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16.04.2019 Wohlen«Begegnung der Kulturen» in Wohlen
Bereits zum 5. Mal findet das grosse Fest statt. Am 15. Juni ist es wieder so weit. «Begegnung der Kulturen» will das Miteinander fördern und Menschen aus den verschiedensten Nationen für einen Tag ...
«Begegnung der Kulturen» in Wohlen
Bereits zum 5. Mal findet das grosse Fest statt. Am 15. Juni ist es wieder so weit. «Begegnung der Kulturen» will das Miteinander fördern und Menschen aus den verschiedensten Nationen für einen Tag zusammenbringen. Doch schon im Vorfeld des Anlasses sorgt diese Zeitung für spannende Begegnungen. Als Erstes lernten sich die Kindertanzgruppe der Trachtengruppe Villmergen und die aus Uganda stammende Tänzerin Harriet Suter kennen. Und entdeckten auch Gemeinsamkeiten. --red
Im gleichen Rhythmus
Begegnung der Kulturen: Schweizer Volkstanz trifft auf traditionellen ugandischen Tanz
Harriet Suter tritt bereits zum fünften Mal auf der Bühne vom Fest «Begegnung der Kulturen» auf. Sie präsentiert Volkstanz aus Uganda. Ebenfalls so lange dabei ist die Kindertanzgruppe des Trachtenvereins Villmergen. Bei einer gemeinsamen Probe lernen beide Gruppen die jeweilige Tanzkultur näher kennen.
Sabrina Salm
«Ihr bewegt die Hüften mehr als wir», fällt dem kleinen blonden Mädchen sofort auf. Mit ihren Kolleginnen und Kollegen von der Kindertanzgruppe Villmergen und ihren Leiterinnen Margrit Gyger und Rita Hofstetter schauen sie Harriet Suter beim Tanzen zu. Harriet Suter ist ursprünglich aus Uganda und lebt seit 17 Jahren in der Schweiz. Zu Hause ist die zweifache Mutter mit ihrer Familie in Wohlen. Sie zeigt den Kindern einen traditionellen Unterhaltungstanz aus ihrem Heimatland. Dabei trägt sie eine ugandische Tracht, die sehr farbenfroh ist. Gespannt schauen die Kinder zu und staunen nicht schlecht, als Harriet Suter die Musik ausschaltet und bei einem ugandischen Hochzeitstanz mitzusingen beginnt. «Wir haben für jede Lebenssituation einen Tanz», erzählt sie später. Kyrganda Tanz wird der Tanzstil genannt.
Viel erfahren übereinander
Zwanzig Minuten vorher: Harriet Suter trifft im Singsaal des Schulhauses Dorf in Villmergen auf Margrit Gyger und Rita Hofstetter. Seit 17 Jahren leiten die beiden Villmergerinnen die Kindertanzgruppe. Die Gruppe wurde von zirka 39 Jahren von der Trachtengruppe Villmergen ins Leben gerufen und wird auch heute noch von ihr unterstützt und getragen. Die drei Frauen begegnen sich zum ersten Mal. Ein wenig skurril, wenn man bedenkt, dass beide Gruppen bereits zum fünften Mal am Fest «Begegnung der Kulturen» mitmachen. «Wahrgenommen» haben sie sich bisher nicht. «Am Fest selber bin ich immer so eingespannt, dass ich die Auftritte leider gar nicht so mitbekomme», hat Harriet Suter als Erklärung bereit. «Das ist zwar schade. Dafür ist es jetzt umso schöner, bei einer Probe dabei sein zu dürfen.»
Als sie den ersten Tänzen der Kinder zuschaut, strahlt sie über das ganze Gesicht und klatscht begeistert um Zugabe. Harriet Suter erfährt von den Frauen, dass die Musik zu den Kindervolkstänzen und die Choreografien in der ganzen Schweiz die gleichen sind. Dies gelte auch für die Volkstänze für die Erwachsenen. Somit ist es möglich, dass an jedem Volkstanzfest die Tanzgruppen aus der ganzen Schweiz mitmachen. «Und so bilden alle Tanzgruppen eine grosse Einheit und zeigen im Tanzen die Zusammengehörigkeit, Freude und Spontanität», erklärt Rita Hofstetter. «Das ist bei uns etwas anders», stellt Harriet Suter fest. «Bei uns hat jeder Stamm eigene Tänze. Je nach Tanz weiss man, der kommt zum Beispiel aus dem Süden oder der aus dem Westen.» Bei den Auftritten legen beide Kulturen Wert auf angemessene Kleidung. Die Kinder der Schweizer Tanzgruppe tragen Sonntags- und Werktagstrachten. Auch in Uganda gibt es verschiedene «Tanztrachten».
