Einmal Herz- und einmal Kopfmensch
17.08.2019 KallernSommerserie «Zwillinge im Freiamt»: Sarah und Philippe Dubler, Kallern
Behütet seien sie aufgewachsen, sagen Sarah und Philippe Dubler. Als Zwillinge kannte man sie in ganz Kallern, als Kinder von Lehrer Peter Dubler weit darüber hinaus. Ähnliche ...
Sommerserie «Zwillinge im Freiamt»: Sarah und Philippe Dubler, Kallern
Behütet seien sie aufgewachsen, sagen Sarah und Philippe Dubler. Als Zwillinge kannte man sie in ganz Kallern, als Kinder von Lehrer Peter Dubler weit darüber hinaus. Ähnliche Wege haben die beiden aber nicht eingeschlagen. «Wir sind grundverschieden», sagen sie.
Annemarie Keusch
Den Humor und die Ironie. Gefragt nach ihren Gemeinsamkeiten sagen beide auf Anhieb das Gleiche. Immer wieder lachen sie, machen Witze, Grimassen. Den gleichen Humor haben sie, das ist nicht zu übersehen. Gleich gross sind sie zudem. «Und wir haben gleich grosse Ohren», sagt Sarah Dubler. Auch ihre positive Art ist ihnen gemeinsam. Dann hört es aber bald auf. «Typische Zwillinge waren wir nie», betont Philippe Dubler. Sie haben nie alles gemeinsam gemacht. Und standen sich auch nicht näher, als sie es ihren anderen Geschwister taten. «Wir waren und sind eben einfach Geschwister», sind sie sich einig.
Vor allem aber in der Öffentlichkeit war dies eine andere Wahrnehmung. Die Dubler-Zwillinge kannte man weit umher. Klar, als Kinder seien sie manchmal ähnlich gekleidet gewesen, der Rock von Sarah und die Hose von Philippe aus dem gleichen Stoff. Nach Verwechslungen zu fragen, wäre bei zweieiigen Zwillingen, wenn der eine weiblich, der andere männlich ist, aber vermessen. Sarah Dubler lacht. «Das kam einmal vor», sagt sie. Beim Zahnarzt sei es gewesen. Philippe hatte etwas längere Haare, Sarah kurze. So wurde sie vom Zahnarzt mit «Philippe, du bist an der Reihe», angesprochen. Noch heute können beide darüber lachen.
In der Oberstufe andere Freunde
Ihre ersten Lebensjahre verbrachten Sarah und Philippe Dubler im Gleichschritt. Ihr Alltag sah oft gleich aus. «Wir hatten eine tolle, behütete Kindheit», sagen beide. Genial sei es gewesen, alle kannten sich. «Von der Höll bis zum Oberniesenberg, die Jahrgänge spielten keine Rolle», erinnert sich Sarah Dubler. Speziell, als sie mit sechs Jahren einen Pool im Garten bekamen, sei die «Kallerer Badi» der Treffpunkt für die Dorfkinder gewesen. Die Wege der beiden trennten sich nach der Primarschule. Philippe Dubler ging nach Muri in die Bezirksschule. Sarah Dubler blieb nach der fünften Klasse in Boswil und besuchte dort die Sekundarschule. «Ab dann hatten wir andere Kollegenkreise, kamen vom wohlbehüteten Nest in die grosse Welt», erklärt Philippe Dubler. Klassen mit 25 Kindern, eine Turnhalle – für die Zwillinge war das Neuland.
Wieder zurück in Kallern
Sarah Dubler spricht von «zwei Wohnungen» im Bauch, «mehr nicht». Charakteristisch seien sie komplett anders, auch wenn ihre Weltanschauungen nicht diametral unterschiedlich seien. Der 20. Geburtstag war der letzte, den sie 1990 gemeinsam feierten. Die Einladungskarte für Familie und Freunde haben sie noch heute. Der 15 Minuten ältere Philippe schlug den klassischen Weg ein. Nach der Hochbauzeichnerlehre blieb er diesem Metier treu, bis heute. Aktuell arbeitet er bei der Regionalen Bauverwaltung in Muri und lebt mit seiner Frau und den gemeinsamen drei Kindern in Kallern. «Zurück zu den Wurzeln», habe er sich gesagt, nachdem er zwischenzeitlich knapp 15 Jahre in Muri lebte. Deutlich unsteter verlief Sarah Dublers Lebensweg. Sie absolvierte eine Lehre als Floristin, machte die Meisterprüfung, versuchte sich aber in verschiedenen Berufen. Zeitweise war die Gastronomie ihre berufliche Heimat, aktuell ist sie Buchhalterin. Mit ihrem Lebenspartner und ihrem Kind lebt sie mittlerweile in Auw. «Ich bin aber rund 20mal umgezogen», sagt sie lachend.
Eigene Ziele und Überzeugungen
Sie eher ein Herzmensch und er eher ein Kopfmensch, so beschreiben sich die Zwillinge gegenseitig. «Ohne zu meinen, das eine sei besser als das andere», betonen sie. Philippe Dubler ist Gemeindeammann in Kallern, seine Schwester bezeichnet sich «seit 15 Jahren als klassische alleinerziehende Mutter». Sie ziehe ihr Ding durch, probiere vieles aus, «natürlich nicht ohne nach links und nach rechts zu blicken. Ich will schliesslich niemandem schaden.» Beide haben ihren eigenen Weg gemacht, mit ihren eigenen Zielen und eigenen Überzeugungen.
Der Kontakt ist aber immer geblieben, seit die Eltern verstorben sind, ist er intensiver. «Wir Geschwister treffen uns regelmässig», erklären sie. Enger sei die Beziehung zwischen ihnen als Zwillinge aber nicht. «Dass wir Zwillinge sind, hatte auf unser bisheriges Leben gar keinen Einfluss», sind sich die beiden einig. Dass sie total unterschiedlich sind, hat sie nie gestört. «Unsere beiden älteren Geschwister sind noch einmal komplett anders.» Gleich ist ihnen aber der Schalk und die Überzeugung, ihr Leben nach ihrem eigenen Gusto zu führen.