Weil Mädchen das können
22.02.2019 WohlenDie Real 3b baute – teilweise in der Freizeit – einen Umzugswagen für die Fasnacht
In knapp einer Woche, am Schmutzigen Donnerstag, rollt einmal mehr der Kinderumzug durchs Dorf. Mit dabei auch ein Fasnachtswagen der Klasse R3b aus dem ...
Die Real 3b baute – teilweise in der Freizeit – einen Umzugswagen für die Fasnacht
In knapp einer Woche, am Schmutzigen Donnerstag, rollt einmal mehr der Kinderumzug durchs Dorf. Mit dabei auch ein Fasnachtswagen der Klasse R3b aus dem Bünzmatt. Das Besondere dabei: Die Mädchen waren beim Projekt federführend.
Chregi Hansen
In knapp einem halben Jahr beginnt für die Schüler und Schülerinnen von Lehrerin Karin Solenthaler eine neue Lebensetappe. Im Sommer endet für die sieben Mädchen und zehn Jungs die obligatorische Schulzeit. Zuvor aber machen sie nochmals auf sich aufmerksam. Am Kinderumzug vom kommenden Donnerstag nimmt die Realklasse mit einem Wagen teil.
Soweit nichts Besonderes. Speziell macht den Auftritt, dass es die Mädchen waren, welche sich bei diesem Projekt besonders engagierten. «Die Jungs haben natürlich auch geholfen, aber nur während der Schulzeit. Die Mädchen hingegen kamen auch in ihrer Freizeit», berichtet die Klassenlehrerin. Sie opferten einen Samstag, einen Ferientag und insgesamt vier schulfreie Nachmittage für den Wagenbau. Und bewiesen dabei, trotz fehlenden Vorkenntnissen, handwerkliches Geschick.
Jede brachte sich da ein, wo sie Stärken hat
Mit grosser Motivation und fast in Eigenregie bauten sie im alten Werkhof in der Bleichi einen gigantischen Fasnachtswagen zum Thema Raumfahrt. Bauzeichnerin Selina Telle hat die ersten Entwürfe für die Rakete skizziert. Maschineningenieurin Besarta Saliu hat die Rakete aus den vorhandenen Teilen zusammengebaut, dabei hat ihr Statikerin Subitha Jeyakumar geholfen. Werkzeugchefin Katarina Miljkovic fixierte, mit tatkräftiger Unterstützung der Jungs der Klasse, das Wagengeländer und die Seitenwände. Allrounderin Sewercan Misini sicherte den Materialnachschub. Die künstlerische Leitung übernahmen Argjenta Alidema und Martina Solda.
«Die Rollenaufteilung hat sich einfach so ergeben», berichtet Solenthaler. «Die einen sind eher stark in der Planung, andere in der Führung und die dritten krempeln die Ärmel hoch und schuften.» Die Lehrerin freut sich über den Einsatz. Es sei der Beweis, dass auch Mädchen handwerklich durchaus geschickt sein können. «In der Abschlussklasse wird das Thema von Geschlechterrollen diskutiert. Welche Berufe erlernen Jungs, welche Mädchen», erklärt sie. Dabei gibt es einen theoretischen Teil mit der Schulsozialarbeit. Aber nur darüber reden und nicht mal ausprobieren sei doch irgendwie auch schade, fand Solenthaler, also liess sie die Mädchen an der Stichsäge und am Akkuschrauber hantieren. «Einige fanden es spannend, andere nicht. Eigentlich dürften die Mädchen Werken als Freifach wählen, das machen sie aber praktisch nie, obwohl sie teilweise Freude haben und geschickt darin wären.»
Sich gegenseitig motiviert
Gross motivieren musste sie die Gruppe nicht, das taten die Jugendlichen untereinander selber. «Wenn man etwas gemeinsam bauen will, dann kann man die andern nicht hängen lassen, dann kommt man halt auch am Samstag», meint beispielsweise Selina. Trotz eisigen Temperaturen gaben alle ihr Bestes. «Vielleicht half es, dass wir ausserhalb des Schulzimmers waren. Ich glaube, die Mädchen wollten einfach gerne einen Raum für sich, wo sie selber etwas erbauen konnten», schaut die Klassenlehrerin auf diese gemeinsame Zeit zurück.
Stolz, aber durchaus auch selbstkritisch
Der Stolz über das Geleistete ist entsprechend gross in der Klasse. Genauso die Freude, den Wagen nächste Woche den Zuschauern zu präsentieren. Gleichzeitig ist man auch selbstkritisch. «Beim nächsten Wagen würden wir ein paar Sachen anders machen», sagt zum Beispiel Besarta. Allerdings gibt es keinen nächsten Fasnachtswagen für die 3.-Real-Mädchen, denn sie werden im Sommer die Schule verlassen und ihre eigene Zukunft aufbauen. Dass sie mit anpacken können, haben sie nun bereits bewiesen.