Ein geborener Kämpfer
23.11.2018 KampfsportRS Freiamt vor dem Halbfinal
Die RS Freiamt startet morgen Samstag in Kriessern in die Halbfinals. Die Freiämter wollen in den Final. Helfen soll ihnen dabei ein Tschetschene.
Mit Magomed Ayshkanov und Husein Kadimagomaev hat die RS ...
RS Freiamt vor dem Halbfinal
Die RS Freiamt startet morgen Samstag in Kriessern in die Halbfinals. Die Freiämter wollen in den Final. Helfen soll ihnen dabei ein Tschetschene.
Mit Magomed Ayshkanov und Husein Kadimagomaev hat die RS Freiamt dieses Jahr Unterstützung von zwei Ringern aus Tschetschenien bekommen. Kadimagomaev ist der jüngere der beiden. In seiner Heimat hat er mit acht Jahren mit dem Ringersport angefangen. Dort hat der Sport Kultstatus. Kadimagomaev konnte in der Schule sagen, dass er Training hat und konnte gehen, wann immer er wollte.
Seit vier Jahren lebt er in der Schweiz, absolviert ein KV-Praktikum und betreibt neben dem Ringen auch Mixed-Martial-Arts. Dort wurde er vor zwei Jahren Europameister im Amateurbereich. Kadimagomaev ist ein geborener Kämpfer. Er brennt auf den Halbfinal gegen Kriessern und rechnet sich gute Chancen für die RS Freiamt aus. Seine Motivation ist gross, seine Ziele hoch gesteckt. So wie diejenigen des ganzen Teams, das nach zweimal Bronze unbedingt in den Final will. --jl
Kampfmaschine aus Tschetschenien
Ringen, NLA, Halbfinal: RS Kriessern – RS Freiamt (Sa, 20 Uhr) – Husein Kadimagomaev im Fokus
Morgen Samstag beginnt für die RS Freiamt in Kriessern die Mission Finalteilnahme. Auf dem Weg in den Final unterstützen in dieser Saison zwei Tschetschenen die Freiämter. Einer davon ist Husein Kadimagomaev.
Josip Lasic
Ein Europameister in Mixed Martial Arts – gemischte Kampfkünste – in den Reihen der Ringerstaffel Freiamt? Seit dieser Saison ist das Realität. Der 19-jährige Husein Kadimagomaev wurde vor zwei Jahren MMA-Europameister der Amateure. Jetzt ringt er für die Freiämter.
«Wir haben ihn und Magomed Ayshkanov, den anderen Tschetschenen im Team, nicht aus dem Ausland geholt», sagt RS-Freiamt-Trainer Adi Bucher. «Sie sind bei uns erstlizenziert. Um in der Schweiz ringen zu dürfen, müssen sie zwei Jahre hier leben.» Husein Kadimagomaev lebt seit vier Jahren im Land. Sein Onkel ist länger in der Schweiz wohnhaft. Zuerst zog seine Mutter zu ihrem Bruder, dann kamen Kadimagomaev, sein Vater und sein jüngerer Bruder nach.
Eine gelungene Integration
Kadimagomaev besuchte zuerst eine Schule in Aarau, die gleichzeitig ein Integrationsprogramm war. «Es ging vor allem darum, die Sprache zu lernen», sagt der junge Ringer. Das ist ihm gelungen. Kadimagomaev spricht ein gutes Deutsch und absolviert in Aarau ein Praktikum als kaufmännischer Angestellter. «Das Praktikum macht mir Spass. Mit dem Schweizerdeutsch habe ich allerdings noch etwas Mühe.»
Die Integration in die RS Freiamt ist ihm ebenfalls gelungen. «Das ist bei Ringern aus dem Ausland und anderen Kulturen teilweise schwierig», so Adi Bucher. «Bei den beiden Tschetschenen war das kein Problem.» Dass sie zu zweit zur RS Freiamt stiessen, war ein Vorteil. Kadimagomaev: «Ich kannte Ayshkanov flüchtig aus Tschetschenien. Als wir neu beim Verein waren, war ich froh, nicht der einzige Tschetschene zu sein. Vor allem wegen der Sprache.»
