Es bleibt jener in Wohlen
12.10.2018 Region OberfreiamtPer 1. Januar 2019 heben die SBB den Schalter am Bahnhof in Muri auf
Immer weniger Kundinnen und Kunden kaufen ihr Ticket am bedienten Schalter. Das führt die SBB dazu, jenen in Muri per Anfang nächsten Jahres aufzuheben. Bedauerlich findet das die ...
Per 1. Januar 2019 heben die SBB den Schalter am Bahnhof in Muri auf
Immer weniger Kundinnen und Kunden kaufen ihr Ticket am bedienten Schalter. Das führt die SBB dazu, jenen in Muri per Anfang nächsten Jahres aufzuheben. Bedauerlich findet das die Murianer Vizepräsidentin Milly Stöckli. Einfluss auf den Entscheid konnte die Gemeinde aber keinen nehmen.
Annemarie Keusch
Begeistert ist Milly Stöckli nicht. Aber es liegt weder in ihrer noch in der Hand des Gemeinderates, Opposition zu machen. «Als uns die SBB im Sommer den Entscheid mitteilten sagten sie auch, dass wir als Gemeinde nichts dagegen unternehmen können», sagt die Vizepräsidentin von Muri. Bedauern äussern, das kann sie aber. «Es ist eine Dienstleistung, die vor allem über 50-Jährige in Anspruch nahmen, und die es jetzt nicht mehr gibt», sagt sie.
Per 1. Januar wird der Bahnhof Muri eine Station mit Selbstbedienung. Billette im bedienten Verkauf erwerben – das geht dann nicht mehr. Die SBB schreiben, dass sie damit auf die konstant abnehmende Nachfrage reagieren. «Bereits heute finden in Muri 85 Prozent der Billettkäufe über selbstbediente Verkaufskanäle statt», schreiben die SBB. Konkret sind das die Billettautomaten oder der Billettkauf via Mobiltelefon. Weniger als acht Artikel werden im laufenden Jahr pro Stunde am Schalter verkauft.
Letztes Jahr waren es noch neun Artikel. «Damit lässt sich die Forderung des Bundes, nämlich haushälterisch mit den Mitteln umzugehen, nicht erfüllen», sind die SBB überzeugt.
Dienstleistung verschwindet
Dass sich auch in diesem Bereich viel aufs Handy verlagert hat, dessen ist sich auch Milly Stöckli bewusst. «Aber es gibt immer noch jene, die beispielsweise Billette nicht auf diesem Weg kaufen können oder wollen», betont sie. Aus eigener Erfahrung wisse sie, dass dies auch durchaus schwierig sein könne. «Wenn die Reise weiter weg führt, sind viele froh, können sie ihr Billett am Schalter lösen. So sind sie sicher. Dass dies ab dem 1. Januar nicht mehr möglich ist, bedaure ich», sagt Stöckli.
Zumal es mit der Schliessung des SBB-Schalters nicht so ist wie mit der Umwandlung einer Poststelle in eine Postagentur. «Hier geht eine Dienstleistung komplett verloren und wird nicht in anderer Form, beispielsweise im Volg, angeboten», betont die Vizepräsidentin.
Fragen vor Ort beantworten
Verhindern konnte der Gemeinderat die Schliessung des Schalters nicht. Weder mit dem Hinweis auf die Nachteile einer Schliessung, noch mit der Argumentation, dass Muri eine aufstrebende Gemeinde sei, oder mit einem Brief. «Wir haben die SBB darauf hingewiesen, dass Kurse – etwa bei der Pro Senectute – gut wären, damit der Umgang mit den Automaten geübt werden kann», ergänzt Milly Stöckli. «Wenn diejenigen, die bis jetzt ihre Billette immer am Schalter gelöst haben, plötzlich nicht mehr Zug fahren könnten, wäre das sehr schade.»
Die SBB weisen in ihrem Schreiben darauf hin, dass über SBB Mobile und im Internet jederzeit Fahrplanauskünfte und Billette erhältlich sind. «In Muri stehen den Kunden ausserdem zwei moderne Billettautomaten zur Verfügung.»
Eine persönliche Beratung und sogar eine Fernsteuerung des Automaten sei jederzeit dank angebrachter Telefonnummer möglich. Und auch den Hinweis der Gemeinde Muri haben die SBB ernst genommen. Am 19. und 21. November sowie am 10. und 12. Dezember, jeweils von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr werden vor Ort alle Interessierten über die Bedienung der Automaten, die Fahrplanauskunft und den Billettkauf über die App und im Internet informiert. Hinzu kommen Kurse, beispielsweise bei der Pro Senectute.
«Keine gute Entwicklung»
Glücklich ist Milly Stöckli mit dem Entscheid trotzdem nicht. Im ganzen Freiamt steht der Bevölkerung noch ein bedienter Verkaufsschalter für Billette zur Verfügung – jener in Wohlen. «Das ist keine gute Entwicklung. Einerseits werden die Leute aufgefordert, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, andererseits werden Dienstleistungen gekürzt. Das passt für mich nicht ganz zusammen.»