, Bushof müssen Prioritäten gesetzt werden.»
Keine Blockade
Diese Prioritäten gehen also am Isler-Areal vorbei. Noch schlimmer: Als Platz für Baustelleninstallationen ist das Land gegenwärtig und auch künftig blockiert. Hier widerspricht Perroud. «Die Zwischennutzungen blockieren das Land nicht und bestimmen auch nicht den Fahrplan für die weitere Entwicklung.» Es liege ebenfalls im öffentlichen Interesse der Gemeinde, so Perroud weiter, private Projekte nicht zu blockieren. Bei deren Umsetzung sollte die Gemeinde Hand bieten. «Solche Nutzungen kommen aber nur dann in einem Umfang infrage, der nicht mit dem Fahrplan der Gemeinde kollidiert.»
Die Nutzungen werden den Bauherrschaften verrechnet. Die Summe orientiert sich in ihrer Höhe an den Parkierungsgebühren.
Welche Strategie hat der Gemeinderat überhaupt?
Nach 18 Jahren Besitz ist die Eigentümerin, die Gemeinde Wohlen, immer noch nicht über ein paar Gebühren für Parkierung und andere Nutzungen hinausgekommen. Vieles ist seit dem Kauf geschehen, heftig wurde diskutiert – und verpolitisiert. Nach dem Kauf gab es eine Ideenstudie, Park-Abstimmung, verworfenes Bauprojekt, zurückgewiesene Kaufofferte, Masterplan, Gestaltungsplan, Oase-Abstimmung, Platz für benachbarte Baustelleneinrichtungen. Eine konkrete zukunftsgerichtete Entwicklung sieht anders aus.
Darum, die Frage muss erlaubt sein: Welche Strategie verfolgt der Gemeinderat beim Isler-Areal überhaupt? Arsène Perroud: «Die Strategie ist im Legislaturprogramm definiert: Es besteht ein rechtskräftiger Gestaltungsplan, der umgesetzt werden soll. Dazu wird das Areal an einen Investor übertragen.» Der Gemeindeammann verweist dabei auf die klare Ablehnung der Oase-Initiative im Jahr 2017 mit 66 Prozent Neinstimmen. Mit dieser Ablehnung sei der Weg des Gemeinderates «von der Stimmbevölkerung bestätigt» worden.
Zudem wurde vom Einwohnerrat eine Motion der SP Wohlen mit dem Auftrag an den Gemeinderat überwiesen, dass die Liegenschaft nur im Baurecht abgegeben werden darf. «Ein Verkauf steht somit nicht zur Diskussion», betont der Ammann.
Das urbane Zentrum weiterentwickeln
Perroud verweist auf das Legislaturprogramm 2018–2021. Gemäss diesem Dokument sollte das Isler-Areal bis 2021 an einen Investor übertragen und eine Überbauung gemäss Gestaltungsplan in Planung sein. Wie weit ist der Gemeinderat hier auf dem Weg? Das Isler-Areal sei eine der letzten grösseren zentralen Flächen, auf welcher das «urbane Zentrum der Gemeinde Wohlen sich weiterentwickeln» könne. Rein diese Rarität «bedingt ein umsichtiges Vorgehen bei der Wahl des konkreten Realisierungsmodells und daraus folgend dann auch des privaten Investors. Auch bei der Umsetzung des Legislaturprogramms verweist Perroud darauf, dass andere Projekte eine höhere Priorität haben. «Deshalb ist die Entwicklung des Areals noch im Verzug.»
Am liebsten nur einen Investor
Trotz Verzögerungen, das zentrale Landstück ist eigentlich begehrt. Und für Investoren interessant. Dies bestätigt Gemeindeammann Arsène Perroud: «Es gibt verschiedene Investoren, die ihr Interesse am Baugrundstück für einen Kauf oder für die Übernahme im Baurecht geäussert haben. Verhandlungen haben aber noch keine stattgefunden.»
Und wie sieht die Absicht des Gemeinderates aus, ist das Isler-Areal nur gesamthaft zu haben oder in einzelnen Baufeldern? «Derzeit geht der Gemeinderat davon aus, dass das Grundstück an einen Investor übertragen und nicht aufgeteilt wird», so Perroud.