KESD: Alles ist gut?
10.05.2019 WohlenDie Abgeordneten des KESD Bezirk Bremgarten tagten. Sie genehmigten Jahresbericht und Rechnung. Zu einem brisanten Fall wurde kein Wort verloren. Bekanntlich trennte man sich von Geschäftsleiter Ignaz Heim letzten Oktober per sofort.
KESD-Abgeordnetenversammlung in Anglikon. ...
Die Abgeordneten des KESD Bezirk Bremgarten tagten. Sie genehmigten Jahresbericht und Rechnung. Zu einem brisanten Fall wurde kein Wort verloren. Bekanntlich trennte man sich von Geschäftsleiter Ignaz Heim letzten Oktober per sofort.
KESD-Abgeordnetenversammlung in Anglikon. Drei neue Vorstandsmitglieder
Die Versammlung der KESD-Abgeordneten ging in aller Ruhe und rasch über die Bühne. Jahresbericht und Jahresrechnung wurden abgesegnet. Der Vorstand wird durch drei Gemeinderätinnen aus Dottikon, Niederwil und Villmergen ergänzt und erweitert.
Daniel Marti
Der Vorstand des Kindes- und Erwachsenenschutzdienstes des Bezirks Bremgarten braucht Verstärkung. Nach den Rücktritten von Rosmarie Groux (Berikon) und Renato Sanvido (Villmergen) wurden gleich drei Frauen in den Vorstand gewählt: Rosmarie Schneider (Gemeinderätin Villmergen), Heidi Hegglin (Gemeinderätin Dottikon) und Cornelia Stutz (Gemeinderätin Niederwil). Alle drei Frauen sind erfahrene Politikerinnen in ihren Gemeinden. Dieses Trio ergänzt das bestehende Team mit Gabriela Bereuter (Zufikon), Theo Rau (Bremgarten) und Präsident Arsène Perroud (Wohlen).
Ein Vorstand mit sechs Personen sei durchaus eine gute Grösse, fand Präsident Perroud. Eine offizielle Verabschiedung der beiden scheidenden Vorstandsmitglieder fand nicht statt. Rosmarie Groux liess sich entschuldigen.
«Stabiles Team»
Beim Jahresbericht sprach Perroud die wichtigsten Punkte aus seiner Sicht an. Das letzte Jahr war geprägt vom Wechsel auf dem Posten des Präsidenten: von Bruno Breitschmid zu Arsène Perroud. Der KESD Bezirk Bremgarten verfüge am Sitz in Anglikon über ein «stabiles Team bei den Mitarbeitenden», betonte Perroud. Er lobte die Qualität der Arbeit und die unterdurchschnittliche Anzahl an Mandaten, dies im Vergleich zu den kantonalen und nationalen Zahlen. «Das ist erfreulich», so Perroud, «wir schätzen uns glücklich, dass wir unter dem nationalen Durchschnitt liegen.» Aber ein künftiges Wachstum sei nicht aussergewöhnlich. Im letzten Jahr führte der KESD des Bezirks Bremgarten knapp 900 Mandate für die 17 Verbandsgemeinden. Dies sei natürlich nur eine Zahl im gesamten Wirken, so der Präsident weiter. Insgesamt wurden knapp über 29 000 Stunden rapportiert. Weiter sind die verrechneten Leistungen für fünf Nichtverbandsgemeinden auf über 46 000 Franken gestiegen. Durchschnittlich betrug der Stundenansatz pro Verbandsgemeinde 102 Franken. Allerdings gibt es bei diesem Ansatz Unterschiede. Aufgrund des Sockelbetrags haben Gemeinden, die einen kleineren Anteil Mandate im Vergleich zur Einwohnerzahl haben, folglich einen höheren Betrag pro Stunde belastet.
Wenig zu diskutieren gab die Jahresrechnung 2018 – die Ausführungen des Präsidenten reichten völlig aus. Die Rechnung schliesst mit einem Aufwand und Ertrag von 3,27 Millionen Franken. Oder um 50 000 Franken besser als im Vorjahr.
Trends zeigen in unterschiedliche Richtung
Das Budget 2018 wurde auf der Basis von Nettobeträgen genehmigt, in der Rechnung wurden die Beträge aber nach dem Bruttoprinzip ausgewiesen. Dies führte unweigerlich zu Differenzen. Der Vorstand des KESD hat die Probleme erkannt und wird für das Budget 2020 den Kontenplan gemäss den Empfehlungen der Revisoren neu aufbauen, um damit die Fehleranfälligkeit zu vermindern und Klarheit zu schaffen. Apropos Kontrollstelle: Für den zurückgetretenen Thomas Meyer (Uezwil) wurde Pius Schöpfer (Hägglingen) gewählt.
Präsident Arsène Perroud gewährte noch einen Einblick in die Fallzahlen. Beim Kindesschutz ist eine Abwärtstendenz erkenntlich. «Das ist erfreulich», so der Präsident. Beim Erwachsenenschutz zeigt die Kurve nach oben. Weil der eine Trend abwärts und der andere aufwärts geht, sei die Entwicklung momentan nicht so dramatisch, erklärte der Präsident. «Längerfristig kann es trotzdem zu einer Überlastung führen.»
