Der sanfte Weg gewinnt
27.07.2018 WohlenDer Judo und Aikido Club Wohlen feiert sein 50-Jahr-Jubiläum
Mit einem Inserat im Jahr 1968 in dieser Zeitung startete die Erfolgsgeschichte des Judo und Aikido Clubs Wohlen. Zu Spitzenzeiten zählte der Verein 300 Mitglieder. Momentan sind es 250. Am 18. August ...
Der Judo und Aikido Club Wohlen feiert sein 50-Jahr-Jubiläum
Mit einem Inserat im Jahr 1968 in dieser Zeitung startete die Erfolgsgeschichte des Judo und Aikido Clubs Wohlen. Zu Spitzenzeiten zählte der Verein 300 Mitglieder. Momentan sind es 250. Am 18. August feiert der Verein ein riesiges Fest. Mit dabei ist natürlich Roger Hofer, der 26 Jahre lang Präsident des Vereins war.
Stefan Sprenger
Die Vorfreude ist gross, der Stolz ist noch grösser. Am Samstag, 18. August, feiert der Wohler Judo und Aikido Club Wohlen seine Party. Seit 50 Jahren gibt es den Verein, der grossen Wert auf Kollegialität legt. Mit einem «Open Air Spektakel» auf der Wiese beim Bünzmattschulhaus wird gefeiert.
«Alter Cowboy auf der Veranda»
Einer, der da ganz sicher nicht fehlen darf, ist Roger Hofer. Er war satte 26 Jahre lang Präsident des Vereins. Der 53-Jährige ist seit 1970 Mitglied. Als er gefragt wird, was denn das Besondere am Judo und Aikido Club Wohlen sei, antwortet er sofort und ausführlich: «Die Kollegialität ist einzigartig. Wir sind eine grosse Familie. Die Judokas von damals schicken heute ihre Kinder ins Training. Und Judo, was «der sanfte Weg» bedeutet, ist sowieso der geilste Sport der Welt. Der ganze Körper ist gefordert – inklusive Kopf. Es ist eine grossartige Lebensschule», so Hofer (der übrigens der Cousin von Bundesrätin Doris Leuthard ist). Beim Gespräch zählt er
die vielen Höhepunkt seiner Zeit als Präsident auf. Den Aufstieg in die NLB mit Wohlen, seine Einsätze beim NLA-Club aus Brugg – und den Sieg des Schweizer-Meister-Titels. Höhepunkte waren auch die Bars an den Wohler Festen und Gewerbeausstellungen, wo die Judokas früher mit Ideenreichtum überzeugten. «Auch der Länderwettkampf zwischen der Schweiz und Deutschland in Wohlen war grossartig», sagt Hofer. Erwähnenswert sind auch die vielen Dojos, die der Club in all den Jahren beheimaten durfte. Im Halde, im Bünzmatt, im Junkholz. Zuletzt wurde das Junkholz nach einem Wasserschaden umgebaut und ein gefederter Mattenboden eingebaut. Kostenpunkt: 40 000 Franken. Der Club schaffte dies alles – und darauf darf man stolz sein. Hofer trat im März als Präsident ab und übergibt an Andreas Schmid. Das Jubiläum steht also auch im Zeichen des Wechsels. «Nun schaue ich als alter Cowboy von der Veranda aus zu und geniesse unser Jubiläum», sagt Hofer. Andere organisieren nun die Jubiläumsfeier – beispielsweise Sven Rappo. Der OK-Präsident der Feier hat vieles vor.
Wo man zu Freunden wird
Der Judo und Aikido Club Wohlen mit grosser Jubiläumsparty am 18. August
Ein halbes Jahrhundert gibt es den Judo und Aikido Club bereits. Der Verein durchlebte Hochs und Tiefs. «Meistens aber Hochs», lacht Roger Hofer, der 26 Jahre lang Präsident war und in diesem Frühling an Andreas Schmid übergab.
Stefan Sprenger
Man spürt, dass sie sich kennen und sich verstehen. In ihrem Dojo im Junkholz sitzen Roger Hofer, Andreas Schmid und Sven Rappo an einem Tisch. Hofer ist 53 Jahre alt, war 26 Jahre lang Präsident des Vereins. Der Wohler Andreas Schmid ist 28 Jahre alt und seit März neuer Präsident des Vereins. Und Sven Rappo ist 40 Jahre alt und der OK-Präsident des Jubiläumsfestes anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Judo und Aikido Clubs.
Spuren hinterlassen
Die drei verstehen sich. Sie scherzen, ziehen sich auf. Alle drei heben den grossen Zusammenhalt im Verein hervor. «Wir sind Freunde, eine Familie. Das war schon immer so», sagt Ex-Präsident Hofer. «Das soll auch so bleiben», sagt der neue Präsident Schmid lachend. «Da habe ich keine Bedenken», sagt Rappo.
Seit der Gründung am 18. Oktober 1968 hat der Club eine grosse Geschichte geschrieben (siehe Box rechts) und in Wohlen und Umgebung Spuren hinterlassen. Hofer hat den Verein stets mit grossem Engagement und sehr strukturiert geführt. «Er ist ein Checklisten-Mensch», sagt Hofers Nachfolger Andreas Schmid. Alle drei am Tisch müssen laut lachen. «Das stimmt. Ich mache für alles eine Checkliste», so Hofer. Rappo ergänzt: «Roger ist sehr ehrgeizig und hat einen gesunden Menschenverstand. Und er bringt viele gute Ideen in den Verein.»
