Euphorie am Friedensbaum
12.06.2019 Wohlen53. Pfingstlauf in Wohlen
Markus Joho von der Läuferriege gewinnt den Pfingstlauf überraschend. Insgesamt erleben 826 Teilnehmer einen wundervollen Pfingstlauf bei bestem Wetter.
Die Organisation perfekt, das Wetter ebenso. Und dazu gibt es noch ...
53. Pfingstlauf in Wohlen
Markus Joho von der Läuferriege gewinnt den Pfingstlauf überraschend. Insgesamt erleben 826 Teilnehmer einen wundervollen Pfingstlauf bei bestem Wetter.
Die Organisation perfekt, das Wetter ebenso. Und dazu gibt es noch einheimische Siege zu feiern. Allen voran Markus Joho im Hauptlauf. Der Waltenschwiler, der heute in Bollingen bei Bern lebt, wollte nur auf einen Abstecher vorbeikommen. Und dann siegte er überraschend. Der 40-Jährige gewinnt mit seiner Erfahrung und übertrumpft so die jüngeren Läufer.
Beim Friedensbaum zeigte sich Euphorie, denn der Pfingstlauf hatte besondere Geschichten bereit. Ob Kinder, Aktivathleten oder Waffenläufer: Der 53. Pfingstlauf in Wohlen hatte für alle etwas zu bieten. Auch wenn es leise Enttäuschung gab, dass nicht mehr Wohler Schulkinder teilgenommen haben. --spr
Der glorreiche Heimsieg
Pfingstlauf: Markus Joho von der LR Wohlen feiert Überraschungssieg – Nnur wenige Schüler dabei
826 Teilnehmer, Traum-Wetter und einheimische Siege: Der 53. Pfingstlauf in Wohlen war eine Klasse für sich. «Einer der schönsten Pfingstläufe aller Zeiten», meint LR-Wohlen-Legende Chabi Burkart. Der 84-Jährige ist glücklich über den Tag – doch auch enttäuscht, dass nicht mehr Schüler aus Wohlen den Weg an den Friedensbaum gefunden haben.
Stefan Sprenger
Er ist gekommen, um seinen zwei Söhnen seine Heimstrecke zu zeigen. Er ist auch gekommen, weil er Chabi Burkart und die Läuferriege Wohlen sehr schätzt. «Ich bin aber eigentlich nicht gekommen, um zu gewinnen», meint Markus Joho. Es hat trotzdem gereicht. 35 Minuten und 19 Sekunden nach dem Startschuss steht er lachend im Ziel. Der 40-jährige Freiämter lieferte sich ein Duell mit dem 44-jährigen Ivo Bachmann, der für den SC Diemberg an den Start ging. Ein Duell der erfahrenen Läufer, weil keine Jungen nachkommen. «Das Rennen verlief am Anfang langsam. Wir setzten uns dann ab und er machte das Tempo», sagt Joho. Vor dem Anstieg zum Friedensbaum, griff Joho an. Und er holte sich bis ins Ziel einen Vorsprung von 14 Sekunden.
Joho kriegt Angebot für EM-Teilnahme
Das Besondere: Markus Joho, der in Waltenschwil aufgewachsen ist und heute in Bolligen bei Bern lebt, hat die letzten vier Jahre kein einziges Rennen bestritten. In erster Linie trainiert er als Leichtathletik-Coach die Kinder des TV Bolligen. «Und ab und zu trainiere ich für mich», meint er. Dass er aber am Pfingstlauf gewinnt, das überrascht ihn. Denn eigentlich wollte der vierfache Familienvater seinen beiden ältesten Söhnen Ben und Luke nur seine Heimatstrecke im Wohler Wald einmal zeigen und seinen Abstecher ins Freiamt mit einem Besuch bei den Grosseltern in Bremgarten verbinden.
Relativ kurzfristig kommt Joho, der vor über 10 Jahren beim TV Wohlen Handball spielte und in seiner Jugend als Velofahrer im VMC Wohlen aktiv war, nach Wohlen an den Pfingstlauf – und gewinnt. Auch seine Söhne überzeugen mit dem 3. und dem 5. Rang in ihren Kategorien. Und Papa Joho? Mit 40 Jahren legte er eine starke Zeit hin. So stark, dass Joho nach dem Rennen von Stefan Zink von «Swiss Masters Running» ein Angebot erhielt. «Er soll doch an die Ü35-EM im nächsten Jahr in Madeira mitkommen. Er hat dort gute Chancen auf ein Top-Resultat», meint Zink. Joho «schaut mal, ob es dann geht».
