Auf in die Schlacht!
02.10.2018 Region UnterfreiamtWikinger- und Mittelalter-Spektakel in Villmergen
Zum ersten Mal wird auf dem Motocross-Areal in Villmergen am Wochenende vom 19. bis 21. Oktober ein mittelalterliches Festival ausgetragen.
Nanu, was ist denn das? Ein Ritter und eine ...
Wikinger- und Mittelalter-Spektakel in Villmergen
Zum ersten Mal wird auf dem Motocross-Areal in Villmergen am Wochenende vom 19. bis 21. Oktober ein mittelalterliches Festival ausgetragen.
Nanu, was ist denn das? Ein Ritter und eine Burgdame waren kürzlich auf der Gemeinde in Villmergen zu Besuch. «Wir veranstalten hier das erste Wikinger- und Mittelalter-Spektakel», erklärt Burgdame Jera. Beim Nachnamen werden die beiden nicht genannt, «die gab es im Mittelalter schliesslich auch nicht.» Ihr Mann und Lagerherr Höiu fügt hinzu: «Es wird sogar eine Schlacht geben, bei der Wikinger gegen Ritter kämpfen werden.» Einzige Bedingung: Man muss ein (ungeschärftes) Schwert und einen Schild dabei haben.
«Natürlich wird es keine echte Schlacht sein, bei der man sich verletzen könnte», beschwichtigt Jera. «Man soll einfach seinen Spass haben und sehen, wie man damals gelebt hat.» --chg
Hier kämpfen Wikinger gegen Ritter
Villmergen: Erstes Wikinger- und Mittelalter-Spektakel vom 19. bis 21. Oktober
Während drei Tagen verwandelt sich das Motocross-Areal hinter dem Schloss Hilfikon zu einem mittelalterlichen Festival. Highlight wird eine Schlacht sein, bei der auch Statisten mitmachen dürfen.
Chantal Gisler
Da stehen die beiden auf dem Hügel neben dem Motocross-Gelände in Villmergen. Von Nebel umhüllt, ihr Rock und sein Umhang wehen leicht im Wind. Der Knauf seines Schwertes blitzt in der aufgehenden Morgensonne auf. Doch sobald die beiden näherkommen, sieht man ein freundliches Lächeln in ihren Gesichtern. Und im Gespräch bemerkt man ihre Begeisterung für das Mittelalter und das Wikingertum sofort. Sie leben und lieben das Mittelalter. Yves und seine Frau Nadine Hayoz alias Höiu und Jera organisieren hier mit ihrem Verein Corvus Ridum das erste Wikinger- und Mittelalter-Spektakel im Freiamt.
Angesprochen werden die beiden übrigens nur mit Vornamen, denn Nachnamen gab es im Mittelalter nicht. Auf dem Motocross-Gelände werden rund 50 Stände aufgestellt. «Wir haben auch ein Heerlager der Wikinger und eines der Ritter, die zeigen, wie man damals als Heer im Wald lebte», erklärt Höiu.
Mit Schwert und Schild
Das Highlight soll eine Schlacht sein, bei der auch Statisten mitmachen dürfen. Natürlich keine echte Schlacht, aber eine, die das Leben im Heer so authentisch wie möglich zeigt. Mitmachen darf jeder. Einzige Bedingung: «Man muss zurechnungsfähig sein und ein Schwert und einen Schild haben», erklärt Höiu.
Die Statisten werden genaustens gebrieft. «Es gelten strenge Regeln, damit niemand verletzt wird.» Die Statisten können sich noch am Tag des Anlasses anmelden. «Bei der Schlacht wird ein Angriff von den Wikingern auf König Lothar gezeigt», so Höiu. In Wirklichkeit gehörte dieses Gebiet im 11. Jahrhundert zum Königreich von Lothar. Und tatsächlich kam es regelmässig zu Schlachten zwischen den Wikingern und Lothars Rittern.
Aber wie kommt man eigentlich auf die Idee, ein solches Spektakel zu veranstalten? «Ursprünglich war das alles nur ein Hobby von uns», erklärt Jera. Ihr Freund Höiu fügt hinzu: «Davor haben wir mit Menschen mit Beeinträchtigung gearbeitet.»
Faszinierte von Anfang an
Angefangen hat das alles vor rund zehn Jahren. Da waren sie gemeinsam am Mittelalterfest auf dem Schloss Liebegg. «Ich weiss noch, wie ich sagte, dass da ja einer mit einem Kettenhemd herumläuft», erinnert sich Höiu. Zunächst fand er es lustig, wie sich die Menschen verkleideten. «Aber es faszinierte uns von Anfang an», ergänzt seine Frau Jera.
Sie besuchten immer mehr Festivals und lasen sich in die Thematik ein. Jedoch merkten sie schnell, dass es sehr ermüdend sein kann, vom Festival zum Schlafplatz hin und her zu pendeln. «Vor allem in dieser Aufmachung», sagt Höiu und zeigt auf sein Kettenhemd und seinem Schild. Da kam ihnen die revolutionäre Idee, ein Mittelalterhotel auf dem Festgelände zu gestalten. Anfangs mit wenig Platz bauten sie nach und nach mehr Zelte auf. «Alles sollte so authentisch wie nur möglich sein», erklärt Jera die Hotelphilosophie. «Das ist natürlich nur begrenzt möglich, die Hygienestandards entsprechen zum Glück unserer Zeit.»
Nach und nach kam auch die Idee für ein mittelalterliches Essen auf. Konkret heisst das, dass nur Waren auf dem Tisch landen, die auch im Mittelalter verzehrt wurden. Entstanden ist daraus das erste Mittelalter-Catering der Schweiz. «Wir organisieren Hochzeiten im Mittelalter-Stil, Firmenevents und sogar Schullager», erzählt Jera.
Wieso eigentlich nicht?
Mit der Zeit wuchs der Wunsch in ihnen, ein eigenes Mittelalterfestival auf die Beine zu stellen. «Eines, das richtig authentisch ist», erklärt Höiu. Wieso eigentlich nicht, fragten sich die beiden und begaben sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort. «Es sollte schon im Aargau sein», erklären die beiden Suhrer. «Wir klapperten jede Gemeinde ab, aber nur von einer erhielten wir einen positiven Entscheid», erklärt Jera.
Sie freut sich sehr, dass Villmergen sie so offen empfängt. «Viele Landwirte haben Angst, dass der Boden unter einem so grossen Festival leidet. Das Motocross-Areal eignet sich daher perfekt.» Gerechnet wird mit etwa 3000 Besuchern während dieser drei Tage. «Es wäre schön, wenn alle gewandet kommen würden. Aber eine Verkleidung ist kein Muss», betont Jera. Vielmehr geht es um den Spass. Die Vorbereitungen sind mittlerweile in vollem Gange.