Ideen, die es unter anderem für das grosse Jubiläumsfest am 18. August braucht. Denn an diesem Festtag (man rechnet damit, bis zu 800 Menschen anzulocken) hat man sich ein vielseitiges Programm überlegt. Ein Open-Air-Turnier auf der Wiese beim Bünzmattschulhaus mit Kinderturnier (bislang gab es schon 100 Anmeldungen), Showeinlagen und besonderen Trainingsgästen (unter anderen Olympionike Cyrill Grossklaus). Abends gibt es dann eine Party mit Liveband. Eine Ansprache hält Gemeindeammann Arsène Perroud. «Und natürlich wird Roger Hofer auch ein paar Worte sagen», sagt Sven Rappo, der «Chef» des neunköpfigen Organisationskomitees. «Was? Davon weiss ich gar nichts», meint Hofer. «Jetzt weisst du es.» Hofer nickt lächelnd und akzeptiert den Entscheid gerne.
Verein soll weiterhin eine Familie bleiben
Wieso ist Hofer ausgerechnet im Jubiläumsjahr nach 26 Jahren als Präsident abgetreten? «Es war an der Zeit», sagt er. Und nun habe man in Andreas Schmid einen würdigen Nachfolger gefunden. «Er ist bereit und wird seine Sache gut machen», so Hofer.
Andreas Schmid, der in Bünzen aufgewachsen ist, nimmt die Vorschusslorbeeren gerne entgegen. Wie soll es mit dem Judo und Aikido Club, der rund 250 Mitglieder zählt, weitergehen? Schmid: «Die Mitgliedsbeiträge sollen tief bleiben. Wichtig ist, dass wir die Finanzen im Griff haben und gesund bleiben. Unser Verein soll eine Familie bleiben», sagt der breit gebaute Mann.
Man will im Juniorenbereich vermehrt Fördertrainings anbieten. Und: Auch für körperlich beeinträchtigte Menschen hat der Verein einen Platz. «Das soll auch weiterhin so bleiben», sagt Schmid. Er übernimmt von Hofer ein grosses Erbe. Dessen ist er sich bewusst. «Seine Erfahrung ist riesig. Sein Netzwerk ebenso», sagt Schmid. Aber Hofer wird dem Verein ja weiterhin treu bleiben. Hofer lächelt. «Wenn man Judo mal ausprobiert hat und die Kollegialität in diesem Verein erlebt, dann packt es dich und lässt dich nicht mehr los.» Deshalb sei er auch seit 1970 Mitglied. Und wird es wohl für immer bleiben.
Dass die Judokas nicht nur grosse Sprüche klopfen, beweisen sie unbewusst am Ende des Gesprächs. Denn als Sven Rappo die Frage stellt: «Chunt na öpper eis ga neh?», antworten Schmid und Hofer: «Natürlich, was denkst denn du?» So gehen alle drei noch auf ein Bier in eine Wohler Beiz. Das ist Vereinsleben. Und dies gibt es heutzutage viel zu selten. Man darf also hoffen, dass es den Judo und Aikido Club noch für weitere 50 Jahre gibt.
Meilensteine der letzten 50 Jahre
Juni 1968: Ein Inserat im «Wohler Anzeiger» mit der Einleitung «Junge Leute – Lehrlinge und Schüler – aus Wohlen und Umgebung möchten einen Judo-Club gründen…» brachte die Vereinsgeschichte ins Rollen. Initiator und Gründervater war der Wohler Textil-Unternehmer Emil Pfründer.
Oktober 1968: Der Judo und Aikido Club Wohlen, in der Kurzform JACW genannt, wurde als Judo und Aikido Club Freiamt Wohlen gegründet. An der Gründungsversammlung nahmen 75 Personen teil. Die Tatami (Reisstrohmatten) wurden in der alten Säulenhalle des Halde-Schulhauses erstmals ausgelegt, und zwar direkt auf dem Turnhallenboden.
November 1968: Der erste ausgeschriebene Judo-Kurs startete am 4. November.
Mai 1971: Im Frühjahr konnte das neue Dojo im Bünzmattschulhaus in den Luftschutzräumen bezogen werden. Zunächst stand keine Duschmöglichkeit zur Verfügung. Das Dojo konnte auch nicht beheizt werden.
Mai 1975: Im neu erbauten Schulhaus Junkholz – dem heutigen Standort – kann das neue Dojo eingeweiht werden. Im Vorfeld wurde Geld gesammelt für neue Tatami sowie für einen eigens errichteten Schwingboden.
September 1978: Mit der Festbeiz «Hajime» hat der JACW an der «800 Jahre Wohlen»-Feier einen Durchbruch erreicht. Zu diesem Zeitpunkt war japanisches Essen in Wohlen und Umgebung noch unbekannt.
September 1982: Der JACW hat den Judo-Länderkampf Schweiz gegen Deutschland bestens organisiert und in der Dreifach-Turnhalle des Junkholzschulhauses reibungslos durchgeführt.
September 1991: Anlässlich der 700 Jahr Feier der Schweiz führte der JACW während 14 Tagen auf dem Parkplatz der Kunsteisbahn Wohlen die BarArgovia. Eine Festbeiz, die es «in sich» hatte. Die Mitglieder und Helfer wurden jeden Abend belohnt mit «einer vollen Bar» und toller Party-Stimmung.
2002 bis 2008: Die Damenmannschaft kämpfte mehrere Jahr in der Nationalliga A.
Januar 2008: Zur Feier des 40-Jahre-Jubiläum führte der Verein die Aargauer Einzel-Meisterschaft in Wohlen durch.
Januar 2016: Der JACW rief die Mission 2020 aus: Bis zum Jahr 2020 soll wieder eine Herrenmannschaft in der Regional-Liga kämpfen.
März 2018: An der Generalversammlung wurde Andreas Schmid zum neuen Präsidenten des JACW gewählt. Er löst Roger Hofer ab, der den Verein 26 Jahre lang präsidierte.