Etabliert und akzeptiert
30.11.2018 Region OberfreiamtDie Privatschule «Lern mit» in Wohlen hat sich bestens etabliert. Die neuen Verordnungen des Regierungsrates sind deshalb für Reto Helbling, Schulleiter und Inhaber von «Lern mit», keine Überraschungen. Anpassungen brauche es immer, sagt er. Als staatlich bewilligte ...
Die Privatschule «Lern mit» in Wohlen hat sich bestens etabliert. Die neuen Verordnungen des Regierungsrates sind deshalb für Reto Helbling, Schulleiter und Inhaber von «Lern mit», keine Überraschungen. Anpassungen brauche es immer, sagt er. Als staatlich bewilligte Privatschule stösst «Lern mit» auf grosse Akzeptanz. --dm
«Den richtigen Weg eingeschlagen»
Interview mit Reto Helbling, Schulleiter und Inhaber der Privatsc hule «Lern mit», über neue Verordnungen und seine Schule
Privatschulen werden immer beliebter. Dies zeigt «Lern mit» in Wohlen. Nun wurden neue kantonale Verordnungen erarbeitet. Reto Helbling von «Lern mit» kann versichern, dass seine Schule seit bald 20 Jahren gut unterwegs ist. «Wir besetzen eine Nische», sagt er.
Daniel Marti
Der Kanton nimmt aktuell die Verordnungen für die Schulen unter die Lupe. Deshalb: Wie geht es der Privatschule «Lern mit» grundsätzlich?
Reto Helbling: Sehr gut. Wir sind zufrieden und dankbar, dass bei uns alles gut läuft. Wir haben eine gute Auslastung und ein gutes Team. Die Schule ist etabliert. Ich glaube, wir dürfen sagen, unsere Schule hat den richtigen Weg eingeschlagen. Unser Team ist über fünf Jahre zusammengewachsen und der Kern unseres Erfolges. Wir haben zurzeit 60 Schülerinnen und Schüler an unserer Schule. Jedes Jahr müssen wir zwölf Schülerinnen und Schüler ersetzen, was uns immer wieder gelingt.
Warum boomen die Privatschulen?
Die öffentliche Schule hat diverse Problemstellen zu meistern. Beispielsweise grössere Anforderungen, Sparmassnahmen im Bildungsbereich und erhöhte Sensibilität der Eltern. Wir hingegen können von neuen Inputs rasch profitieren und diese auch schnell umsetzen. Unsere Schule hat ein gutes und starkes Fundament.
Sind sie allenfalls echte Konkurrenten der Volksschule?
Nein. Wir sind kein Konkurrent der Volksschule. Wir besetzen ganz klar eine Nische und wir sehen uns als Wegbegleiter. Wir können dank unserem Angebot aufzeigen, wie wir Jugendliche auf eine komplexe Welt vorbereiten. Dank unseren Strukturen können wir eventuell vieles besser vermitteln. Aber mit einer Privatschule klappt nicht alles automatisch. Den Weg zum Glück muss das Kind immer selber einschlagen.
Zu den neuen Verordnungen, die der Regierungsrat für die Volksschule erarbeitet hat. Dabei wird auch die private Schulung klarer geregelt. Ist das nötig oder gibt es schwarze Schafe unter den Privatschulen im Aargau?
Anpassungen braucht es immer, bis jetzt war der Kanton Aargau grundsätzlich sehr liberal, was die private Schulung betrifft, im Gegensatz zu anderen Kantonen. Es wird nun genauer hingeschaut. Für uns als Privatschule waren die Rahmenbedingungen jedoch schon immer klar.
Oder geht es darum, die privaten Schulen im Aargau besser zu kontrollieren?
Nicht primär die Privatschulen, sondern die private Schulung ist damit gemeint, also der Bereich Homeschooling. Aus meiner Wahrnehmung ändert sich für die staatlich bewilligten Privatschulen eigentlich nichts.
Die Vorgaben sind während Jahren unverändert geblieben. Gleichzeitig haben sich die Anforderungen erhöht. Also geht es um eine normale Aktualisierung der Verordnungen?
