Grenzen sprengen
14.12.2018 WohlenDas kulturelle Austauschprojekt YAEP kann auf fünf Jahre erfolgreiches Wirken zurückschauen
Künstler aus verschiedenen Horizonten zu gemeinsamen Projekten animieren – dies ist das Ziel des Young Artists Exchange Project, kurz YAEP. ...
Das kulturelle Austauschprojekt YAEP kann auf fünf Jahre erfolgreiches Wirken zurückschauen
Künstler aus verschiedenen Horizonten zu gemeinsamen Projekten animieren – dies ist das Ziel des Young Artists Exchange Project, kurz YAEP. Hinter dem Projekt stehen die beiden Wohler Johannes Küng und Jocelyn Daloz. Jetzt reisen sie wieder nach Uganda.
Chregi Hansen
Angefangen hat alles vor fünf Jahren in einem Kaffee in Kampala, der Hauptstadt von Uganda. Die beiden Wohler Johannes Küng und Jocelyn Daloz waren in das Land gereist, um die äusserst lebendige Hip-Hop-Kultur Ugandas kennenzulernen. «Aus dieser Reise ist unser erstes Album entstanden und gemeinsam mit fünf ugandischen Freunden die Idee, dass wir gemeinsam eine nachhaltigere Zusammenarbeit erwägen sollten», erzählt Daloz.
Die Idee wurde zur Realität. Mit ihren Freunden aus Uganda gründeten Küng und Daloz 2014 das Young Artists Exchange Project. Nächstes Jahr feiert YAEP den 5. Geburtstag. «Seit fünf Jahren organisieren wir Reisen, Workshops, Konzerte, Fotoausstellungen und veröffentlichen Musik. Wir schreiben Geschichten, und diese wollen wir mit der Welt weiterhin teilen», bringt es Daloz auf den Punkt. Die Botschaft, die dabei vermittelt werden soll: Miteinander reden baut Brücken. «Wir sind Freunde, die mit der Leidenschaft leben, dass Musik und Kunst Menschen zusammenbringt.»
Zurück nach Uganda
Als Anlass des kleinen Jubiläums reisen die beiden Initianten wieder nach Uganda, wo verschiedene Events geplant sind. Ziel ist es, ein grosses Konzert mit den ugandischen Musikern zu organisieren, welche an dem «Echoes»-Album mitgewirkt haben. «Eine Art zweite Plattentaufe, da wir in Uganda noch nie in Grossformation aufgetreten sind», so Küng. Weiter geplant sind ein Fotoalbum mit Bildern von Kibuuka Mukisa Oscar, der das Projekt seit Jahren begleitet. Darüber hinaus haben verschiedenen DJs Songs von YAEP erhalten, damit sie daraus ein Remix-Album produzieren.
Begleitet werden Küng und Daloz sozusagen von ihrer Freiämter Hausband – mit dabei sind Jonas Arnet, Benedikt Schumacher und Gaston Perroud. Max Zulauf und Eva Vontobel werden die Reise auch mitmachen und fotografisch dokumentieren. «In der Schweiz sind Johannes und ich schon die Hauptverantwortlichen, aber seit letztem Jahr haben wir viele neue Mitglieder gewonnen», sagt Daloz. Für ihn und Küng ist das kulturelle Austauschprojekt auch eine Erweiterung ihrer eigentlichen Arbeit. Johannes Küng arbeitet in Zürich am Aufbauen von Quartierprojekten, bei welchen er tagtäglich menschlichen Kontakt pflegt. Jocelyn Daloz ist als Journalist tätig und stellt fest, dass es wichtig ist, menschliche Geschichten zu erzählen.
Plattentaufe als Höhepunkt
Die vergangenen fünf Jahre waren reich an Höhepunkten. Mehrfach gelang es, grossformatige Austauschprojekte zu verwirklichen. Ugandische Künstler waren in der Schweiz zu Gast oder umgekehrt. An diversen Workshops mit Jugendlichen oder auch Flüchtlingen konnten sie viel zur Verständigung beitragen. Ein besonderer Höhepunkt war der Auftritt am Mondsucht Festival im Baselland. «Das Konzept des Festivals ist, ganz ohne Strom auszukommen. Für Hip-Hop-Musiker eine Herausforderung», lacht Küng. Übertroffen wurde dies alles aber durch die Plattentaufe für das zweite Album «Echoes» letztes Jahr in Baden. «Selten konnten wir so professionell auftreten, vor einem so zahlreichen Publikum und mit so vielen Leuten auf der Bühne», erinnert sich Küng.
Natürlich gab es in den vergangenen Jahren auch Rückschläge. Vor allem finanziell stossen die beiden Wohler und ihre ugandischen Freunde immer wieder an Grenzen. YAEP finanziert sich hauptsächlich über Fundraising und Freiwilligenarbeit. «Es ist nicht immer einfach, die Menschen zu erreichen. Und wenn man sieht, wie viele Klicks ein Bachelor oder ein Instagram-Influencer generiert, obwohl sie eigentlich nichts Konstruktives bieten, so kann das schon frustrieren», gibt Daloz zu. Trotzdem haben sie ihre Motivation noch nicht verloren. «Wir wollen weiter auf diese Art musizieren. Es macht einfach nur Spass, verschiedene Inputs und Ideen zusammenzuwerfen und festzustellen, was dabei herauskommt», sagen die beiden.
Weitere Länder willkommen
Und was wünschen sie sich für die nächsten fünf Jahre? «Dass wir weiterhin dranbleiben», so Daloz. Das sei nicht selbstverständlich. «Am Ende eines Projektes denken wir immer wieder: Was könnten wir Neues tun? Und manchmal haben wir Angst, dass uns nichts mehr Kreatives einfällt», fügt er an. Dann aber verstreichen ein paar Monate, jemand schlägt etwas vor, und schon wird YAEP wieder aktiv. «Wir hoffen, dass sich eine eigene Dynamik entwickelt und sich weitere Mitglieder anschliessen», fügt Küng an.
Und: YAEP mag sich derzeit auf den Austausch zwischen der Schweiz und Uganda konzentrieren, aber das muss nicht so bleiben. «Wir spielten letztes Jahr mit einer Berliner Band während einer Woche in der deutschen Hauptstadt und haben auch schon mit einem DJ aus Kenia zusammengearbeitet», berichtet Daloz. Aber man suche nicht aktiv nach neuen Betätigungsfeldern, sondern warte auf Möglichkeiten, die sich ergeben. «Wir wollen andere motivieren, sodass der Impuls von verschiedenen Menschen getragen wird.»
Mehr Infos über das laufende Crowdfunding-Projekt findet man unter wemakeit.com/projects/a-story-to-tell.



