Die Welt ein wenig besser machen
31.05.2019 WohlenVerleihung der Rotary-Preise für ausgezeichnete Maturarbeiten an der Kanti Wohlen
Acht Arbeiten wurden von den betreuenden Lehrpersonen eingereicht, vier davon wurden diese Woche ausgezeichnet. «Bleiben Sie auch in Zukunft neugierig und hartnäckig», ...
Verleihung der Rotary-Preise für ausgezeichnete Maturarbeiten an der Kanti Wohlen
Acht Arbeiten wurden von den betreuenden Lehrpersonen eingereicht, vier davon wurden diese Woche ausgezeichnet. «Bleiben Sie auch in Zukunft neugierig und hartnäckig», riet Rotary-Präsident Rolf Bucher den Schülern und Schülerinnen.
Chregi Hansen
Es ist keine leichte Aufgabe, der sich die Jury jedes Jahr stellt. Denn die zu beurteilenden Arbeiten tragen Titel wie «Wie das Hirn effizient Chemie lernt» oder «Analyse von erstaunlichen und paradox erscheinenden Phänomenen aus der Physik». Oder sie kommen wie in diesem Jahr als englischsprachige Novelle daher. «Das war schon anspruchsvoll zum Lesen», gibt Rolf Bucher, Präsident von Rotary Freiamt und Jurymitglied, zu.
«Alle acht eingereichten Arbeiten hätten einen Preis verdient», sagt Bucher in seiner Laudatio. Er zeigt sich beeindruckt, wie die Schüler und Schülerinnen ihr bisher erworbenes Wissen und ihre Erfahrung in die Waagschale geworfen haben und sich mit grossem Einsatz ganz speziellen Fragen gestellt und diese beantwortet haben. Sich dabei auch von Rückschlägen nicht entmutigen liessen, «solche gehören eben zum Leben». Und bei all dem Wissen, das man sich aneigne, müsse man auch akzeptieren, dass nicht alles erklärbar ist. «Dann bleibt eben nur das Staunen.»
Sich für andere einsetzen
Bucher hofft, dass die Schüler und Schülerinnen ihre Neugier, ihre Beharrlichkeit, aber auch ihren Humor und den offenen Geist bewahren. «Ihr müsst mit euren Leistungen nicht gleich die Welt verändern. Aber ihr könnt einen kleinen Beitrag leisten, sie etwas besser zu machen», so seine Bitte. Dabei sei es wichtig, nicht nur auf den Verstand zu setzen, sondern auch auf sein Herz zu hören. «Sich für andere einzusetzen, das gehört zu den Prinzipien der Rotarier.»
Die Auszeichnung als beste Arbeit geht dieses Jahr an Andrin Melliger. Der vielseitige Murianer, der auch zum Elitekader im Schweizerischen Tischtennis gehört, hat sich mit scheinbar paradoxen Vorgängen in der Physik beschäftigt. «Er hat seine Arbeit so verfasst, wie er seinen Sport betreibt. Konzentriert, schnurgerade und aufs Ziel ausgerichtet», lobt Lehrer Patric Rousselot in seiner Laudatio. Und das sei bei diesem Thema gar nicht so einfach. «Denn ein Paradoxon kann es eigentlich nur da geben, wo Menschen wirken. Aber nicht in der Physik», so Rousselot.
Musterbeispiel einer wissenschaftlichen Arbeit
Melliger hat in seiner Arbeit physikalische Phänomene untersucht, bei denen das Ergebnis im Widerspruch zur menschlichen Vorstellung steht. Und dann gleich wieder bewiesen, warum das Ergebnis richtig und eben kein Paradoxon ist. Dazu hat er verschiedene Experimente angelegt und auch Umfragen durchgeführt. Für Informatiklehrer Rousselot ist seine Maturarbeit ein Musterbeispiel für eine wissenschaftliche Schrift. Und der junge Murianer bleibt der Wissenschaft erhalten. Nach der Matur will er Mathematik studieren.
Gleich zwei Arbeiten wurden auf den zweiten Platz gesetzt. David Schrago aus Zufikon hat eine englischsprachige Erzählung mit dem Titel «Escaping Reality» geschrieben und drucken lassen. Lehrer Fabian Schambron zeigt sich vom Buch beeindruckt. «Wer schreibt, verlässt die reale Welt und betritt neues Terrain», erklärt er an der Feier. «Und gleichzeitig muss er das Unbekannte für den Leser fassbar machen.»
Das Spiel mit den verschiedenen Realitäten
Im Buch geht es um einen Jugendlichen, der sich in der realen Welt nicht wohlfühlt und in eine Parallelwelt flüchtet und anschliessend zwischen diesen beiden pendelt. «Ich habe den Text bewusst so geschrieben, dass es offenbleibt, ob es diese zweite Welt wirklich gibt oder ob es eine Einbildung ist. Es kann also eine Fantasy-Geschichte sein oder eine psychologische Abhandlung», sagt Schrago selber.
Wichtigen Beitrag zur Integration geleistet
Einen Leitfaden zum Aufbau eines integrationsfördernden Projekts hat die Buttwilerin Sharon De Filippis verfasst. Aber sie hat nicht nur eine theoretische Arbeit geschrieben, sondern ein solches Projekt in Villmergen gleich in die Praxis umgesetzt. Die junge Kantischülerin hat einen regelmässigen Sport- und Freizeittreff für Asylbewerber und freiwillige Helfer aufgebaut. «Mein Ziel war es, den Austausch zu fördern und Vorurteile abzubauen», erklärt sie bei der Preisübergabe.
Das Projekt «Doppelsiitig» hatte Erfolg. An Spitzentagen kamen 32 Personen zusammen. Und das Projekt lebt weiter, De Filippis konnte es an einen Nachfolger übergeben. «Der Leitfaden, den sie parallel entwickelt hat, entlastet zudem künftige Organisatoren», ist Lehrer Peter Lötscher überzeugt. Er zeigt sich vor allem beeindruckt vom grossen Engagement der Schülerin. «Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Zeit sie investiert hat», sagt er.
Nicht bloss materielle Werte
Neben den drei Hauptpreisen vergab die Jury noch einen Anerkennungspreis. Er geht an Muriel Giger. Sie hat in ihrer Arbeit aufgezeigt, wie animierte Lernvideos helfen können, besser und schneller Chemie zu lernen. Auch sie erhielt dafür von Rotary Freiamt eine Auszeichnung. «Die Preise sollen mehr als eine materielle Belohnung sein», hält Präsident Rolf Bucher fest, «letztlich geht es heute auch um eine feierliche Würdigung eurer grossen Leistung.» Wozu die fetzige Kanti-Band mit ihrem Auftritt den feierlichen Rahmen beitrug.