Die Anzahl von Homeschooling-Kindern hat im Kanton in den letzten Jahren stark zugenommen (gemäss Mitteilung des Kantons von 44 auf 246 in den letzten acht Schuljahren, red). Dass es dadurch Anpassungen braucht, macht aus Sicht des Kantons durchaus Sinn.
Ist bei dieser Steigerung, von 44 auf 246, ein gewisser Trend ersichtlich?
Das ist tatsächlich schwer zu sagen. Aber viele Eltern sind gegenüber der öffentlichen Schule kritischer eingestellt. Eltern reagieren heutzutage schneller oder ziehen rascher Konsequenzen.
Eltern müssen künftig Unterrichtsplanung und Lerninhalte erstellen. Zudem muss der Unterricht dokumentiert werden. Können Sie das genauer umschreiben oder ist das nicht Sache der Schule?
Wenn immer mehr Kinder zu Hause unterrichtet werden, ist es nachvollziehbar, dass die Eltern stärker in die Verantwortung genommen werden müssen. Dies vielleicht nicht zuletzt auch wieder als Angleichung an andere Kantone. Dass dies ein erheblicher Mehraufwand für die Eltern bedeutet, liegt auf der Hand. Wer im Endeffekt aber die Verantwortung für die Bildung der Kinder trägt, darüber kann man natürlich ganz unterschiedlicher Auffassung sein…
Bei wem liegt die Verantwortlichkeit?
Eigentlich liegt sie bei der ganzen Gesellschaft. Aber es gibt inzwischen Eltern, die sich auch bei der Bildung nicht dreinreden lassen.
Auf der Oberstufe braucht die unterrichtende Person neu einen gymnasialen Maturitäts-, Berufsmaturitäts- oder Fachmaturitätsabschluss oder eine abgeschlossene Ausbildung der höheren Berufsbildung. Ich nehme an, dass ist bei Ihnen bereits der Fall?
Im Zusammenhang mit der privaten Schulung ist dies neu. Für mich als Privatschule aber natürlich nicht.
Neu soll eine Meldepflicht eingeführt werden. Aufnahme oder Beendigung einer privaten Schulung müssen dem BKS gemeldet werden. Was halten Sie davon? Oder ist das reine Bürokratie?
Dass die Schulbehörde, also die Schulpflege, als Aufsichtsorgan die Übersicht hat, macht von mir aus weiterhin Sinn. Sie ist vor Ort und kennt die Kinder und Familien in der Gemeinde. Sofern es bei einer Meldung vonseiten der Eltern bei Anfang und Schluss des Homeschoolings bleibt, ist dies von der Bürokratie her durchaus vertretbar.
Das BKS behält sich künftig vor, Planung und Umsetzung des Unterrichts zu überprüfen. Sollte der Unterricht ungenügend sein an der Privatschule, soll die Schulpflege eine Zuweisung in die öffentliche Schule beantragen können. Ist das nötig und nicht etwa Sache der Eltern, die bestimmen, ob ihr Kind an einer Privatschule oder an der Volksschule unterrichtet wird?
Das ist eigentlich nichts Neues. Bereits heute existiert für die Privatschulen ein eigenes Inspektorat, das periodisch Schulbesuche macht, die Aufsichtspflicht innehat und als Ansprechperson gegenüber dem Kanton dient. Für mich ist dies ein wichtiges und auch sinnvolles Instrument, nicht zuletzt auch als Qualitätsmerkmal gegenüber den Eltern. Ich denke, auch hier geht es primär darum, den Bereich Homeschooling neu zu regeln.
Zurück zu Ihrer Privatschule «Lern mit». Zurzeit wird die Lokalität ausgebaut. Wie kommt der Erweiterungsbau voran?
Der kommt sehr gut voran. Bereits im März wird im neuen Raum der Betrieb aufgenommen. Wir erhalten 200 Quadratmeter mehr Fläche für die gleiche Grösse der Schule. Wir freuen uns darauf, denn der neue Raum eröffnet uns viele neue Möglichkeiten. Die offizielle Eröffnung ist im Mai geplant.