Ein ganz grosses Herz für Tiere
27.08.2019 VereineDrei Vereine organisieren in Boswil ein Benefizkonzert für Hunde und Katzen auf Santorini
Lucia Tellenbach verkörpert den Verein «Sterila». Sie kastrieren Katzen auf Santorini, um die Vermehrung einzuschränken. Und sie versuchen kranke Tiere zu ...
Drei Vereine organisieren in Boswil ein Benefizkonzert für Hunde und Katzen auf Santorini
Lucia Tellenbach verkörpert den Verein «Sterila». Sie kastrieren Katzen auf Santorini, um die Vermehrung einzuschränken. Und sie versuchen kranke Tiere zu retten. Gaby Achermann macht das Gleiche, mit Schwerpunkt auf den Hunden. Am Sonntag, 1. September, um 16.30 Uhr organisieren sie ein Benefizkonzert in der Alten Kirche Boswil.
Annemarie Keusch
Im Sommer ist das Problem kleiner. Dann ist die griechische Insel Santorini überfüllt mit Touristen. Das Geschäft läuft. Die Menschen füttern die vielen Hunde und Katzen in den Strassen der Insel. Die Esel transportieren die vielen Touristen von A nach B. Vom Abfall an den Strassenrändern können sich Tiere ernähren, die nicht gefüttert werden. Anders ist die Situation im Winter. Ab dem 1. November ist die Touristensaison vorbei. «Santorini wirkt dann quasi ausgestorben», sagt Lucia Tellenbach. Die Geschäfte sind geschlossen, die Touristen bleiben aus. Auch viele Griechen verbringen den Winter lieber auf dem Festland.
Zurück bleiben Tausende Tiere: Hunde und Katzen. Die wenigen Einwohner, die ganzjährig bleiben, sind zu arm oder zu alt, um alle zu füttern. Also streunen sie durch die Strassen. Die Hunde, in Rudeln, fressen auch mal Katzen oder andere angekettete Hunde. «Grauenhaft», sagt Gaby Achermann. Beide sind sie oft auf Santorini – auch im Winter.
Ansprechpartner vor Ort
Gaby Achermann war einst selber eine Touristin, die die vielen verletzten und unterernährten Tiere sah, aber tagtäglich an ihnen vorbeilief. «Ein Hund aber sah so schlimm aus, dass ich nachts nicht mehr schlafen konnte, weil dieses Bild nicht mehr aus meinem Kopf ging.» Achermann suchte das Tier, ging damit zum Tierarzt. Die gröbsten Wunden wurden behandelt und das Tier hätte zurück auf die Strasse gekonnt. «Verbessert hätte sich die Situation für den Hund nur für kurze Zeit. Also nahm ich ihn mit nach Hause.» Es ist der Anfang ihrer Tierschutzaktivitäten auf Santorini. Mit dem Verein «Sawa» setzt sie sich für streunende Hunde, geschundene Esel und auch kranke Katzen ein. Die Non-Profit-Organisation führt auf Santorini ein Tierheim und ist Kontaktstelle, wenn gefährdete Tiere gemeldet werden.
Tiere in der Schweiz vermitteln
Ganz ähnlich ist die Geschichte von Lucia Tellenbach. Aktive Tierschützerin war die Zugerin lange nicht. «Geliebt habe ich Tiere immer», betont sie. Schon als Kind habe sie sich gefragt, warum ihre Familie «Metzgete» ass, wenn der Garten viel frisches Gemüse hergab. Zu ihrem mittlerweile unermüdlichen Einsatz – Tellenbach fliegt monatlich auf eigene Kosten nach Santorini – brachte sie ein Ferienaufenthalt. 2015 war es, als sie auf der Insel einer Katze begegnete, der bei jedem Atemzug Blut aus der Nase spritzte. Sie litt an einem Tumor. Am letzten Tag ihres Aufenthalts brachte sie die Katze zum Tierarzt. Mittlerweile hat sie das Gleiche mit hunderten Tieren gemacht.
Die Hauptarbeit der Vereine liegt aber in der Kastration. «Es ist besser, wenn es weniger Tiere gibt und diese dafür gesund sind», sind sich die beiden Frauen einig. Mehrmals wöchentlich organisieren sie sogenannte Kastrationswochen. In Zusammenarbeit mit Tierärzten machen sie die Tiere operativ unfruchtbar, von morgens früh bis spätabends. Sie sammeln die Tiere ein, kastrieren sie und lassen sie wieder frei.
Geld für die Behandlung der Tiere
Und bei jedem Aufenthalt «exportieren» sie Katzen und Hunde nach Europa. «Gesund natürlich, um keine Krankheiten einzuschleppen», versichern sie. Hier kommt der dritte Verein ins Spiel, der das Benefizkonzert in der Alten Kirche Boswil mitgestaltet. «Hilf dem Tier» ist eine in der Schweiz aktive Hilfsorganisation, die Plätze für die «importierten» Tiere sucht. «Sie sind extrem wichtige Partner», sagt Lucia Tellenbach. Alle Tiere bei sich zu Hause aufzunehmen, sei schliesslich ein Ding der Unmöglichkeit.
Tierschutz kostet Geld. Und damit meinen die beiden nicht die Flüge nach Santorini. «Die bezahlen wir natürlich selber.» Die Behandlung der Tiere ist dafür kostenintensiv. Um die Vereine zu entlasten, kam die Idee eines Konzertes auf. Am Sonntag, 1. September, spielen in der Alten Kirche Boswil verschiedene Künstler. «Tierschützer sind sie keine, sie haben aber einen Bezug zu uns oder zu unserem Engagement», betont Lucia Tellenbach. Trompeter Mitsuo Hashimoto zum Beispiel «will für die Tiere spielen» und hat die Situation auf Santorini bei einem eigenen Urlaub auch schon erlebt.
Von vielen Anmeldungen für das Konzert, das bis am Abend dauert und mit einem Kurzvortrag und einer Podiumsdiskussion aufgelockert wird, können die beiden noch nicht berichten. «Aber wir geben nicht auf. Aus Überzeugung, weil wir wissen, dass unsere Hilfe ankommt.»