«Das ist ein Ding»
Der erste Gratulant nach Johos Zielankunft ist – natürlich – Chabi Burkart. Der 84-Jährige, der den Pfingstlauf gegründet hat, strahlt über beide Ohren. «Dass Markus hier gewinnt, ist ein Ding, richtig gut», meint Chabi Burkart. Er sagt, dass der 53. Pfingstlauf einer der «besten aller Zeiten» gewesen sei. Das Wetter war ideal, die Teilnehmerzahl von 826 hoch und es gab neben Joho weitere Top-Läufe von einheimischen Athleten.
In der Hauptkategorie der Frauen siegte Daniela Aeschbacher aus Bärau in 37.46. Erfreulich sind der 2. Rang der Zufikerin Anina Brunner (39.10) und der 3. Platz von LR-Wohlen-Athletin Anja Schwegler (40.24). Und natürlich war auch Stefica Gajic eine Kategoriensiegerin. Bei den F70-Frauen gewann die Eggenwilerin in 47.15. Übrigens: Mit dieser Zeit hätte sie auch in der Kategorie F60 gewonnen. Dass bei der Kurzstrecke über 3,2 km mit Monika Vogel vom TV Wohlen eine einheimische Läuferin gewann, war das Sahnehäubchen. «Die Läufer aus dem Freiamt zeigten starke Auftritte», so das Fazit von Chabi Burkart.
Andermatt motiviert seine Schüler – und hat Erfolg
Was die Laufiegende etwas störte: «Enttäuschend war das Fehlen der Wohler Schüler. Obwohl es in Wohlen über 2000 Schüler gibt, waren nur sehr wenige da. Das finde ich sehr schade», so Burkart. Komplett anwesend war die Klasse der Real 3a aus Wohlen. Es ist die Schulklasse des (Kult-)Lehrers Dennis Andermatt. «Ich habe alle Schüler zum Abendessen eingeladen, wenn sie am Pfingstlauf mitmachen. Sein Aufruf gelingt. Die ganze Klasse kommt und gibt so viel Einsatz, dass sich eine Schülerin gar den Knöchel verstaucht. Daniel Petrov ist der schnellste Junge der Klasse, Aischa Scremin das schnellste Mädchen. «Es ist wichtig, dass die Wohler Jugend am Pfingstlauf dabei ist», meint Andermatt und hofft damit – genau wie Chabi Burkart – auf mehr motivierte Wohler Schüler im nächsten Jahr. Ebenfalls bedauerlich: «Es war kein einziger Gemeinderat aus Wohlen anwesend. Schade», so Burkart.
Hervorragende Organisation
Die Organisation um Remo Ratschob (Rennleitung) und Urs Schalch (Präsident) funktionierte bestens. Das Rennen, die Organisation und der Gabentempel wurden von den Teilnehmern gelobt. Der Pfingstlauf ist aus Wohlen nicht mehr wegzudenken. «Und für mich wird dieser Lauf immer eine Herzensangelegenheit bleiben», sagt Tagessieger Markus Joho. Seine beiden Söhne Ben und Luke wollen eine Viertelstunde nach dem Zieleinlauf in die Hofmattenanlage zur Siegerehrung. «Ich komme gleich», sagt Joho und zupft an seinem verschwitzten LR-Wohlen-Trikot. Er sagt: «Wenn ich an Läufen starte, dann nur mit dem Trikot der Läuferriege Wohlen. Ich könnte es Chabi Burkart niemals antun und ein anderes Trikot tragen. Er und auch der Vorstand der LR Wohlen machen so viel für den Laufsport. Chabi im Speziellen ist ein Unikum, eine lebende Legende. Er gibt so viel Herzblut. Ein unglaublicher Kerl», meint Überraschungssieger Joho. Der 40-Jährige weiss, wie sehr sich Burkart über einen einheimischen Sieger freut. Markus Joho blickt zu Chabi Burkart, dieser schaut zurück. Johos Lächeln sagt ganz klar: Dieser Sieg ist für dich, Chabi.
100-km-Lauf und weiter gehts
Beim Waffenlauf starteten total 136 Teilnehmer. Bei den Frauen siegte Beatrice Fankhauser (in der Zeit von 46.40) aus Roggwil vor Monica Biedermann (48.42) von der Waffenlaufgruppe Freiamt. Bei den Männern siegte Micha Roth aus Zufikon in 39.31. Die besondere Geschichte lieferte Anton Kühne aus Egliswil. Kühne, von der Waffenlaufgruppe Freiamt startete am Freitagabend um 22 Uhr zum 100-km-Lauf in Biel. Nach 9 Stunden und 15 Minuten lief er dort als Sieger in der Kategorie M55 ein. Doch er hatte noch nicht genug. Seine Brüder, die ihn am 100-km-Lauf betreuten, fuhren ihn nach Wohlen, wo er am Waffenlauf startete. Er bezeichnete den Pfingstlauf als «Auslaufen» und erreichte in 57 Minuten das Ziel auf dem 24. Rang in der Kategorie M50. Eine einzigartige und leicht verrückte Leistung. --red