Rädchen greifen ineinander
24.05.2019 Region Unterfreiamt3. Villmerger Forum für Altersfragen
Villmergen soll auch für ältere Bewohner ein attraktives Dorf sein. Der dazu eingeschlagene Kurs stimmt. Der Mahlzeitendienst ist gut angelaufen, der Service-Pool soll bald schon abheben. Und an weiteren Ideen mangelt es ...
3. Villmerger Forum für Altersfragen
Villmergen soll auch für ältere Bewohner ein attraktives Dorf sein. Der dazu eingeschlagene Kurs stimmt. Der Mahlzeitendienst ist gut angelaufen, der Service-Pool soll bald schon abheben. Und an weiteren Ideen mangelt es nicht.
Chregi Hansen
Zwar liegt in Villmergen der Anteil der Personen über 60 Jahre unter dem kantonalen Schnitt, aber die demografische Entwicklung macht auch vor dem Rietenberg nicht halt. «Wir müssen die künftigen Bedürfnisse jetzt erkennen und entsprechende Angebote machen», sagt denn auch René Schmidli. Der neue Gemeinderat nahm erstmals am Altersforum teil. «Für mich ist noch vieles neu. Aber ich sehe mit Freude, wie viele sich hier im Dorf mit Elan für die älteren Menschen einsetzen», erklärte Schmidli. Und er ist überzeugt – es gibt viele, die sich gerne freiwillig engagieren würden. «Dieses Potenzial müssen wir durch niederschwellige Angebote nutzen.»
Tatsächlich arbeiten in Villmergen viele Organisationen, Personen und Vereine eng zusammen. Wobei die Kommission 60+ quasi das Bindeglied darstellt. «Auf Kantons- und Bundesebene wird derzeit sehr viel über das Thema diskutiert. Aber Alterspolitik fängt in der Gemeinde an», ist Kommissionspräsident Heinz Koch überzeugt. «Wer, wenn nicht wir, kann die richtigen Angebote aufbauen und die einzelnen Aktivitäten koordinieren?» Das Altersforum bildet dabei ein wichtiges Element. «Hier können wir Amateure und Profis vernetzen, hier können wir uns austauschen», freut sich Koch.
Mahlzeitendienst: Angebot soll noch ausgebaut werden
Seit die Kommission ihre Arbeit aufgenommen hat, konnten bereits verschiedene Ziele erreicht werden. So startete im letzten Oktober der Mahlzeitendienst, den die Obere Mühle betreibt. «Unsere vier freiwilligen Fahrer liefern im Schnitt rund 100 Mahlzeiten pro Monat aus», kann Geschäftsleiterin Marianne Busslinger stolz verkünden. Neben Villmergen werden auch Dottikon und Dintikon beliefert. «Die Motivation ist bei allen Beteiligten gross. Wer den Dienst nutzt, dem geht es nicht nur ums Essen, sondern er schätzt meistens auch den Kontakt», so Busslinger weiter.
Die Leiterin der Oberen Mühle ist froh, dass das Projekt gut angelaufen ist. Sie sieht aber Potenzial für eine weitere Steigerung. «Wir sind in der Lage, mehr Mahlzeiten zu liefern», erklärt sie. Zudem überlege man sich, ob man den Dienst neu an allen sieben Tagen anbieten will – derzeit sind die Fahrer nur von Montag bis Freitag im Einsatz. «Dafür brauchen wir dann aber mehr Fahrer. Und auch mehr Bestellungen, damit es sich auch lohnt.» Die Küche des Alterszentrums wäre jedenfalls in der Lage, eine grössere Menge zu liefern.
Hilfe im Haushalt
Ein weiteres Projekt steht kurz vor dem Start. Am 22. Juni findet der Infoabend für den geplanten Service-Pool statt. Die Idee dahinter: Ältere Menschen sowie Personen mit Beeinträchtigungen erhalten Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben. Das kann eine Begleitung beim Einkauf sein, kleinere Arbeiten im Haus oder Garten, aber auch Hilfe beim Umgang mit dem Handy. «Es geht um kleine Dienstleistungen. Wir wollen keine Unternehmen oder andere Anbieter konkurrenzieren», macht Kurt Zuber von der Arbeitsgruppe Avanti 60+ deutlich. Man biete Unterstützung bei den kleinen Dinge im Haushalt, die einer älteren Person eben schwerer fallen. «Mit 85 Jahren steigt man nicht mehr so einfach auf eine Leiter, um eine Glühbirne zu wechseln», macht Zuber ein Beispiel.
Einfaches Konzept
Auch bei diesem Projekt greifen die Rädchen ineinander, arbeiten Profis und Amateure Hand in Hand. Anlaufstelle für die Anfragen ist die Spitex, da diese meistens besetzt ist. Diese leitet die Anfragen an Rita Stöckli weiter, welche die freiwilligen Helfer aufbietet. Für die Dienstleistung ist eine kleine Entschädigung zu zahlen, abgerechnet wird gleich vor Ort nach klar definierten Ansätzen.
«Wir haben das Rad nicht neu erfunden, solche Angebote gibt es an anderen Orten schon. Aber wir haben die bestehenden Modelle so abgewandelt, dass sie zu Villmergen passen», so Zuber. Nun gehe es darum, das Projekt zum Laufen zu bringen. «Es braucht nicht nur freiwillige Helfer, sondern auch Villmerger, die das Angebot nutzen», so der Projektleiter. Am Infoabend soll für beides Werbung gemacht werden.
Neben den beiden grossen Projekten gibt es weitere Anlässe, welche in den letzten Wochen und Monaten in Villmergen entstanden sind und die sich an die ältere Bevölkerung richten. So etwa Radtouren in Zusammenarbeit mit dem Seniorenverein, ein Kurs zur Bedienung der Billettautomaten oder auch das Projekt «Singen mit Freude» mit Alois Suter. Im Herbst ist zudem ein Kurs für Autofahrsicherheit im Alter geplant.
Terminkalender kein Thema mehr
Verworfen wurde (vorläufig) die Idee eines dynamisch geführten Terminkalenders. «Wir haben bei diesem Thema lange gerungen. Aber wir mussten feststellen, dass der Mehrwert zum neuen Veranstaltungskalender der Gemeinde zu gering ist», erklärte Präsident Koch. Dafür wurde der auf der Homepage der Gemeinde aufgeführte «Wägwiiser» aktualisiert. Kein Thema ist für Koch derzeit ein Altersleitbild für die Gemeinde. «Dafür werden wir zwar ab und zu kritisiert. Aber wir sind der Überzeugung, dass das eigentliche Leitbild der Gemeinde auch die Anliegen der älteren Bevölkerung umfasst», so die Begründung des Präsidenten.