Endspurt bei der neuen Brauerei
27.07.2018 VillmergenSeit dem 30. September 2000 werden in der ehemaligen Färberei R. Stäger AG in Villmergen die in der Region beliebten Erusbacher Bräu Biere produziert. Die Schulfreunde Hansruedi Schädeli und Otto Sorg haben damals ganz klein angefangen. Seit der Gründung verzeichnete der ...
Seit dem 30. September 2000 werden in der ehemaligen Färberei R. Stäger AG in Villmergen die in der Region beliebten Erusbacher Bräu Biere produziert. Die Schulfreunde Hansruedi Schädeli und Otto Sorg haben damals ganz klein angefangen. Seit der Gründung verzeichnete der Bierausstoss einen stetigen Zuwachs. Die Kapazitäten in der alten Fabrikhalle sind erschöpft. Darum baut man nun mitten im Zentrum ein neues Brauereigebäude mit Schankwirtschaft und Biergarten. Im Oktober fand der Spatenstich statt. Und ein Rundgang mit Braumeister Sorg zeigt: Die Arbeiten kommen gut voran. Schon im Dezember soll am neuen Ort Bier gebraut werden. --red
Nächste Herausforderung wartet
Villmergen: Bau der neuen Brauerei Erusbacher ist gut unterwegs – im Oktober startet der Umzug
Noch ist der neue Standort eine Baustelle. Schon ab Dezember soll die Produktion am neuen Ort voll laufen und im Januar ist die Eröffnung der neuen Wirtschaft geplant. Brauer Otto Sorg freut sich auf das kommende Jahr. «In der alten Brauerei fahren wir mittlerweile am Anschlag», erklärt er.
Chregi Hansen
Das warme Sommerwetter, es kommt den Brauereien entgegen. Man könnte von Bierwetter sprechen. Wobei: «Im Moment ist es fast zu heiss», lacht Otto Sorg, Braumeister und Mitinhaber der Erusbacher-Brauerei. Aber er wolle nicht klagen. «Wir haben ein gutes Jahr», gibt er zu.
Die in Villmergen gebrauten Biere, sie sind gefragt. Und zwar so sehr, dass die alte Brauerei aus allen Nähten platzt. Darum wagt das Unternehmen einen grossen Schritt und baut mitten im Zentrum eine neue Brauerei samt Wirtshaus und Biergarten. Im Oktober letzten Jahres war der Spatenstich, inzwischen ist der Bau schon weit fortgeschritten. Der Rohbau steht, derzeit wird das Dach erstellt, zeitgleich sind im Kellergeschoss bereits die ersten Haustechnikleitungen und Elektrotrassen montiert. Die Ausmasse der neuen Brauerei sind gut erkennbar.
Sorg ist derzeit fast täglich auf der Baustelle. Er kennt jedes Detail. «Ich habe mich sozusagen zwei Jahre in den Plänen bewegt, ich weiss genau, wie es nachher aussehen muss», erklärt er. Was er sieht, lässt sein Herz höherschlagen. «Es ist ein grosser Schritt nach vorne für uns. Der Neubau ermöglicht uns, das Angebot zu erweitern.» Dazu gehört etwa ein eigener Shop und ein Wirtshaus samt Biergarten. Wo man bei feinem Essen und einem guten Bier den Brauern bei der Arbeit zusehen kann.
Optimale Nutzung der Räume
Der Neubau ist klar durchdacht und bietet viel Platz für die verschiedenen Räumlichkeiten wie Sudhaus, Tanklager, Labor, Kühlzellen, die Abfüllanlage, Werkstatt, Büros, die überdachte Laderampe und vieles mehr. Trotz der grossen Dimensionen sind die Wege im Inneren kurz, die Abläufe logisch aufeinander ausgerichtet. Auch technisch ist alles auf dem neusten Stand, so wird die Abwärme der Kühlung zum Heizen des Gebäudes genutzt. «Und wir haben am neuen Ort viermal mehr Platz zur Verfügung als bei unserem Start vor 18 Jahren», erklärt Sorg.
Dabei wird viel Wert auf Offenheit gelegt. Fast alle Wände sind mit grossen Fenstern versehen, sodass man überall Einblicke in die verschiedenen Arbeitsprozesse erhält. Damit ist es auch wieder möglich, Führungen anzubieten. «Wir haben immer wieder Anfragen. Aber seit drei Jahren müssen wir alle absagen, da wir einfach zu wenig Platz haben am alten Standort», sagt Sorg. In der neuen Brauerei sollen neben Führungen auch Braukurse durchgeführt werden. Als grosse Attraktion wird wohl die neue Wirtschaft dienen. Nicht weniger als 13 Zapfhähne warten hier an der Bar auf durstige (und hungrige) Gäste. Mit der neuen Beiz geht die Brauerei ein Risiko ein, ist sich Sorg bewusst. «Wir sind selber keine Gastronomen. Aber wir konnten bereits jemanden anstellen, der über viel Erfahrung verfügt.» Die neue Wirtin ist also an Bord, spätestens ab Frühling können die Gäste ihre Getränke auch im Biergarten geniessen.
Zusammenarbeit gesucht
Nicht nur die Wirtschaft ist eine Innovation, der Neubau umfasst auch einen Shop. Vorerst werden dort nur hauseigene Produkte verkauft. Neben den eigenen Bieren auch diverse Marketingartikel wie Bierteller, Flaschenöffner, Dächlikappen und vieles mehr. Aber die Inhaber denken schon weiter. «Wir möchten in Zukunft mit regionalen Produzenten zusammenarbeiten und danach ihre Produkte im Shop verkaufen», verrät Sorg. So könnte er sich vorstellen, dass jemand zusammen mit Erusbacher einen Biersenf produziert. «Diesen Bereich sind wir jetzt am Aufbauen.»
Die Bauzeit war und ist eine grosse Herausforderung. Die vielleicht noch grössere erfolgt erst. Denn der Umzug einer Brauerei ist eine Mammutaufgabe. Ab Oktober wird damit gestartet. «Im Sommer wäre das gar nicht möglich, denn jetzt läuft die Produktion auf Hochtouren», erklärt Sorg. Vor dem Umzug werden die Lagertanks nochmals gefüllt, dann wird die Produktionsanlage an den neue Standort verlegt, während am alten Ort weiter abgefüllt wird. Die Tanks können erst transportiert werden, wenn sie leer sind. Eine Zeit lang wird dann am neuen Ort gebraut und am alten abgefüllt – bis dann auch die Abfüllanlage gezügelt ist. «Die Planung für den Umzug ist schon sehr knifflig. Dies auch, weil wir fast alle alten Produktionsanlagen mitnehmen und nur den Grossteil der Infrastruktur ersetzen», erklärt der Braumeister. Dank guter Planung wird die Produktion aber nur etwa ein bis zwei Wochen stillstehen.
Eröffnungsfest im Frühling
Kurz vor Weihnachten, so hofft er, ist der gesamte Umzug abgeschlossen und wird am neuen Standort gebraut und abgefüllt. Im Januar soll dann auch das Restaurant eröffnet werden, es erhält den Namen «Wirtshaus zur Brauerei». Und im Frühling ist dann ein grosses Eröffnungsfest geplant. Für Otto Sorg ist manchmal schwer nachzuvollziehen, was gerade passiert. «Damit haben Hansruedi Schädeli und ich wirklich nicht gerechnet, als wir im Jahr 2000 zu zweit angefangen haben», lacht er. Die Geschichte der Villmerger Erusbacher-Brauerei, sie ist eine Erfolgsstory. Die jetzt ein weiteres Kapitel erhält.