Eine Marke für sich
31.05.2019 WohlenDer Wohler Joe Huwiler sammelt Briefmarken und ist Präsident des lokalen Philatelistenvereins
Joe Huwiler ist ein Mann mit vielen Facetten. Das spiegelt sich in der grossen Anzahl seiner Hobbys wider. Jetzt, wo er pensioniert ist, will sich der 65-Jährige mehr ...
Der Wohler Joe Huwiler sammelt Briefmarken und ist Präsident des lokalen Philatelistenvereins
Joe Huwiler ist ein Mann mit vielen Facetten. Das spiegelt sich in der grossen Anzahl seiner Hobbys wider. Jetzt, wo er pensioniert ist, will sich der 65-Jährige mehr Zeit für dafür nehmen. Eine grosse Leidenschaft des Wohlers ist das Briefmarkensammeln.
Josip Lasic
Joe Huwiler kennt man in Wohlen. Er war zwölf Jahre lang im Einwohnerrat, zwölf Jahre lang im Musikverein, 28 Jahre lang im Vorstand vom Handwerker- und Gewerbeverein Wohlen, hat fünf Gewerbeausstellungen mitorganisiert und war auch Mitglied der Feuerwehr. Dazu ist der 65-Jährige Inhaber der Huwiler Bedachungs AG in Wohlen.
Mit seiner Vielseitigkeit und all seinen Tätigkeiten hat er der Gemeinde Wohlen viel gegeben. Es scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Jetzt, wo er pensioniert ist, wird Huwiler in Wohlen bleiben. Oder wie er sagt: «Ich bin in Wohlen geboren, habe hier gearbeitet und werde vermutlich auch in Wohlen wieder gehen.»
Der Mann der 1000 Hobbys
Durch seine Vielseitigkeit ist Huwiler in der Gemeinde Wohlen bekannt geworden. Mehrere Facetten des 65-Jährigen sind dennoch weniger bekannt. Beispielsweise seine diversen Hobbys.
Huwiler interessiert sich für Ornithologie und beobachtet gern Vögel. Als er dies bei Nacht getan hat, sind ihm die Sterne aufgefallen, was sein Interesse für die Astronomie (wie er betont «nicht Astrologie») geweckt hat. Obwohl er unter seinen Hobbys keine Hierarchie hat, investiert er aber auch sehr viel Zeit in die Philatelie. Joe Huwiler sammelt seit seiner Kindheit Briefmarken. Er stellt seine Sammelstücke aus und hält dazu Kurse. Seine Ausstellungen wurden schon prämiert. Er selbst ist bei Ausstellungen auch als Juror im Einsatz. Ausserdem ist Huwiler Präsident des Philatelistenvereines Bünztal Wohlen und Mitglied diverser Philatelievereinigungen. Jetzt, wo er pensioniert ist, hat er mehr Zeit für seine Leidenschaft.
Der Philatelieprofessor
Der Wohler Joe Huwiler ist leidenschaftlicher Briefmarkensammler
Joe Huwiler ist pensioniert. Sein Dachdeckergeschäft in Wohlen will er nach und nach aufl ösen. Die gewonnene Zeit will er in seine Hobbys investieren. Eine seiner grossen Leidenschaften ist das Briefmarkensammeln.
Josip Lasic
Joe Huwiler sitzt in seiner Arbeitskleidung da und betrachtet mit Pinzette und Lupe ein Exemplar aus seiner Briefmarkensammlung. Eine Szene, sinnbildlich für Joe Huwiler. Er ist ein Mann der Kontraste. Auf der einen Seite der Dachdecker, der im Freien arbeitet, körperlich tätig ist und dabei Werkzeuge wie Hammer und Bohrschrauber benutzt. Auf der anderen Seite die Philatelie, wo Huwilers Werkzeuge eine Lupe und eine Pinzette sind. Eine Tätigkeit, die drinnen stattfindet, geistig beansprucht und viel Feingefühl benötigt. Die Briefmarken sollen nicht beschädigt werden. Das grosse Dach steht der kleinen Briefmarke gegenüber. «Eine gute Kombination», sagt Joe Huwiler dazu. «An der frischen Luft arbeiten, mit guter Kundschaft und viel Abwechslung und nebenbei Briefmarken sammeln, das hilft», ist seine Antwort auf die Frage, warum man ihm seine 65 Jahre nicht ansieht.
Drei Generationen Handwerker
Ob man es ihm glaubt oder nicht, Huwiler wurde im März 65 Jahre alt und pensioniert. Er arbeitet momentan in seinem Dachdeckergeschäft in Wohlen weiter. Dieses hat er von seinem Vater Josef übernommen. Der Grossvater, der ebenfalls Josef hiess, war auch Dachdecker. Joe Huwiler heisst wie sein Vater und sein Grossvater Josef. «Als ich in der Lehre war, längere Haare hatte und lieber Deep Purple und Led Zeppelin als Ländlermusik gehört habe, war ‹Joe› der passendere Name als Josef.»
