Sich über Hanf informieren
14.09.2018 Region UnterfreiamtIn Villmergen wird der erste Hanf-Lehrpfad eröffnet. Roger Bottlang erlaubt den Gang durch sein Feld, wobei man sich an Infotafeln über die Geschichte und Wirkungsweise der Pflanze informieren kann.
Steter Tropfen höhlt den ...
In Villmergen wird der erste Hanf-Lehrpfad eröffnet. Roger Bottlang erlaubt den Gang durch sein Feld, wobei man sich an Infotafeln über die Geschichte und Wirkungsweise der Pflanze informieren kann.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Roger Bottlang eröffnet in Villmergen einen Hanf-Lehrpfad
Hanf gehört zu den ältesten Kulturpflanzen. Und kann auf vielseitige Weise genutzt werden. Wegen der berauschenden Wirkung wird das Kraut aber oft verteufelt. Auf einem neuen Lehrpfad sollen Besucher aufgeklärt werden über die vorwiegend positiven Wirkungen.
Chregi Hansen
Der Anblick eines Hanffelds kann noch heute irritieren. Jahrelang war der Anbau verboten, galt die Pflanze als gefährliche Einstiegsdroge, wurde sehr viel Geld für die polizeiliche Verfolgung ausgegeben. Seit einigen Jahren ist die Situation anders, ist der Anbau von Hanf zulässig. Es muss sich aber um eine Sorte ohne berauschende Wirkung handeln.
Das Positive in den Vordergrund stellen
Trotzdem bleiben viele Spaziergänger stehen, wenn sie am Feld am Rebenhügel in Villmergen vorbeigehen. Rund eine Hektare Land hat Roger Bottlang hier gepachtet und Hanf aus eigener Züchtung angesät. Das Interesse an seinem Feld freut ihn. Seit gut 22 Jahren beschäftigt sich der Freiämter mit dieser Pflanze, hat sich in dieser Zeit viel Wissen und Erfahrung angeeignet. Dieses Wissen will er weitergeben. «Die Menschen sollen erfahren, welch positive Wirkung Hanf für den Menschen hat. Und welch vielfältige Produkte sich aus der Pflanze gewinnen lassen», sagt Bottlang.
Seit fünf Jahren baut der Villmerger Hanf an, stets auf wechselnden Feldern. Derzeit hat er zwei Felder gepachtet, eines in Wohlen, eines in Villmergen. Er weiss, dass die Felder und ihre Pflanzen auf Interesse stossen. Beispielsweise bei Jugendlichen, die nachts Pflanzen klauen zum Rauchen. «Das machen sie nur einmal, dabei wird es ihnen höchstens schlecht», lacht er. Sein Hanf ist ohne THC, so wie es das Gesetz verlangt. Und er züchtet seine eigenen Sorten, pröbelt dabei viel. Zudem verkauft er mit seiner Firma verschiedene Produkte – von Proteinriegeln über Hanfnussöl, Sirup, Tee und Eistee bis hin zu Aromakissen. «Hanfsamen und Hanföl sind sehr gesund und können ganz legal gekauft werden», sagt er.
Mit Infos gegen Vorurteile
Dass der Hanf teilweise immer noch einen schlechten Ruf hat, ärgert ihn. Darum eröffnet er dieses Wochenende in Villmergen einen Hanf-Lehrpfad. «Die Spaziergänger sollen das Hanffeld nicht nur aussen betrachten, sondern sie sollen es auch betreten, die Pflanze betrachten, sie riechen, sie spüren.» Dazu hat er eine Schneise in das Feld geschnitten. Auf neun Infotafeln erhalten die Besucher viele Informationen. Sie erfahren, dass Hanf als eine der ältesten und vielseitigsten Kulturpflanzen der Menschheit gilt, welche Produkte es gibt, warum die Pflanze so gesund ist. Aber auch, warum ein solcher Kreuzzug gegen das Cannabis geführt wird. Ergänzt wird der Lehrpfad durch drei Vortragsabende. An zwei Abenden sowie an einem Samstag referiert Bottlang direkt vor Ort über Hanfsamen in der Ernährung. Und natürlich können auch verschiedene Produkte degustiert werden. Bottlang ist überzeugt – dem Hanf gehört die Zukunft. «Die Produkte können bei so vielen körperlichen Problemen helfen. Ich höre immer wieder von Kunden, wie begeistert sie über die Wirkung sind», berichtet er. Immer wieder tüftelt er an neuen Rezepturen, arbeitet dazu mit Vorliebe mit regionalen Produzenten zusammen.
Auch die Landi macht jetzt mit
Seine Hanfprodukte findet man mittlerweile in vielen Läden im Freiamt, etwa im Rüeblilandbeck in Villmergen oder bei Duss in Wohlen. Neu sind auch die Landi Freiamt und die Landi Maiengrün seine Partner. Bottlang registriert allgemein ein gesteigertes Interesse. «Meine Vision ist es, das Freiamt zu einer Hanfhochburg zu machen», sagt er. Das benötigt Zeit. Aber steter Tropfen höhlt den Stein. «Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass ich mit meinen Produkten im Volg präsent bin.» Der Lehrpfad soll jetzt weitere Vorurteile abbauen und stattdessen aufklären.
Natürlich handelt es sich beim Lehrpfad um ein temporäres Projekt. Bereits Anfang Oktober wird das Feld abgeerntet und die Samen werden zu Öl verarbeitet. Erstmals kann Bottlang auch die Stängel verwenden, eine neue Textilfirma im Kanton Glarus hat Interesse an den Hanffasern. Schliesslich wurde die Pflanze schon vor Tausenden von Jahren für die Herstellung von Segeltuch, Tauen und Hanfseilen sowie Kleidern genutzt. Auch darüber orientiert der Hanf-Lehrpfad. Und auch darüber weiss Bottlang bestens Bescheid – seit über 20 Jahren schläft er in Bettwäsche aus Hanf. «Und ich schlafe bestens», lacht er.
Der Hanf-Lehrpfad am Rebenhügel in Villmergen kann frei besichtigt werden. Vortragsdaten: Mittwoch, 19. September, 19 Uhr. Freitag, 21. September, 19 Uhr. Samstag, 22. September, 11 Uhr. Keine Anmeldung notwendig.