Schlüsselübergabe am Schmutzigen Donnerstag
Verzweifelt versuchte der Stadtammann Raymond Tellenbach mit seinen Ratskollegen an der Macht zu bleiben. Doch vom Volk gab es keine Gnade. Die Schpitelturmclique übernahm den Rathausschlüssel ...
Schlüsselübergabe am Schmutzigen Donnerstag
Verzweifelt versuchte der Stadtammann Raymond Tellenbach mit seinen Ratskollegen an der Macht zu bleiben. Doch vom Volk gab es keine Gnade. Die Schpitelturmclique übernahm den Rathausschlüssel und somit das Sagen über die Reussstadt.
Sabrina Salm
Am Schmutzigen Donnerstag wurde die Bremgarter «Märli-Wält» eröffnet. Die Narren haben das Zepter beziehungsweise den Schlüssel übernommen. Traditionsgemäss wurde der Stadtrat, in diesem Jahr vollzählig als Zwerge verkleidet, im Rathaus abgeholt. Begleitet von der Guggenmusik Morenschränzer Zetzwil fuhren sie in ihrem Zwergenhaus die Marktstrasse hinauf bis zum Spittelturm. Dort wurde ihnen vor vielen verkleideten Leuten die Anklage gemacht. Doch zuvor wurde dem Publikum von der Gruppe «Baden brennt» mit einer Feuershow eingeheizt.
Unfaire Abstimmung?
Das Verschwinden der Parkplätze, das Einführen der XXL-Parkplätze in der Tiefgarage Obertor, der Chlorunfall in der Badi, der Schreibfehler des Braukredis an der Sommergemeinde sowie die fehlende Repol warf die Schpitelturmclique dem Stadtammann vor (siehe Ausgabe vom 1. März). Dieser verteidigte sich zwar ebenfalls mit viel Humor und guten Sprüchen – gebracht hat es trotzdem nichts. Aber wie es sich für die Schweiz gehöre, wurde über die Entmachtung demokratisch abgestimmt. So forderte Stubenmeister Sandro Schmid die Leute auf zu applaudieren. Bei wem es am lautesten ist, der wird die Macht übernehmen. «Wer möchte, dass der Stadtrat weiterhin im Amt bleibt?», fragte der Stubenmeister in die Menge. Absolute Stille. «Und wer will, dass die Narren die nächsten fünf Tage das Zepter übernehmen und für Ordnung sorgen?» Die Menge tobte und sprach so den Stadtrat schuldig. Eine unfaire Abstimmung, fand der entmachtete Raymond Tellenbach. Das Publikum habe die Unterstützung von der Guggen erhalten, was natürlich für mehr Lärm sorge. Sandro Schmid konterte trocken: «Geh doch zur Polizei. Ach nein, die ist beschäftigt mit dem Ausmessen der XXL-Parkplätze.» Damit war der Weg frei für die Narrenherrschaft und die beliebte fünfte Jahreszeit. Bei spendierter Wurst, Brot und Getränken wurde gefeiert.