Heimkehr mit Begeisterung
18.04.2019 WohlenStefan Leuenberger, der neue Leiter der Abteilung Planung, Bau und Umwelt
Er hat sich mal so ziemlich alles genau angeschaut. In aller Ruhe. Das Bild von Wohlen sei nun geschärft, erklärt Stefan Leuenberger, der neue Leiter der Abteilung Planung, ...
Stefan Leuenberger, der neue Leiter der Abteilung Planung, Bau und Umwelt
Er hat sich mal so ziemlich alles genau angeschaut. In aller Ruhe. Das Bild von Wohlen sei nun geschärft, erklärt Stefan Leuenberger, der neue Leiter der Abteilung Planung, Bau und Umwelt. Nun möchte er mit Begeisterung, Optimismus, Verstand und Mut vorangehen.
Daniel Marti
«Das ist doch super», sagt Stefan Leuenberger. Und meint damit den Umstand, dass gegenwärtig in Wohlen sehr viel gebaut wird. Der «Kranindex» sei ein verlässlicher Wirtschaftsindikator. Je mehr Krane im Dorf stehen, desto besser. Gewiss, die Zinssituation sei recht gut, gibt er zu. «Aber Wohlen hat gute Angebote und ist nicht weit von Zürich weg.» Die grösste Freiämter Gemeinde bietet also einiges. «Und der Steuerfuss allein bestimmt doch noch nicht die Lebensqualität», betont er weiter. Stefan Leuenberger ist der neue Leiter der Abteilung Planung, Bau und Umwelt. Früher Bauverwalter genannt. Aber diese Bezeichnung ist längstens überholt.
Überqualifiziert? Natürlich nicht
Leuenberger, der gelernte Elektroniker, ist betreffend Ausbildungen eher ein Spätberufener. Er verfügt über das Lizenziat der Wirtschaftswissenschaften der Universität St. Gallen und erlangte auch einen Mastertitel an der Universität Zürich. Er weist langjährige Führungserfahrung in der öffentlichen Verwaltung auf und er war Leiter der Fachstelle Regionalentwicklung beim Amt für Wirtschaft im Volkswirtschaftsdepartement des Kantons St. Gallen. Bei der Baudirektion des Kantons Zürich war er als Stabsökonom im Generalsekretariat und zuletzt beim Hochbauamt des Kantons Baselland tätig.
Das klingt äusserst interessant und abwechslungsreich. Und eine Frage drängt sich förmlich auf: Ist Stefan Leuenberger nicht etwas überqualifiziert für den Posten des Leiters der Abteilung Planung, Bau und Umwelt? «Man könnte ja gleich fragen, ob es ein steter Abstieg ist vom Kanton Zürich zum Kanton Baselland und dann zur Gemeinde Wohlen», fügt er noch an. Natürlich nicht. Er habe nur die staatliche Ebene gewechselt, relativiert er. «Neue Themen öffnen sich für mich, das kommt mir entgegen.» Hier in Wohlen verlässt er sein Büro, «und schon bin ich mitten in meinem Tätigkeitsgebiet». Er ist schnell bei den Menschen, das schätzt Stefan Leuenberger. Wie auch den direkten Kontakt. «Hier kann ich direkt Einfluss nehmen», freut er sich.
Viele Bezugspunkte
Trotzdem, dass er in Wohlen gelandet ist, mag überraschen. Der Job eines Bauverwalters sei nie sein Lebensziel gewesen, gibt er zu. Die Bezeichnung Bauverwalter mag im Volksmund üblich sein. Aber Leitung der Abteilung Planung, Bau und Umwelt sei etwas anderes. «Das deckt einen breiten Bereich ab, und das ist spannend.» Sein Wirkungsfeld reicht von Hoch- und Tiefbau über die Ortsplanung und die Umwelt bis hin zu den strategischen Führungsaufgaben als Geschäftsleitungsmitglied. «Und Wohlen ist für mich wie eine Heimkehr», sagt er etwas überraschend. Stefan Leuenberger ist in Bremgarten und auf dem Mutschellen aufgewachsen.
