Der heimliche Star
16.04.2019 WohlenMotocross Wohlen mit 10 000 Zuschauern, Sandra Keller gewinnt gleich doppelt
Auch wenn das Wetter nur halbwegs mitspielte, so gab es erneut einen gelungenen Grossanlass beim Schloss Hilfikon zu bestaunen. Ein Höhepunkt war Sandra Keller, die einzige ...
Motocross Wohlen mit 10 000 Zuschauern, Sandra Keller gewinnt gleich doppelt
Auch wenn das Wetter nur halbwegs mitspielte, so gab es erneut einen gelungenen Grossanlass beim Schloss Hilfikon zu bestaunen. Ein Höhepunkt war Sandra Keller, die einzige Frau in der Kategorie «National MX 1». Sie feierte den Tagessieg.
Stefan Sprenger
Der Speaker redete nur von Sandra Keller. Sie ist 21 Jahre jung, 158 cm gross, kommt aus Schlatt bei Winterthur und ist in der Motocross-Szene ein kleiner Star. Am Samstagnachmittag in der Kategorie «National MX 1» war sie nicht zu schlagen – und das als einzige Frau im Teilnehmerfeld. Im ersten Lauf stürzte sie und schaffte es dennoch mit ihrer Kawasaki auf den 3. Rang. Den zweiten Lauf konnte sie gewinnen. Damit feierte die schnelle Blondine den Tagessieg.
«Wohlen ist mein Lieblingsrennen»
Und das obwohl sie vergangene Woche ins Spital einrücken musste, um sich untersuchen zu lassen. Sie stürzte und tat sich weh. «Aber ich habe nur Prellungen an Oberschenkel, Schulter und Rücken», sagt Sandra Keller.
Ehrensache, dass sie alles dafür tat, am Rennen im Freiamt dabei zu sein. Denn das Motocross Wohlen, «es ist mein Lieblingsrennen». Sie kommt hierher, seit sie sieben Jahre alt ist. «Die Strecke ist schnell und gross, die Atmosphäre hier ist immer wunderbar. Dieses Mal war es sehr kühl, aber sonst war wie immer alles prima.» Die Tagessiegerin meint weiter: «Dass ich mit den Männern mitfahre, ist für mich normal. Für den Zuschauer aber eher speziell.»
Am Sonntag startete sie bei den «Ladies» mit 15 Teilnehmerinnen. Keller gewann beide Läufen. In dieser Saison – die gerade begonnen hat – verfolgt sie ein Ziel: die Weltmeisterschaft. Dort will sie an allen sechs Rennen teilnehmen und gute Resultate holen. Finanziert hat sie sich die WM-Teilnahme per Crowdfunding. 25 000 Franken konnten gesammelt werden. Sandra Keller ist nicht nur in der Motocross-Szene beliebt. «Ich liebe einfach, was ich tue.» Am Wochenende war sie neben Jeremy Seewer der heimliche Star.
Menschen, Matsch und Motoren
64. Ausgabe des Motocross Wohlen war trotz Regen ein Erfolg
Ein Superstar gewinnt, sein härtester Gegner begeistert die Fans und die Mofacross-Fahrer sind beeindruckt. Das war die 64. Ausgabe des Motocross Wohlen.
Josip Lasic
Am Sonntag war Jeremy Seewer am Motocross Wohlen. Der grosse Star fuhr in der Kategorie Swiss MX Open. Dass die Schweizer Motocross-Grösse am Ende gewinnt, ist keine grosse Überraschung. Allerdings hat es Seewer spannend gemacht. «Jeremy Seewer macht genau das, was notwendig ist, und nicht mehr», wiederholt der Speaker regelmässig. Davon profitieren zeitweise seine Verfolger. Im ersten der beiden Rennen fährt Cyrill Scheiwiller die schnellste Runde und führt zeitweise vor Seewer.
Scheiwillers Fans sind begeistert. «Dieses Motocross ist vermutlich das eindrücklichste, das ich erlebt habe», sagt Paul Oberholzer aus Toggenburg, einer von rund 10 000 Zuschauern am Motocross Wohlen. Scheiwiller stammt wie Oberholzer aus dem Kanton St. Gallen. Dass der Zuschauer die 64. Ausgabe des Motocross Wohlen als die eindrücklichste hervorhebt, ist nicht selbstverständlich. «Ich besuche den Anlass seit rund 40 Jahren. Ob ich jedes Jahr dabei war, weiss ich nicht mehr. 30 Mal aber bestimmt. Es ist immer wieder grossartig organisiert.»
Oberholzer ist mit seinen beiden Söhnen vor Ort, die früher beide ebenfalls Motocross gefahren sind. Das Trio teilt zahlreiche schöne Erinnerungen an die vergangenen Ausgaben des Events in Wohlen. «Als meine Söhne gefahren sind, war es etwas Besonderes. Aber auch die Weltmeisterschaftsrennen früher hatten eine spezielle Atmosphäre.»
Paradies für Mofacross-Fahrer
Auch Ivan Schaufelberger aus Winterthur ist beeindruckt. Er war einer der Fahrer in der Mofacross-Kategorie bis 80 ccm. «Für uns Mofacross-Fahrer ist Wohlen einfach der Hammer. Vor so vielen Zuschauern zu fahren ist einfach unglaublich.» Schau felberger war zum dritten Mal als Fahrer in Wohlen dabei. Davor hat er den Anlass als Zuschauer besucht. «Ich brauche Abgase und Motoren. Dann geht es mir gut.»
In seiner Kategorie konnte sich der Winterthurer auf dem 4. Rang klassieren. Mit seiner Leistung ist er zufrieden. Dass es am Sonntag regnet, stört ihn nicht. Nach seinen Rennen mischt sich Schaufelberger unter die zahlreichen Zuschauer und geniesst die Rennen. «Klar wäre schönes Wetter besser. Aber die Atmosphäre ist auch bei Regen grossartig.»
Auch andere Mofacross-Fahrer schwärmen vom Motocross Wohlen. Domenik Zäch aus Montlingen hat sich den 3. Rang in der Kategorie bis 75 ccm geholt. «Es ist eine der besten Strecken im Land. Es ist sehr übersichtlich.»
Regentropfen gleich Wermutstropfen
Der grösste Nachteil ist der Regen am Sonntag. Das OK geht davon aus, dass die Zuschauerzahl bei besserem Wetter deutlich besser gewesen wäre. Ein Besucher aus dem Kanton Zug klagt, dass ihn seine Kollegen im Stich gelassen haben. «Mich schreckt der Regen nicht ab. Ich bin dafür ein zu grosser Motorsport-Fan. Meine Kollegen hatten aber keine Lust mitzukommen.» Stattdessen hat er seinen Sohn und einen Kollegen mitgenommen.
Als das letzte Rennen zu Ende ist, leert sich das Gelände in kürzester Zeit. Noch bevor die Siegerehrung stattgefunden hat. «Für uns geht die Arbeit jetzt wieder los», sagt Manuel Höltschi, einer der Helfer. Er muss seine Kollegen dabei unterstützen, ein Auto, das im Schlamm stecken geblieben ist, herauszuholen.
Alle Resultate unter: www.mylaps.com/">https://www.mylaps.com/