Parkplätze statt Rasen
26.07.2019 WohlenIn der Paul-Walser-Stiftung feierte der FC Wohlen grosse Erfolge. Heute ist die Sportanlage verschwunden. Da, wo der Aufstieg in die NLB gelang, hat es heute Läden und Parkplätze.
Nichts erinnert mehr an die Erfolge
«Was wurde aus»: ...
In der Paul-Walser-Stiftung feierte der FC Wohlen grosse Erfolge. Heute ist die Sportanlage verschwunden. Da, wo der Aufstieg in die NLB gelang, hat es heute Läden und Parkplätze.
Nichts erinnert mehr an die Erfolge
«Was wurde aus»: Sportplatz Paul-Walser-Stiftung
Hier hat der FC Wohlen so manch glorreiches Spiel bestritten und haben die Fans oft bis spät in die Nacht gefeiert. Und nebenan kämpften die Wohler Tennisspieler um jeden Ball. Die Rede ist aber nicht von der Sportanlage Niedermatten.
Chregi Hansen
2300 Zuschauer verfolgten am 8. Juni 2002 das Spiel. Und hatten trotz der mässigen Fussballkost allen Grund zum Feiern. Dank eines 0:0 gegen Schaffhausen stieg der FC Wohlen in die Nationalliga B auf. Bis spät in der Nacht wurde in der legendären Paul-Walser-Stube gefeiert.
Heute erinnert gar nichts mehr an diesen und weitere Erfolge. Wo einst die Kicker des FC Wohlen bis in die zweithöchste Schweizer Liga stürmten, steht heute das eher schmucklose Gebäude eines Grossverteilers. Wo der Tennisclub Wohlen auf fünf Plätzen seine Spiele austrug, befindet sich inzwischen ein Schuhladen. Und wo sich Tribüne und Beiz befanden, sind heute nur noch Parkplätze. Der Sport zügelte 2004 in die Niedermatten. Zurück blieb eine etwas trostlose Gewerbezone. Mit viel Grau statt Grün.
Als Wohlen ein Sportzentrum geschenkt wurde
Paul-Walser-Areal hiess der Sportplatz ursprünglich, der 80 Jahre lang die Heimat von Fussball und Tennisclub war. Benannt war er nach dem Stifter, weshalb später von der Paul-Walser-Stiftung die Rede war. Heute kennt die Wohler Strassenkarte nur noch den Paul-Walser-Weg. Dieser befindet sich aber an einem völlig anderen Ort. Dort, wo einst die Strohwarenfabrik eben jenes Paul Walser stand, das heutige Streba-Gebäude. Der ehemalige Sportplatz hingegen ist namenslos – am ehesten spricht man noch vom Lidl-Parkplatz.
Auch wenn der Sportplatz nicht mehr auf den Karten vermerkt ist, den Namen Paul Walser wird man in Wohlen noch lange in Erinnerung behalten. Der erfolgreiche Wohler Fabrikant war 1905 mit seiner Familie nach London gezogen und eröffnete dort unter dem Namen «Reslaw House» (Reslaw als Umkehrung des Namens Walser) Fabrikations- und Büroräume. Mit Wohlen und speziell dem Fussballclub bliebt der Fabrikant aber eng verbunden. Schon früher hat er dem Verein Material geschenkt, etwa Bälle oder Netze. Nun aber vermachte er Wohlen ein ganzes Sportzentrum: einen Fussballplatz mit Leichtathletikanlage und Tribüne inklusive Garderoben und Duschen, angegliedert daran vier Tennisplätze, die im Winter erst noch als Eisfeld genutzt werden konnten. Fussball, Leichtathletik, Tennis und Eissport vereint an einem Ort. Genau so, wie es sich heute in der Niedermatten wiederholt.
Der Standort war nicht zufällig gewählt. Hier an der Villmergerstrasse nutzte der FC Wohlem bereits früher einen Platz. Dieses Terrain kaufte Walser und schenkte es dem Verein 1923. Baubeginn für das Stadion war am 5. März 1924, Bauende am 19. Dezember 1924. Dazwischen erfolgte am 1. Juni die offizielle Einweihung mit einem Turnier, das der FC Aarau für sich entschied. Für den Bau der Anlage wurde eine Stiftung gegründet, die Paul-Walser-Stiftung. Deren Zweck war die Schaffung eines Sportplatzes für Rasenspiele, Tennis und Leichtathletik.
80 Jahre lang war der Platz direkt an der Bullenbergstrasse die Heimat von Fussball- und Tennisclub. Und erlebte so manch unvergesslichen Moment. Beispielsweise spielten die Wohler Fussballer 1931 eine Saison lang in der höchsten Schweizer Liga. Aber es gab auch traurige Momente. Am 15. September 1957 nahmen der FC und der Tennisclub mit einer Gedenkfeier auf der Anlage Abschied von Stifter Paul Walser, der zehn Tage zuvor in London verstorben war. Sein Name allerdings blieb in Wohlen noch für Jahrzehnte ein Begriff.
Das Areal später zu viel Geld gemacht
Das Ende der Paul-Walser-Stiftung folgte im Jahr 2004. Nach jahrelanger Planung und vielen Diskussionen konnten die Vereine in das neue Sportzentrum Niedermatten umziehen. Dass diese Anlage überhaupt realisiert werden konnte, daran hatten die Sportler selber einen grossen Anteil. Der TV Wohlen, der FC Wohlen und der Tennisclub Wohlen steuerten je eine halbe Million Franken an den Bau bei. Viel wichtiger noch: Die Fussballer und Tennisspieler überliessen ihre bisherige Anlage der Gemeinde, deren Wert wurde mit 5 Millionen Franken in die Finanzierung des neuen Sportzentrums eingerechnet. Unter dem Strich löste Wohlen aber durch den Verkauf viel mehr, nämlich mehr als 6 Millionen.
Lange wurde spekuliert, welche Unternehmen sich auf dem ehemaligen Sportplatz ansiedeln. Einige Zeit zeigte Burger King Interesse. Der Abbruch begann im Mai 2008. Heute stehen hier Lidl, Fressnapf und das Schuhgeschäft La Halle, eine Textilreinigung und eine Wohnüberbauung. An den Sport erinnert nur noch der benachbarte Sportweg. Dessen Name liess sich eben nicht ändern.



