Osterhase lanciert Petition
24.04.2019 WohlenIn Anglikon wurden nicht nur Eier, sondern auch Unterschriften gesammelt
Ab dem Sommer 2020 sollen die Angliker Drittklässler das Schulhaus Bünzmatt besuchen. So der Plan des Gemeinderates. Im Dorfteil formiert sich jetzt Widerstand dagegen. ...
In Anglikon wurden nicht nur Eier, sondern auch Unterschriften gesammelt
Ab dem Sommer 2020 sollen die Angliker Drittklässler das Schulhaus Bünzmatt besuchen. So der Plan des Gemeinderates. Im Dorfteil formiert sich jetzt Widerstand dagegen.
Chregi Hansen
Diejenigen Kinder, die am Karfreitag an der dritten Angliker Eierauflesete dabei sind, nehmen einen anstrengenden Weg auf sich. Denn die Strasse zum Alpenzeiger ist steil, das Ziel weit ausserhalb des Dorfes. Belohnt werden sie dort dafür mit einer spannenden Suche im Wald, feinen Eiern, Schokolade und Kuchen.
Lang und anstrengend dürfte der Weg für sie auch in Zukunft werden. Eine Belohnung aber gibt es dann keine. Gemäss Planung des Wohler Gemeinderates sollen die Angliker Kinder neu nicht erst ab der 5., sondern schon ab der 3. Klasse ins Bünzmatt wechseln. Denn das eigene Schulhaus in Anglikon gerät immer mehr an seine Grenzen. Und einen Ausbau schliesst der Gemeinderat aus, wie er zuletzt im Dezember 2018 im Einwohnerrat festhielt. Damals forderte die CVP mit einer Motion die rasche Bereitstellung des benötigten Schulraums im Dorfteil Anglikon. Der Vorstoss erntete zwar durchaus Sympathien im Parlament, wurde aber deutlich abgelehnt.
Doch die Angliker geben nicht auf. An der Eierauflesete vom Freitag lancierte der Dorfverein Anglikon eine Petition. Diese fordert, dass die Kinder von Anglikon auch weiterhin bis Ende der 4. Klasse ins eigene Schulhaus dürfen. Denn der Weg ins Bünzmatt, er ist nach Ansicht von Einwohnerrat Hans-Ruedi Meyer für Kinder im Alter von 8 bis 10 Jahren unzumutbar. Und er steht mit dieser Meinung längst nicht allein, die Unterschriftenbögen füllten sich schnell. Fast so schnell, wie alle Eier im Wald gefunden waren.
Doppelter Einsatz für Familien
3. Angliker Eierauflesete beim Alpenzeiger bei schönstem Wetter
Bei den Kindern stand die Suche nach den versteckten Eiern im Mittelpunkt. Die Erwachsenen diskutierten hingegen vor allem über die Situation an der Schule und die Pläne des Gemeinderats.
Chregi Hansen
Eigentlich handelt es sich ja um einen völlig unpolitischen Anlass. Die vor zwei Jahren erstmals durchgeführte Eierauflesete soll in erster Linie die Familien im Dorfteil für ein paar Stunden zusammenbringen. Und den Neuzuzügern die Möglichkeit bieten, Anschluss in Anglikon zu finden.
Organisiert wird der Event vom Dorfverein. Er verfolgt damit auch eigene Ziele. In erster Linie möchte er natürlich neue Mitglieder werben – und das scheint ihm auch zu gelingen. In diesem Jahr nutzte der Dorfverein den Event aber auch für politische Ziele. Er informierte die anwesenden Eltern über die Pläne des Gemeinderates Wohlen, dass die Angliker Kinder ab Schuljahr 20/21 bereits ab der 3. Klasse ins Bünzmatt wechseln sollen.
Mit Petition und Motion für die Schule einsetzen
Und diese Pläne stossen im Dorfteil auf Widerstand. Denn dieser Entscheid würde bedeuten, dass schon 8bis 9-jährige Kinder einen langen und nicht ungefährlichen Schulweg auf sich nehmen müssen. Und weil sie in diesem Alter die Veloprüfung noch nicht absolviert haben, müssten sie diesen zu Fuss machen. «Für viele Kinder bedeutet das einen Marsch von über 1,5 Kilometern. Dafür brauchen sie in dem Alter mindestens eine halbe Stunde. Das heisst, sie könnten vermutlich am Mittag auch nicht nach Hause kommen, weil auch die Fahrpläne des Busses nicht stimmen», erklärte Einwohnerrat Hansruedi Meyer.
Das wollen der Dorfverein und sein politischer Ableger, der Dorfteil Anglikon, verhindern. An der Eierauflesete lancierten sie eine Petition gegen diesen Entscheid. Der Zeitpunkt war gut gewählt – am Event sind vor allem Familien mit kleinen Kindern dabei. Und diese wären von diesem Entscheid später auch betroffen. Allerdings – eine Petition hat nur wenig politisches Gewicht. Aus diesem Grund wollen Meyer und Parteikollege Mika Heinsalo noch mit einer Motion im Parlament nachdoppeln.
Problem würde nur verlagert
Der lange Schulweg ist allerdings nur ein Argument, das sie ins Feld führen. Wenn in Anglikon neben dem Kindergarten nur die 1. und die 2. Klasse angeboten werden, würde dies ihrer Meinung nach die Wohnattraktivität des Dorfteils mindern. Gerade die schnelle Erreichbarkeit von Schulen sei ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Wohnortes, so Meyer. Letztlich spreche aber auch eine gesamtheitliche Sicht gegen diese Lösung. Wenn die Angliker Kinder früher nach Wohlen wechseln, dann nehmen die Schülerzahlen dort zu – und dabei hat Wohlen selber ein Schulraumproblem. «Kinder, die in der Nähe des Schulhauses Bünzmatt leben, müssten dann vermutlich eine andere Schule besuchen. Zum Beispiel das Halde. Und dort haben sie jetzt schon zu wenig Platz», erklärte der Einwohnerrat.
Dabei gibt es aus seiner Sicht eine einfache Lösung. Hinter dem Schulhaus Anglikon besitzt die Gemeinde noch 45 Aren Land, welches einst für die Erweiterung der Schule reserviert wurde. Hier würde sich schnell und einfach eine Lösung realisieren lassen. Unter Umständen auch mit einem Provisorium.
Wichtiger Anlass für die Verbundenheit im Dorfteil
Von den politischen Diskussionen liessen sich die Kinder den Spass nicht verderben. Mit grosser Freude suchten sie im Wald nach den Eiern, die der Osterhase am Vorabend verloren hatte. Rund 150 Stück hätte man aufspüren können. Aber ganz so einfach wurde den rund 25 Kindern die Aufgabe nicht gemacht. Es brauchte ab und zu einen kleinen Hinweis eines Elternteils, damit die Kids die farbigen Eier auch entdeckten. Der Freude über den Fund tat dies aber keinen Abbruch.
«Es hat etwas weniger Teilnehmer als sonst», erklärte Vereinspräsident Daniel Seiler, «aber das liegt wohl auch daran, dass der Karfreitag dieses Jahr mitten in die Ferien fällt.» Die Anwesenden aber freuten sich über die Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und bei Alphornklängen vom benachbarten Hof und einem feinen Apéro sich noch etwas auszutauschen. Es musste ja nicht unbedingt das Thema Schule sein.




