Ford, Fussball, Familie
19.07.2019 BremgartenSommerserie «Zwillinge im Freiamt»: Robin und Timon Groth aus Bremgarten
Zwillinge können sehr unterschiedlich sein. Nicht so bei Timon und Robin Groth. Bei den Brüdern aus Bremgarten muss man die Unterschiede mit der Lupe suchen. Sie sind aber nicht nur ...
Sommerserie «Zwillinge im Freiamt»: Robin und Timon Groth aus Bremgarten
Zwillinge können sehr unterschiedlich sein. Nicht so bei Timon und Robin Groth. Bei den Brüdern aus Bremgarten muss man die Unterschiede mit der Lupe suchen. Sie sind aber nicht nur in der Frisur vorhanden.
Josip Lasic
Beim Restaurant El Mosquito in Bremgarten fahren zwei fast identisch aussehende Ford Focus ST vor. Einer in Schwarz und einer in Silber. Aus ihnen steigen zwei fast identisch aussehende Personen aus. Robin Groth trägt die Haare kürzer als sein Zwillingsbruder Timon. So kann man die Geschwister, die sich selbst für Zwillinge sehr ähnlich sind, leichter auseinanderhalten.
Abgesehen vom gleichen Automodell teilen Timon und Robin Groth noch viel mehr. Sie spielen beide Fussball beim FC Bremgarten. Beide haben eine Lehre als Maurer abgeschlossen – im gleichen Betrieb. Sie haben einen ähnlichen Musikgeschmack, den gleichen Freundeskreis und die gleichen Interessen. Dennoch gibt es auch zwischen den Groth-Brüdern mehr Unterschiede als nur die Frisur und die Farbe ihrer Autos. Man könnte auch sagen, dass sie sich gut ergänzen.
Der Links- und der Rechtsfuss
Am 13. Januar 2000 kamen die eineiigen Zwillinge zur Welt. Robin ist nur eine Minute älter als Timon Groth. Seither bestreiten die Brüder ihren Weg gemeinsam. Sie haben noch zwei ältere Schwestern, Stephanie und Marina. «Wir verstehen uns mit unseren Schwestern sehr gut», sagt Robin Groth. «Aber die Verbindung zum Zwillingsbruder ist etwas sehr Besonderes.»
Eine grosse Gemeinsamkeit ist der Fussball. Die Groths starteten als Junioren beim FC Bremgarten, wechselten dann im D-Junioren-Alter zum FC Muri und spielten danach in der U14 und U15 beim FC Wohlen. «Das war Spitzensport. Als wir in die Lehre kamen, war uns viermal Training pro Woche zu viel», sagt Robin. Timon Groth ergänzt: «Wir haben uns dann entschieden nach Bremgarten zurückzukehren, wo all unsere Kollegen sind.» Nie hat einer der beiden Brüder als das grössere Talent gegolten. «Mal hat Robin einen besseren Tag, mal ich», so Timon Groth. «Wir sind in etwa gleich gut.» Beim Fussball fällt ein weiterer Unterschied zwischen den Brüdern auf. Robin Groth ist Linkshänder und Linksfuss. Timon ist Rechtshänder und Rechtsfuss. «Ich bin auch der Offensivere von uns beiden», sagt Timon Groth, der wie sein Bruder im Mittelfeld des FC Bremgarten spielt.
Die Brüder waren in der Primarschule in der gleichen Klasse. In der Oberstufe nicht mehr. «Ich habe einmal eine Stunde geschwänzt», erzählt Robin Groth. «Timon ist dann auf meinen Platz in der Klasse gesessen.» Timon lacht: «Die Mitschüler haben es gemerkt. Der Lehrer hat allerdings rund 20 Minuten gebraucht, bis er gemerkt hat, dass ich nicht Robin bin.» Als sie kleiner waren, hat sogar ihr Vater sie einmal verwechselt. «Er hat uns jeweils in das falsche Kinderbett gelegt. Wir haben geweint, bis er es gemerkt hat», sagt Timon Groth. Die Groth-Zwillinge können Tipps geben, wie man sie – abgesehen von der Frisur – auseinanderhalten kann. Timon hat eine Narbe oberhalb der rechten Augenbraue, die er sich bei einem Unfall im Schwimmbad zugezogen hat. Ausserdem kann man sie anhand ihrer Muttermale und ihrer Tattoos unterscheiden. Timon Groth hat die Geburtsdaten der Eltern tätowiert, zusammen mit dem Buchstaben M für «Markus» und «Marie-Theres». Daneben hat er einen Kompass, wo anstelle der Buchstaben für die Himmelsrichtungen die Anfangsbuchstaben der Namen seiner Geschwister und ein G für «Groth» stehen. Robin Groth hat die Namen seiner Geschwister in einer Schlaufe rund um den Arm tätowiert und das Wappen des FC Zürich (von dem auch Timon Fan ist).
«Wir haben als Familie einen engen Zusammenhalt», sagt Robin Groth. Timon sagt dazu: «Egal was ist, die Familie bleibt für immer.» So wichtig wie ihnen die Familie ist, so wichtig ist den Zwillingen auch ihr Umfeld. Der Kollegenkreis des Duos kommt aus der Region Bremgarten, Hermetschwil und Zufikon. Die Groth-Brüder, die noch bei den Eltern wohnen, wollen mit ihren Freundinnen zusammenziehen und suchen Wohnungen in dieser Region. Als sie gefragt werden, ob die Freundinnen auch aus der Region kommen, stocken die Brüder kurz. Robins Freundin kommt aus Jonen und Timons aus Anglikon, was für das in Bremgarten verwurzelte Duo schon ausserhalb liegt.
Trotz aller Gemeinsamkeiten geraten die Brüder hin und wieder aneinander. «Wie bei jedem Geschwisterpaar können auch wir miteinander streiten und lauter werden», so Robin Groth. «Es blieb nicht immer beim Lauterwerden», ergänzt Timon lachend.
Der Praktiker und der Ehrgeizige
Auch in ihrer beruflichen Laufbahn gehen die Groth-Zwillinge mittlerweile getrennte Wege. Während Robin nach wie vor als Maurer arbeitet, ist Timon Groth inzwischen Chauffeur. Als sie über spezielle charakterliche Unterschiede oder verschiedene Stärken nachdenken, sehen sich die Brüder allerdings fragend an. Irgendwann sagt Timon: «In der Lehre war Robin im praktischen Teil besser, während ich meistens im Deutschund im allgemeinbildenden Unterricht meine Stärken hatte.» Er fügt lächelnd hinzu: «Überraschenderweise habe ich dennoch im praktischen Teil besser abgeschlossen.» Robin Groth sagt über Timon: «Er ist im Sport ehrgeiziger und trainiert disziplinierter. Ich lasse häufiger ein Training aus als er.»
Nach dem Gespräch setzen sich beide in ihre Ford Focus ST. «Unsere ganze Familie ist Ford-angefressen», sagt Robin Groth. «Es ist ein gutes, schnelles Auto.» Timon Groth: «Ich wollte unbedingt einen in Silber. Jetzt hat Robin halt auch einen, aber in Schwarz.»
Robin Groth fährt nach Jonen zu seiner Freundin, Timon nach Anglikon. Für einen Zeitabschnitt trennen sich die Wege der fast gleichen Brüder.