Sogar die Tür wird verkauft
22.01.2019 Region UnterfreiamtGrosser Beizen-Ausverkauf in Villmergen
Die beiden Traditionsbeizen «Rössli» und «Ochsen» sind geschlossen. Sie werden komplett umgebaut. Daher muss das Inventar raus.
Es ist kein gewöhnlicher Ausverkauf, der diesen Samstag in ...
Grosser Beizen-Ausverkauf in Villmergen
Die beiden Traditionsbeizen «Rössli» und «Ochsen» sind geschlossen. Sie werden komplett umgebaut. Daher muss das Inventar raus.
Es ist kein gewöhnlicher Ausverkauf, der diesen Samstag in Villmergen stattgefunden hat. Aus dem Dorf und der näheren Umgebung kamen Besucher auf der Suche nach Schätzen aus dem «Rössli» und dem «Ochsen». Denn bald wird das Gebäude umgebaut, doch vorher musste alles raus.
Und mit «alles» ist auch alles gemeint: Neben Tischen, Stühlen und einem Klavier konnte man sogar die Lampen, die neben der Eingangstüre vom «Rössli» hingen, und auch die Tür selbst ersteigern. --chg
Schätze aus «Rössli» und «Ochsen»
Das gesamte Inventar von «Rössli» und «Ochsen» musste weg
Der Ausverkauf der beiden Traditionsbeizen lockte einige Besucher nach Villmergen. Alles, sogar Dinge, die niet- und nagelfest sind, konnten für einen kleinen Preis mitgenommen werden. «Wäre doch schade, wenn das einfach weggeworfen würde», meint eine Besucherin.
Chantal Gisler
In Villmergen wurde der Spruch «Alles muss raus» kürzlich wörtlich genommen. Sogar die Eingangstür vom ehemaligen «Rössli» und die Fenster innerhalb vom Gebäude konnten gekauft werden. Während fünf Stunden konnten die Gäste alles, auch was niet- und nagelfest war, mitnehmen. Einen angemessenen Preis konnte jeder selbst bestimmen.
Schon um 9 Uhr geht das Treiben los. «Man kann alles mitnehmen», sagt die Partnerin des Liegenschaftsbesitzers. Und mit «alles» meint sie alles. «Wir hoffen, dass so noch etwas vom ‹Rössli› und ‹Ochsen› erhalten bleibt und man sich so immer an die Gaststätten erinnern wird.» Denn was nicht verkauft wird, landet auf dem Entsorgungsplatz.
Fast wie neu
«Das ist wie eine Schatzsuche», freut sich eine Besucherin. Sie habe nur mal «vorbeischauen» wollen, erklärt sie. Derweil inspiziert sie die Weingläser im Keller vom «Rössli». «Die wirken fast wie neu», sagt sie, während sie acht Stück sorgfältig in einen Karton legt. 50 Rappen pro Glas wird sie am Ende dafür bezahlen.
Auch die Küche der ehemaligen Gaststätte wird durchstöbert. Die hochwertigen Chromstahlelemente sind mit einer dünnen Schicht Staub bedeckt, ansonsten wirken sie sauber und gepflegt. «Aber wenn man sie putzt, sind sie wie neu», preist die Liegenschaftsbesitzerin die Geräte an. «Normalerweise kosten die Geräte ein Vermögen. Hier kriegt man sie um ein Vielfaches günstiger.»
Schränke aufbrechen
Ein Stockwerk höher ist zu hören, wie mit einem Hammer etwas aufgebrochen wird. Die Schränke unter der Treppe im «Rössli»-Saal werden aufgebrochen. «Da drin hat es noch mehr Teller und Besteck», erklärt der junge Mann, der mit dem Hammer hantiert. Der Saal sieht noch genauso aus wie nach den Aufführungen des «Kammerdieners». Auf der Bühne steht sogar noch das Bett, das im Stück als Requisit verwendet wurde. Doch der Saal wirkt leer. Das Treppengeländer zum Balkon steht nur noch zur Hälfte. Auf dem Balkon stehen eine Truhe, ein kleiner Tisch und ein paar Stühle, die auf einen neuen Besitzer warten.
Weiter oben werden die Zimmer vom «Rössli» inspiziert. Überall liegt Staub und teilweise auch Bauschutt. In den Regalen sind noch Gewürze und Mehl zu finden, die davon zeugen, dass vor nicht allzu langer Zeit jemand hier gewohnt hat. In den meisten Schlafzimmern stehen Betten mit weissen Matratzen. Auch hier kann man alles mitnehmen, sogar die Geschirrspülmaschine. Ein Paar durchstöbert die Zimmer. Mit einem Doppelmeter werden die Geräte und die Möbel ausgemessen. «Vielleicht können wir ja etwas brauchen», sagt sie.
Käufer für Gittertor
Im «Ochsen» herrscht ein ähnliches Treiben. Einige Weinflaschen und Girlanden erinnern an die «Austrinkete» von letzter Woche. Auf einem Tisch sind Weinflaschen aufgereiht, die ebenfalls zum Verkauf stehen. Im Gastraum wird das Gittertor abmontiert. Offenbar ist ein Käufer gefunden worden, der sich nun um einen Lieferwagen kümmert. «Auf dem Dachboden hat es wunderschöne antike Sekretärtische», verrät eine Besucherin. «Wäre sehr schade, wenn diese einfach weggeworfen würden.»