Mit dem dritten Josef geht die Ära der Huwiler-Dachdecker zu Ende. Neben Frau Heidi gehören Tochter Sarah und Sohn Simon zur Familie. Mit dem Junior wäre der Nachfolger also da. Doch: «Als ich ihn im Alter von fünf Jahren mit seinen Lego spielen sah, habe ich zu meiner Frau gesagt, dass er vermutlich kein Handwerker wird», sagt der Wohler lachend. «Das ist für mich gut so.» Das Handwerk wird immer mehr in den Hintergrund rücken. Seine Zeit will er in seine zahlreichen Hobbys wie die Philatelie investieren.
Bei Bruggisser Briefmarken ausschneiden
Mit acht Jahren hat Joe Huwiler angefangen Briefmarken zu sammeln. Seine Mutter und Grossmutter waren bereits Sammlerinnen. Insbesondere seine Mutter, die die erste Frau im Wohler Philatelistenverein war. Die Rolle des Vereinspräsidenten hat heute Joe Huwiler. Seine Grossmutter hat für den jungen Huwiler ein Album mit Briefmarken zusammengestellt. «Damals konnte man in der Schule Briefmarken tauschen», erzählt Huwiler. «In der Strohmetropole Wohlen konnte man als kleiner Junge beispielsweise bei der Firma Bruggisser an der Zentralstrasse klingeln und um Briefmarken bitten», sagt Huwiler. «Sie haben damals mit der ganzen Welt korrespondiert. Wir haben dann Couverts und eine Schere erhalten und mussten die Marken ausschneiden, da wir die Couverts wegen des Absenders nicht behalten durften.»
Dank Schuhschachtel zum Experten
Bis er 20 Jahre alt war, hat Huwiler verstärkt Marken gesammelt. Während der Lehre kam das Interesse stärker auf, da er einem Angestellten seines Vaters eine Schuhschachtel mit Briefmarken abkaufen konnte. Es war alles die selbe Marke. Die «Stehende Helvetia» im Wert von 30 Rappen. Sie sollte zu Huwilers Fachgebiet werden. «Viele Leute meinen, dass es beim Briefmarkensammeln darum geht, sich den Katalog der Schweizer Post zu besorgen, nachzusehen, welche Marken es gibt, und von jeder ein Exemplar zu haben», so Huwiler. «In diesem Fall ist man ein sogenannter ‹Generalsammler›. Das macht heutzutage niemand mehr.»
Huwiler hat die Marken aus der Schuhschachtel durchgesehen. Es waren rund 2000 bis 3000 Stück. Sie waren nicht identisch. Einige hatten Fehler. Der Wohler hat angefangen, sich damit auseinanderzusetzen. Heute hat er diverse Variationen der «Stehenden Helvetia». Je nach Wertaufdruck, Druckherstellung und Anzahl der Zähne kann er exakt bestimmen, von welcher Ausgabe diese Marke stammt.
Grossgold in Lugano geholt
Huwiler stellt seine Briefmarkensammlung aus. Es wird unterschieden zwischen «traditionell», was nur einzelne Marken betrifft, und «Postgeschichte», wobei auch Briefe ausgestellt werden. Huwilers Sammlung umfasst beides. Er demonstriert eine Kostprobe seines Wissens anhand eines Briefes aus Zofingen. «Der Poststempel von Zofingen war beschädigt. Statt eines Aushilfsstempels hat die Poststelle Zofingen einen Telegrafenstempel verwendet.» Wie ein Detektiv ist Huwiler in der Lage, anhand eines Briefes nachzuverfolgen, wie sein Weg ausgesehen hat.
Dieses Fachwissen kommt bei Ausstellungen zum Zug. Letztes Jahr wurde der Wohler mit seiner Ausstellung in Lugano prämiert. «Ich habe Grossgold erhalten, das ist das Beste, was man in diesem Bereich erhalten kann. Heutzutage ist dies eine Auszeichnung in Papierform», erzählt er. Im September gibt es einen Tageskurs bei der Firma Rölli Auktionen und Philatelie in Rothenburg mit dem Titel «Was Sie schon immer wissen wollten über die ‹Stehende Helvetia›». Sich dieses Fachwissen anzueignen hat viel Zeit gebraucht. «Wenn ein 60-Jähriger zu mir kommen würde und sagen, er will die ‹Stehende Helvetia› sammeln, würde ich ihm davon abraten», so Huwiler. «Er wäre 80 Jahre alt, bis er nur das nötige Fachwissen hätte.»
Wert ist relativ
National ist Huwiler in Philateliekreisen sehr geschätzt. Er ist Präsident des Philatelistenvereines Bünztal Wohlen, Mitglied im Philatelistenverein Bad Zurzach, Mitglied in der Schweizerischen Vereinigung für Postgeschichte und ebenfalls Juror, der Ausstellungen prämieren kann. Er könnte auch international ausstellen, sagt er. Das wäre ihm aber zu teuer. Ohnehin ist der Wert einer Briefmarke relativ. «Die Briefmarke ist keine Kapitalanlage, sondern meine Leidenschaft.»
Neben der Philatelie beobachtet er gern Vögel, ist an Astronomie interessiert und hatte früher auch zwei Oldtimer. «Jedem sein Hobby», sagt er. «Der eine spielt Golf, der andere fährt Velo. Ich sammle Briefmarken. Für mich ist das Entspannung.» Jetzt, da er pensioniert ist, will er sich mehr Zeit zum Entspannen und für seine Hobbys nehmen.