Der Blick in die Zukunft ist im Jahresbericht dokumentiert. Mit solider Ausbildung erweitern die Beistände ihr Wissen bezüglich Umgang mit physisch Erkrankten. «Die aktive Zusammenarbeit mit den Verbandsgemeinden und wo immer möglich auch deren Entlastung soll das Ziel des laufenden Jahres bilden», heisst es im Bericht.
Christian Baumann: «Nach wie vor in einem Dunstkreis»
Schweigen zum Fall Ignaz Heim – Gemeindeammänner von Niederwil und Zufikon reden
Beim KESD des Bezirks Bremgarten gab es ein Ereignis, das mehrfach im Mittelpunkt und im Rampenlicht stand: die sofortige Trennung von Geschäftsführer Ignaz Heim auf den 31. Oktober. Der Geschäftsführer, der in der Zeit zuvor immer nur gelobt wurde, musste damals sofort gehen. Man sprach von gegenseitigem Einvernehmen. Diverse Gemeindevertreter stellten sich jedoch vor den ehemaligen Geschäftsführer, verlangten mehr Transparenz und kritisierten die Art und Weise der Trennung. Diese Personalie beschäftigte den KESD des Bezirks Bremgarten und die 17 angeschlossenen Gemeinden über Monate hinweg. Aber an der Abgeordnetenversammlung war der Fall Ignaz Heim keine Silbe wert. Kein Abgeordneter hatte eine Frage dazu. Auch die Vakanz und die längerfristige Zukunft der Geschäftsführung waren kein Thema. Man beschränkte sich offenbar auf den kurzen Text im Jahresbericht, notabene ohne Namensnennung: «Die Auflösung des Arbeitsverhältnisses im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Geschäftsführer per Ende Oktober 2018 erforderte zusätzlichen Einsatz und Entscheide von den Vorstandsmitgliedern. Seit November 2018 sind die Teamleiter Gabriela Martin, Marion Schulte-Hinrichs und Urs Steiner für die Stellvertretung der vakanten Führung eingesetzt… Die Fallführung wurde von der anspruchsvollen Veränderung nicht tangiert.»
Mit diesen Zeilen gab man sich zufrieden – obwohl rund ein Dutzend Gemeinden ursprünglich den Fall Heim kritisierten. Niederwils Gemeindeammann Walter Koch und Zufikons Gemeindeammann Christian Baumann vertraten die Gemeinden, die mit dem Vorgehen und der sofortigen Freistellung von Ignaz Heim nicht einverstanden waren.
Stets zurückgebunden
Dass nun an der Abgeordnetenversammlung das Thema nicht angesprochen wurde, ist für die beiden nicht ganz nachvollziehbar. «Wir haben während vier Monaten versucht, Transparenz und Fairness in Sachen Personalführung zu fordern. Wir wurden aber immer aufgrund der Satzungen, der Vorstand ist für die Personalführung verantwortlich, zurückgebunden», sagt Walter Koch auf Anfrage. Deshalb zieht er nun ein Fazit: «Engagieren wir uns für die Zukunft, damit solche Fälle nicht mehr passieren, und mit der Delegation von Cornelia Stutz aus unserem Gemeinderat haben wir diesen Schritt eingeleitet.» Christian Baumann hält mit Kritik allerdings nicht zurück: «Die Kündigung Ignaz Heim hinterlässt nach wie vor einen schalen Beigeschmack. Eine klare Begründung, mit Fakten unterlegt, welche diese rechtfertigen würde, liegt bis dato nicht vor.» Baumann ist der Meinung, dass an der jüngsten Abgeordnetenversammlung noch einmal eine Gelegenheit gewesen wäre, «das damalige Handeln der Verantwortlichen zu rechtfertigen beziehungsweise zu untermauern».
Mantel des Schweigens
Dass an der Versammlung keine Silbe über den Fall Heim verloren worden sei, stört den Gemeindeammann von Zufikon. «Immerhin handelt es sich um den ehemaligen Geschäftsführer dieser Organisation und da würde man eigentlich erwarten, eine kurze Replik in Form einer abschliessenden Information abzugeben. Das lässt der Vermutung Raum, dass man nicht offen kommunizieren und somit den Mantel des Schweigens darüberlegen will.» Nur was wolle man verbergen, fragt er postwendend. «Eventuell die mangelnde soziale Führungskompetenz? Oder ist es ein Zufall, dass wir im KESD-Vorstand zwischenzeitlich zwei Kündigungen vorliegen hatten?»
Baumann wünscht den neu gewählten Vorstandsmitgliedern nebst Glück «auch Engagement und gegenüber dem Präsidium eine stets kritische Haltung». Laut Christian Baumann bleiben zu viele Fragen offen. «Denn wir bewegen uns nach wie vor in einem Dunstkreis. Es wäre nun Gelegenheit gewesen, diese zu beantworten.» --dm