Er betritt also überhaupt kein Neuland. In seinem Leben ging es zwar Richtung St. Gallen und Zürich, dann ins Baselland. Aber die heimischen Wurzeln hat er nicht vergessen. «Es gibt nach wie vor viele Anknüpfungspunkte von früher.» Er kennt vieles in der Region. Nicht nur die geliebten Dubler-Mohrenköpfe, wie er anfügt. Kommt hinzu, dass ihn seine Eltern, die in Widen wohnen, immer auf dem Laufenden hielten.
Leuenberger wollte sich nun bewusst beruflich verändern. Er ist verheiratet, Vater geworden, und wohnt in Frick. Und wird heuer 49 Jahre alt. Zeit für eine neue Ausrichtung. Er liess sich Verschiedenes durch den Kopf gehen. Dass es nun die Stelle in Wohlens Verwaltung geworden ist, das freut ihn. «Gewiss», gibt er zu, «Wohlen steht vor vielfältigen Herausforderungen.» Und es herrsche die grundsätzliche Haltung, «dass es hier schwierig sein könnte». Das alles stört ihn nicht. «Ich mache den neuen Job mit Begeisterung.» Das sagt er nach knapp zweieinhalb Monaten Erfahrung, am 1. Februar trat er die neue Stelle an. «Ich will alles optimistisch angehen», fügt er noch an. In Wohlen erst recht. Leuenberger ist betreffend Optimismus um eine Kostprobe nicht verlegen. «Wohlen hat doch so viele Perlen und Ausrufezeichen.»
Das Bild von Wohlen geschärft
Ja, welche denn? «Das Schlössli, das Emanuel-Isler-Haus, das Strohmuseum in der Isler-Villa. Oder der neue Bahnhof wird ein Leuchtturm.» In die gleiche Kategorie reiht er ortsansässige Unternehmen ein, wie etwa die ibw, Oerlikon Metco oder die Firma Notter, die das Projekt Bahnhof umsetzen wird. «Hier gibt es doch viele gute Nischenplayer.»
Während seiner Anfangsphase schaute sich Stefan Leuenberger vieles genau an. «Ich habe das Bild geschärft», sagt er. Vieles habe sich für ihn konkretisiert. Also auch die Problemstellen. Das Zentrum von Wohlen begeistert ihn nicht, es sei wenig aufbauend, gibt er gleich ehrlicherweise zu. «Da hat man oft nicht mit viel Weitblick agiert», so Leuenberger kritisch und er fügt an: «Vielleicht hat dabei die öffentliche Hand auch nicht einen guten Job gemacht. Schliesslich gestalten wir den Lebensraum mit den Menschen zusammen.»
Auch der Verkehr im Zentrum sei offensichtlich ein Problem. Diese Herausforderung gilt es anzugehen. «Ganz zuerst brauchen wir jedoch aktuelle Zahlen von Verkehrszählungen.» Er gibt jedoch zu bedenken, dass der Verkehr zusammen mit der Bevölkerung wächst. «Andererseits spüren die Menschen den Verkehr und seine Probleme täglich.» Beim Tiefbau sei – wie auch beim Hochbau – in der Vergangenheit vieles vernachlässigt worden. «Gegenwärtig reagiert die Gemeinde nur auf die Projekte des Kantons und privater Dritter. Zudem reichen die Ressourcen nicht zum proaktiven Handeln.»
Der Politik mit Respekt begegnen
Der neue Leiter der Abteilung Planung, Bau und Umwelt erkannte in kurzer Zeit, dass die Personaldecke in der Wohler Verwaltung eben eher dünn ist. Vom Engagement seines 14-köpfigen Teams sowie von den Mitarbeitenden im Werkhof und den Hauswarten ist er allerdings positiv angetan. Der Stellenplan ist zudem Sache der Politik. «Die Politik wird sehr rasch zentral», betont er. Er selber hält sich in politischen Angelegenheiten lieber im Hintergrund. «Ich mache die Politik nicht, ich setze sie um.»