Pause vom Ringen
In Tschetschenien hat Kadimagomaev im Alter von acht angefangen zu ringen. Als er in die Schweiz kam, hat er zuerst pausiert. «Mein Onkel kannte die RS Freiamt und hat sie mir empfohlen. Damals wohnten wir allerdings in Zofingen. Ich wusste nicht, wie ich ins Training kommen sollte.» Deshalb fing Kadimagomaev mit MMA in Aarau an. «Nach einiger Zeit hat mir mein Trainer dort gesagt, dass ich grosses Potenzial im Ringen habe und mir einen Verein suchen solle.» Da die Familie mittlerweile in Oberentfelden lebt, war es für den jungen Tschetschenen leichter, mit den ÖV nach Aristau zu kommen.
Das Ringen in der Schweiz und in Tschetschenien unterscheidet sich laut Kadimagomaev deutlich. Die kleine Republik, die Teil von Russland ist, hat in etwa gleich viele Einwohner wie der Kanton Zürich. Ringen ist allerdings die Sportart Nummer eins. «Bei Turnieren in Tschetschenien waren jeweils mehr Teilnehmer vor Ort als bei Wettkämpfen im restlichen Russland.» An den tschetschenischen Meisterschaften waren pro Gewichtsklasse jeweils 30 bis 50 Ringer im Feld. «Deshalb bin ich sehr stolz, dass ich bei den Junioren einmal den 3. Rang holen konnte», sagt Kadimagomaev.
Grosse Ziele vor Augen
Auch die Art zu trainieren ist in Tschetschenien komplett anders. «Junge Leute arbeiten kaum, sondern betreiben den ganzen Tag Sport. Die meisten haben das Ziel, in einer Sportart Profi zu werden und kriegen Unterstützung von den Eltern.» Kadimagomaev bewundert die Leutert-Zwillinge und Randy Vock, die so viel trainieren und nebenbei einem Beruf nachgehen. «Ich bin sehr froh, in der Schweiz zu sein. Es ist schön, dass es hier Möglichkeiten gibt, neben dem Sport zu arbeiten. In Tschetschenien sind viele Leute arbeitslos. Wenn es Arbeitsstellen gibt, dann meistens auf Baustellen. Hier ist das viel besser.»
Dennoch vermisst Kadimagomaev seine Heimat zwischendurch. «Ich bin immerhin dort aufgewachsen. Wenn ich Ferien habe, will ich nach Tschetschenien, um zu trainieren.» Seine sportlichen Ziele hat Kadimagomaev aber in der Schweiz. Er ringt in der Kategorie Freistil bis 74 Kilogramm. «In dieser Kategorie will ich nächstes Jahr bei den Junioren Schweizer Meister werden. Dieses Jahr lief es nicht so gut. Vier Jahre Pause waren lang.» In der Mannschaftsmeisterschaft ist er mit seiner bisherigen Saison zufrieden. «Ich konnte von meinen sieben Kämpfen fünf gewinnen. Das ist nicht schlecht.»
Für den Halbfinal gegen Kriessern ist er ebenfalls positiv gestimmt. «Wir haben ein starkes Team mit vielen guten Ringern. Ich gehe davon aus, dass wir uns durchsetzen und im Final auf Willisau treffen. Dort schätze ich unsere Chancen ebenfalls als gut ein.» Daneben betreibt Kadimagomaev nach wie vor MMA. Dort sind neben Ringertechniken auch Schläge und Kicks erlaubt. «Ich kann meine Ringerfähigkeiten gut einsetzen und habe die meisten Kämpfe so gewonnen. Mittlerweile baue ich aber immer mehr Schläge und Kicks ein und konnte vor Kurzem sogar einen Kampf durch k.o. gewinnen», sagt er lächelnd.