Ein Abschied mit Wehmut
30.04.2019 BremgartenVon der «Sonne» in den «Sternen»: Juri Tirez zieht mit dem «Stiefelchnächt» ein paar Türen weiter
Die Besitzverhältnisse des Hotels Sonne in der Bremgarter Altstadt wechseln. Um seine Selbstständigkeit wahren zu können, ...
Von der «Sonne» in den «Sternen»: Juri Tirez zieht mit dem «Stiefelchnächt» ein paar Türen weiter
Die Besitzverhältnisse des Hotels Sonne in der Bremgarter Altstadt wechseln. Um seine Selbstständigkeit wahren zu können, führt der bisherige Pächter Juri Tirez den «Stiefelchnächt» ab September in der benachbarten «Sternen»-Bar weiter.
Die Wehmut ist ihm anzumerken, denn wenn er erzählt, holt er zuerst mal tief Luft: Am 15. Juni ist für Juri Tirez und sein Team in der «Sonne» Schluss. Die bisherigen Besitzer verkaufen das altehrwürdige Haus an ein Gastrounternehmen. «Wir müssen hier aufhören», sagt Tirez. Die neuen Besitzverhältnisse der «Sonne» dürften in den nächsten Monaten offiziell bekannt werden.
Der Entscheid für den Abschied aus dem rund 400-jährigen Haus ist Juri Tirez nicht leicht gefallen. Denn die Tirez-Brüder Juri und Janick haben viel Energie und Herzblut in den Betrieb der «Sonne» gesteckt. Ab 2016 führten sie den Hotelbetrieb und das Restaurant als Café, die «Stiefelchnächt»-Bar schon länger. Investitionen in die Infrastruktur scheuten sie ebenfalls nicht. Aufgrund eines personellen Engpasses und des schleppenden Tagesgeschäftes blieb das Café dann aber ab Ende 2018 geschlossen.
Eigentlich waren Juri und Janick Tirez davon ausgegangen, dass der Pachtvertrag mit den bisherigen Besitzern in Bälde um eine mehrjährige Dauer verlängert würde. Auch hofften sie, die bisher fremdvermietete Küche übernehmen zu können und dem Restaurant so neues Leben einhauchen zu können. Umso überraschender dann für sie die Nachricht, dass die Eigentumsverhältnisse der «Sonne» ändern werden. Das Angebot, als Angestellter in der «Sonne» weiterzumachen, hat Juri Tirez ausgeschlagen. Er hegt aber keinen Groll – im Gegenteil, er wünscht den neuen Betreibern in der «Sonne» viel Erfolg. «Ich hätte mehr Mühe damit, wenn es nicht funktionieren würde. Ich hoffe, dass sie die ‹Sonne› zum Laufen bringen.»
Im kleineren Format
Der «Stiefelchnächt» wird aber nicht verschwinden, nur weil für die Tirez-Brüder die Ära in der «Sonne» nun zu Ende geht. «Der ‹Stiefelchnächt› zieht einfach von der ‹Sonnen›-Bar in die ‹Sternen›-Bar», verrät Juri Tirez. Während mehrerer Jahre war der «Sternen», der sich nur einige Türen von der «Sonne» entfernt befindet, geschlossen. Jetzt wird dieses Lokal mit Stil auf Vordermann gebracht und renoviert. «Aufgrund der etwas engeren Platzverhältnisse wird der «Stiefelchnächt» in der «Sternen»- Bar im kleineren Format weitergeführt. Disco und Tanz sind nicht vorgesehen. Konzerte können dort ebenfalls nicht stattfinden, für diese kulturellen Anlässe sucht Tirez noch ein geeignetes Lokal in Bremgarten mit 50 bis 100 Plätzen. Der «Stiefelchnächt» bleibt aber trotz alledem der «Stiefelchnächt». Denn: «Das Ziel ist, Bremgarten zusammenzubringen. Jung und Alt, Vereine, Politiker und Bürger», sagt Juri Tirez. Die besondere Mischung an Gästen, die das Lokal ausmacht, diese soll so beibehalten werden.
Mit dem Herzen im Städtli
Bruder Janick scheidet aus der GmbH als Teilhaber aus. Er konnte in der Zwischenzeit eine Stelle in der Buchhaltung in einem Grossunternehmen in der Region antreten, wird aber für Teilzeiteinsätze wie dessen Partnerin Sarah Neuhaus weiterhin zur Verfügung stehen. Das Team musste Tirez leider verkleinern, in den «Sternen» mitkommen wird Stefanie Künzli und seine Frau Michaela.
Obwohl ihm der Abschied aus der «Sonne» sichtlich Mühe bereitet, war ein Wegzug aus Bremgarten für Juri Tirez nicht wirklich eine Option. «Ich bin seit Jahren hier im Städtli, habe hier mein Herz verloren», sagt er. Im Sommer will Tirez neue Kräfte tanken, er konzentriert sich auf den Barwagen mit Lounge hinter dem Casino, bevor es im September dann an der neuen Wirkungsstätte an der Sternengasse losgeht. Weil der «Sternen» nicht vertraglich an eine Brauerei gebunden ist, kann Juri Tirez die Getränke- und Verpflegungskarte nach eigenem Gutdünken zusammenstellen. Nachhaltige Produkte und regionale Spezialitäten statt Massenware sind vorgesehen. «Schnaps von Humbel, ein Biersortiment aus Schweizer Bieren, hausgemachter Eistee», so stellt er sich das vor. Spezielle Cocktails sollen ebenso angeboten werden wie hausgemachte Snacks, die auf die belgische Herkunft des Chefs hindeuten. Neue Ideen sind also vorhanden. Juri Tirez’ Leidenschaft als Gastronom ist also weiterhin ungebrochen vorhanden. --aw