«Man hört plötzlich anders hin»
12.04.2019 Region UnterfreiamtSeit 100 Tagen ist René Schmidli im Villmerger Gemeinderat
Mit einer Herzensangelegenheit ist René Schmidli in die Villmerger Kanzlei gekommen: Er möchte die jüngere Generation vertreten und das Dorf am Rietenberg aktiv mitgestalten. Eine erste Bilanz ...
Seit 100 Tagen ist René Schmidli im Villmerger Gemeinderat
Mit einer Herzensangelegenheit ist René Schmidli in die Villmerger Kanzlei gekommen: Er möchte die jüngere Generation vertreten und das Dorf am Rietenberg aktiv mitgestalten. Eine erste Bilanz nach 100 Tagen im neuen Amt.
Chantal Gisler
Es gibt einiges, was sich für René Schmidli in den letzten 100 Tagen verändert hat. Nicht nur bei seiner Arbeit. Seit zehn Jahren führt Schmidli seine Vinothek Schmidli am Löwenplatz. «Ich muss mir meine Zeit jetzt anders einteilen», erklärt der neue Gemeinderat. «Die Arbeit in einer Verwaltung funktioniert ganz anders als in einem privaten Geschäft», sagt Schmidli. So sind Entscheide in einem privaten Unternehmen schneller getroffen und umgesetzt als in einer öffentlichen Verwaltung, wo sie über viele Instanzen muss.
Einige Bedenken hatte er anfangs schon, beispielsweise dass Leute dauernd mit politischen Anliegen in die Vinothek kommen würden. «Aber bislang ist das noch nicht wirklich vorgekommen.» Vielmehr ist er es, der direkter auf Personen zugeht. «Man hört bei Gesprächen anders zu, wenn es um die Dorfpolitik geht. Schliesslich möchte ich nicht irgendjemand im Gemeinderat sein, sondern derjenige, der etwas für die Bevölkerung tut.» Er möchte das Dorf am Rietenberg weiterbringen. Beispielsweise soll aus dem Brunnen am Dorfplatz bald wieder Wasser fliessen. «Es würde mich sehr freuen, wenn ich im Dorf etwas Positives erreichen könnte.»
Villmergen etwas zurückgeben
Und Schmidli selbst? Hat er sich in den letzten hundert Tagen verändert? «Ich denke nicht», meint er und lacht. «Es ist viel Neues, das auf einen zukommt.» Nach kurzem Überlegen fügt er an: «Auch meine Frau meint, dass ich mich nicht verändert habe.» Und das sei auch gut so. Denn er sei nicht in den Gemeinderat gekommen, um sich unterkriegen zu lassen. Vielmehr möchte er der Bevölkerung etwas zurückgeben. Für die Politik hat er sich schon immer interessiert. Aber viel interessanter sind für ihn die Abläufe hinter der Verwaltung. Und die Menschen dahinter. «Es ist erstaunlich, wie viel Aufwand dahintersteckt.»
Diesen Aufwand bekommt er jetzt zu spüren. «Ich musste mich in viele Themen einlesen, um zu verstehen, was schon vorangegangen war. Aber das ist am Anfang ganz normal.» Eines von vielen aktuellen Themen ist beispielsweise die Digitalisierung in der Schule im Zusammenhang mit dem Lehrplan 21. «Wir müssen zusammen mit der Schulleitung ein IT-Konzept erarbeiten, um den Lehrplan 21 umsetzen zu können.»
Vertraulichkeit als Disziplin
Eine grosse Stütze in seinem neuen Amt ist seine Familie. Sie unterstützt ihn, wo sie nur kann. «Ohne sie wäre es unmöglich», sagt Schmidli. Auch wenn es nicht immer einfach ist, denn die Geschäfte des Gemeinderates sind vertraulich. «Meine Frau weiss, dass ich mit Sachen nach Hause komme, über die ich nicht sprechen darf», erklärt er. Das hätten sie schon vor seiner Kandidatur angeschaut. «Sie hat kein Problem damit. Es ist zwar komisch, plötzlich mit der Partnerin nicht mehr über alles sprechen zu können, aber man gewöhnt sich daran. Es ist vielmehr meine Disziplin, mit ihr nicht darüber zu sprechen. Bislang funktioniert es gut.»
Aber was, wenn ihn etwas gedanklich nicht loslässt? «Mein Ventil ist die Musik», sagt René Schmidli. Im Kindesalter hat er mit Trompetenspielen angefangen. Heute ist er in der Villmerger Musikgesellschaft dabei. Mit seinem Instrument kann er abends in den Proben Dampf ablassen. Aber auch auf andere Gedanken kommen. «Diese Zeit nehme ich mir für mich.» Um dann voller Elan in den neuen Tag zu starten.