Stolz auf seine Kultur sein
In der Regel einmal im Monat treffen sich die Kinder zum Üben. Auf Veranstaltungen hin kann es schon zu Zusatzproben kommen. Das macht den Kindern aber nicht viel aus. Sie kommen gerne und tanzen aus Freude. Fast alle sagen das Gleiche: «Ich wollte nur mal schauen. Doch dann hat es mir so gut gefallen, dass ich blieb.» Im Moment tanzen 11 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren in der Gruppe. «Wir kämpfen aber immer wieder um den Nachwuchs», erzählt Margrit Gyger. Sie zeigt sich besorgt um die Zukunft der Kindertanzgruppe. «Leider ist es sehr schwierig, Kinder zum Mitmachen zu begeistern.» Volkstanz sei nicht der beliebteste Tanzstil. «Das ist so schade», meint Harriet Suter. «Bei uns in Uganda ist es in der Schule obligatorisch, dass wir unsere Kultur lernen und leben. Das sollte hier auch so sein.» Sie findet Kultur bewahren etwas Wichtiges. «Versteckt eure Kultur nicht. Zeigt sie und seid stolz darauf», fordert sie die Schweizer auf. Sie ist der Meinung, jeder sollte sich seiner Kultur bewusst sein, sich aber auch nicht vor anderen verschliessen. Harriet Suter ist mit dieser Haltung aufgewachsen. «Uganda ist ein sehr multikulturelles Land. Integration ist auch da ein grosses Thema.» Die verschiedenen Kulturen kennenzulernen und zu akzeptieren, sei das A und O für das friedliche Zusammenleben.
Gut für das Gemüt
Nachdem die Kinder getanzt haben und auch Harriet Suter ihre Hüften bewegt hat, ist es Zeit, Gemeinsamkeiten zu erforschen. Was haben denn der ugandische Tanz und die Kindervolkstänze aus der Schweiz gemeinsam? «Wir haben ähnliche Schrittbewegungen», hat einer der beiden einzigen Knaben der Kindertanzgruppe beobachtet. Harriet Suter erzählt, dass bei «ihren» traditionellen Tänzen eigentlich auch meist Paare oder gar Gruppen miteinander tanzen. «Tanzen ist viel mehr als sich bewegen. Es entsteht zwischen den Menschen ein Gespräch.» Tanzen befreie die Seele und sei gut für sie. Das sei bei «uns» auch nicht viel anders, sagt Hofstetter. Das Tanzen erfasse den ganzen Menschen: Körper, Verstand und in ganz besonderem Masse das Gemüt. Einen wichtigen Aspekt haben die beiden Kulturen auch noch gemeinsam. Sie haben Spass an dem was sie machen. Das sieht man ihnen an. Und ganz besonders Freude haben sie, wenn sie gemeinsam das Tanzbein schwingen. Passend zu dem Lied «Dini Seel ä chli la bambälä la ».
Regionales Kulturfest
Am Samstag, 15. Juni, findet in Wohlen die «Begegnung der Kulturen» statt. Es wird mehr als 20 Stände mit kulinarischen Leckerbissen aus aller Welt geben (inzwischen hat sich auch noch die Moschee aus Wohlen angemeldet) und unterschiedlichste Darbietungen auf der Bühne. Teilnehmende am Anlass sind Personen und Vereine aus der Region, die mit ihrem Engagement eine Begegnung für die gesamte Bevölkerung ermöglichen. Das regionale Kulturfest findet bereits zum fünften Mal statt. Es findet alle zwei Jahre statt und war schon zweimal in Villmergen, einmal in Dottikon und nun zum zweiten Mal in Wohlen. Diesmal zum ersten Mal auf dem Sternenplatz in Wohlen in Kooperation mit der IBW-Jazznight.
Im Vorfeld zum Fest «Begegnung der Kulturen» berichtet diese Zeitung über besondere Begegnungen zwischen den Festteilnehmenden. Jeweils zwei Kultur - gruppen/ Vereine treffen sich zu einem Gespräch mit einer Aktivität. Beim Gespräch sollen Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede aufgedeckt werden. --sab