Ein «Schnüerlirädli» aus Lego
17.08.2018 WohlenSchüler tauchten in einem Projekt in die Welt der Wohler Strohindustrie ein
«Poppeliweize», «Schnüerlirädli» und «Muusechegeli», so hiess das Projekt, das eine Wohler Schulklasse umsetzte. Was nach einer ...
Schüler tauchten in einem Projekt in die Welt der Wohler Strohindustrie ein
«Poppeliweize», «Schnüerlirädli» und «Muusechegeli», so hiess das Projekt, das eine Wohler Schulklasse umsetzte. Was nach einer Kindergeschichte à la «Chasperli» tönt, ist eigentlich ein intensives Befassen mit der Wohler Geschichte.
Annemarie Keusch
Anna Hegi hatte so ihre Zweifel. Als Lehrerin Brigitte Thurnherr mit ihrer damaligen vierten Klasse ins Strohmuseum kam, sei etwas anders gewesen als sonst. «Alle hatten ei nen Block dabei und mussten das «Schnüerlirädli» abzeichnen. Das alleine ist schon schwierig genug», erinnert sich die Leiterin des Strohmuseums. Wie sie diese alten Instrumente nachbauen und mit moderneren Materialien wieder herstellen sollten, war Anna Hegi damals ein Rätsel. Entsprechend sei sie überrascht gewesen, dass dies allen Schülerinnen und Schülern gelungen ist.
Und sie deckte die Jugendlichen, die mittlerweile die sechste Klasse absolvieren, schmunzelnd mit einer neuen Herausforderung ein: ein «Rädligflächt» nachbauen – das Gerät also, das die «Schnüerli» weiterverarbeitet. «So können wir die Strohindustrie wiederaufleben lassen», meinte sie mit einem Augenzwinkern.
Selber «Poppeliweize» angepflanzt
Die 21 Schülerinnen und Schüler befassten sich neben dem Herstellen eines «Schnüerlirädli» intensiv mit der Geschichte der Wohler Strohindustrie. In der Freiämter Tracht erzählte Alessia Drüssel stellvertretend für die ganze Klasse, was sie dabei gelernt hatten.
«Als Nebenverdienst war das Herstellen von Strohhüten vor ein paar hundert Jahren im Freiamt sehr wichtig», berichtete die Sechstklässlerin. Das Problem sei aber gewesen, dass andere Produzenten günstiger Strohhüte herstellen konnten und schneller. «Also mussten die Freiämter erfinderisch sein und erfanden um 1840 das «Schnüerlirädli».» Fast in jedem Haushalt in und um Wohlen habe ein derartiges Instrument gestanden. «30 000 Maschinen gab es», weiss Alessia Drüssel.
Heute sind es keinesfalls mehr so viele, aber dank der Klasse von Brigitte Thurnherr und später von Deborah Tanner sind es wieder ein paar mehr. Und zwar ganz modern aus Lego hergestellt. In Zweiergruppen machten sich die Jugendlichen daran, das alte «Rädli» im Museum abzuzeichnen und zu studieren. Beim Schulhaus hat die Klasse die alte Sorte «Poppeliweize» angepflanzt, die Halme geerntet, mit dem Strohspalter in sechs Teile geteilt, in Wasser eingelegt und mit einem Wallholz flach gemacht. «So wurden die einzelnen Teile weich und geschmeidig», weiss Alessia Drüssel.
Internationale Lieder zur Vernissage
Mit der Strohindustrie wurde Wohlen international bekannt. An der Vernissage ihrer Ausstellung, die bis am 24. August im Strohmuseum bestaunt werden kann, liessen die Schülerinnen und Schüler diese Internationalität aufleben. Ob mit der Mundharmonika oder an der Blockflöte – Lieder aus Frankreich, England und Brasilien umrahmten die feierliche Eröffnung der Ausstellung. Jeweils von Mittwoch bis Samstag, 14 bis 17 Uhr, und am Sonntag von 12 bis 17 Uhr ist das Strohmuseum und damit auch die Ausstellung der Schulklasse geöffnet.