Natürlich könne der Umgang mit einem Parlament auch mühsam sein, das weiss er aus eigener Erfahrung aus früheren Tätigkeiten. Aber Probleme mit dem Wohler Einwohnerrat sieht er eigentlich nicht. «Wir müssen nur verständlich machen, was wir warum wollen.» Und wichtig sei der Respekt voreinander und wie man miteinander umgeht. Der Einwohnerrat habe eine überschaubare Grösse, hält Leuenberger fest. Deshalb sollte vieles berechenbar sein. Er zählt dabei auf seine «politischen Sensoren».
Dieses gute Gespür will Stefan Leuenberger in seiner täglichen Tätigkeit vorleben. Es sei ihm wichtig, stets mit «Verstand, aber auch mit Mut voranzugehen». Ökologie und Nachhaltigkeit müsse dabei immer eine Rolle spielen. «Denn wir planen oft für die nächsten 40 Jahre und mehr.» Diese Optik gilt erst recht für Bauvorhaben der öffentlichen Hand.
Der Neue und die Grossprojekte
Vom Schulraum bis zur Bahnhof-Entwicklung
Er sei froh, dass diverse Entscheidungen bei den Grossprojekten bereits gefallen sind, sagt Stefan Leuenberger. Damit meint er vor allem Badi und Eisbahn, die letztes Jahr erneuert wurden. Er verstehe es, dass Wohlen eine solche Infrastruktur anbieten kann, so Leuenberger. «Das sind erhebliche öffentliche Vermögenswerte. Das Privatvermögen lässt man ja auch nicht verlottern.»
Nachholbedarf erkannt
Ebenfalls beim Bahnhof ist die Entscheidungsphase grösstenteils vorbei, nun hat die Umsetzung begonnen. Der Bahnhof werde tatsächlich zur Visitenkarte, ist er überzeugt. «Und der wird künftig eine symbolische Wirkung haben.» Bei der Modernisierung des Bahnhofs ist Stefan Leuenberger Gesamtprojektleiter. «Da werde ich ganz nahe dran sein», freut er sich.
Ganz so nahe dran ist er beim Problemfall Schulraum noch nicht. «Da gibt es Nachholbedarf», hat er schnell festgestellt. Und was die Sanierungen angeht, da gibt es keine grosse Wahl. «Dazu kann man nur Ja sagen.» Aber weit hinauslehnen möchte er sich beim Grossprojekt Schulraum noch nicht. Die Probleme sind ihm bekannt. Aber es fehlen ihm noch einige Informationen. «In rund zwei Monaten kann ich wohl konkret Auskunft geben», sagt Leuenberger.
Beim Schulzentrum Halde, das saniert und erweitert wird, versucht die Abteilung Planung, Bau und Umwelt mehr Aufgaben selber wahrzunehmen. Die Beschaffung von neuem Schulraum ist auch für den neuen Abteilungsleiter ein Schwerpunktthema. Deshalb hat er die politischen Strömungen rasch zur Kenntnis genommen. Wurde das Thema sogar verpolitisiert? «Wahrscheinlich ja.»
Und wie betrachtet er die Situation an seinem Arbeitsort? Denn das Gemeindehaus könnte zum Grossprojekt erklärt werden. Es mangelt an Platz, die Technik ist nicht mehr zeitgemäss. Die Sanierung wird laufend hinausgezögert. «Das Gemeindehaus wurde 1972 erbaut und es funktioniert heute noch», streicht er das Positive heraus. «Das wurde also mit Weitsicht und grosszügig geplant.» Die gesamte Situation sei sicherlich lösbar, erklärt Stefan Leuenberger. «Denn das Haus hat Potenzial.» --dm