Die «Schweizer Hose» im Freiamt
30.11.2018 Region OberfreiamtPflanzaktion des Rotaryclubs Reusstal in Boswil
Sie heissen Theilersbirne, Schweizer Hose, Tobiässler, Brettacher, Edelchrüsler, Spitzwissiker, Metzgersuur und Königlicher Kurzstil – und alle sind sie alte Sorten. Im Freiamt sollen die ...
Pflanzaktion des Rotaryclubs Reusstal in Boswil
Sie heissen Theilersbirne, Schweizer Hose, Tobiässler, Brettacher, Edelchrüsler, Spitzwissiker, Metzgersuur und Königlicher Kurzstil – und alle sind sie alte Sorten. Im Freiamt sollen die Hochstämmer wieder heimisch werden.
Sie stehen kurz vor dem Generationenwechsel auf ihrem Bauernhof nah der Alten Kirche in Boswil. Gottfried und Benjamin Bächler, Vater und Sohn, beides überzeugte Landwirte und «Oeko-Freaks», welche die Zusammenhänge in der Natur verstehen, wollen einen Obstgarten mit alten bewährten Apfelsorten anlegen, damit sie in einigen Jahren den eigenen Apfelsaft herstellen können.
Das trifft sich ausgezeichnet mit einer Idee des vormaligen Präsidenten von Rotary International, dem ältesten Serviceclub der Welt, 1906 in Chicago von vier Geschäftsleuten gegründet, mit heute 1,2 Millionen Mitgliedern in 35 000 Rotaryclubs rund um den Erdball. Der hatte in seinem Präsidialjahr die Initialzündung dafür gegeben, dass jeder Rotarier einen Baum pflanzen solle. Selbstredend ist die Zahl gepflanzter Bäume weltweit doppelt und dreifach erreicht worden.
45 Hochstamm-Obstbäume gepflanzt
Hier kam der 1990 gegründete Rotaryclub Reusstal ins Spiel. Astrid Gebert Käppeli, die engagierte Umwelt- und Naturschützerin aus Winterschwil – Hans-Mathias Käppeli-Gebert ist Mitglied des RC Reusstal –, arbeitet schon seit einigen Jahren an der Idee einer Vernetzung der Siedlungsränder in den landwirtschaftlich genutzten Ebenen im Freiamt bis an die Ufer der Bünz mit einem Korridor von Hochstammbäumen. Spontan ist sie auf Vater Gottfried und Sohn Benjamin Bächler zugegangen. Der Vorschlag: Den Parkplatz fürs Künstlerhaus und die Alte Kirche Boswil rundum mit schattenspendenden Hochstammbäumen zu versehen, um die Autos der Kulturkonsumenten vor Überhitzung zu schützen, aber eben: Hochstammbäume dort pflanzen, wo sie nützlich sind. Godi Bächler äusserte Bedenken, er fürchtete ein «Hundeproblem» und dass er mit seinen Maschinen nicht mehr ungehindert auf seine Felder fahren könnte. Der IP-Betrieb hat für seine 25 Kühe nur diese Futterweiden, zugekauft wird nur das Nötigste.
Apfelmus aus alten Sorten
Vater und Sohn Bächler waren indes begeistert von der Idee, schon mal in Richtung Bünz zwei bis drei Reihen Obstbäume zu pflanzen. So kam es, dass 25 Rotarier mit Kind und Kegel, ausgerüstet mit allerlei Schaufeln, Pickeln, Rechen, Spaten und dergleichen Werkzeug, taugliche Schuhe an den Füssen, an einem Samstagmorgen auf dem Bächlerhof erwartungsfroh aufmarschierten und nach kurzer Instruktion wacker ans Werk gingen. Beni Bächler hatte die Grasteller schon mal ausgehoben und die armdicken Pfähle kerzengerade und im richtigen Abstand eingedrückt.
Die 45 in Baumschulen gepflegten siebenjährigen, drei Meter langen Zöglinge mit den wundersamen Namen – Birnen, eine Kastanie, zwei Nussbäume, zwei Wildkirschen und 36 verschiedene ausgewählte alte Apfelsorten – standen nach anderthalb Stunden Arbeit schön angebunden auf der wettergeschützten Seite ihres Pfahles, die Helden kehrten heim. Und genossen zusammen mit den Familien Bächler einen herrlichen Pilzrisotto und als Vorfreude schon mal drei Apfelmus aus alten Sorten.
Astrid Gebert Käppeli hält an ihrer Idee, die Landschaft bis an die Bünz zu vernetzen und weitere Hochstamm-Bauminseln zu realisieren, fest. Die Chancen stehen gut, sie ist mit etlichen weiteren Landwirten im Überzeugungsdisput. Auf Rotary kann sie zählen. --red