Sehenswertes Werk
01.05.2018 WohlenWohlen: Vernissage im Schlössli
Diesen Moment haben viele herbeigesehnt: eine Ausstellung im neuen Schlössli. Die Kunstkommission präsentiert Jürg Stäuble mit seiner Installation «face à face». Stäuble ist in Wohlen ...
Wohlen: Vernissage im Schlössli
Diesen Moment haben viele herbeigesehnt: eine Ausstellung im neuen Schlössli. Die Kunstkommission präsentiert Jürg Stäuble mit seiner Installation «face à face». Stäuble ist in Wohlen aufgewachsen und lebt seit einiger Zeit in Basel. Eine Einordnung seiner Kunst sei recht schwierig, erklärte Hans Furter, Präsident der Kunstkommission, in seinen Begrüssungsworten. «Er arbeitet sehr präzis und kein Material ist ihm fremd.» Das Werk besteht aus schwarzen Linien, aus Seilen. Und es ist sehenswert. Am besten hingehen ins neue Schlössli. --dm
«Künstlerisches Denken angeregt»
Vernissage im Schlössli: Jürg Stäuble zeigt die Installation «face à face»
Er ist in Wohlen aufgewachsen, wohnt mittlerweile seit längerer Zeit in Basel – und nun ist Jürg Stäuble mit seiner Installation «face à face» in die grösste Freiämter Gemeinde zurückgekehrt. «Das Schlössli steht unter Hochspannung», meinte Kunstwissenschaftlerin Isabel Zürcher über das Werk.
Daniel Marti
Es sind Linien, schwarze Streifen, die das Schlössli zurzeit durchqueren. Auf Köpfhöhe, aber auch hoch oben in der zweiten Fensterreihe. Man kann und darf sie berühren, aus jedem Blickwinkel betrachten. Die Installation von Jürg Stäuble ist spannend, hochspannend, wie es die Referentin an der Vernissage betonte. Und bei so vielen Besucherinnen und Besuchern – das Schlössli war komplett gefüllt – besteht die Gefahr, dass das Kunstwerk an Bedeutung verliert. «Darum», sagte Fabian Furter, Präsident des Vereins Schlössli, «schaut doch das Kunstwerk nochmals in aller Ruhe während der normalen Öffnungszeiten an.» Das Schlössli und «face à face», eine tatsächlich spannende Kombination – an der Vernissage und während der Ausstellungstage.
Ob das Haus den Zug aushält?
Jürg Stäuble spielt sonst in höheren Ligen, erklärte Hans Furter, Präsident der Kunstkommission, der ihn gerne in Wohlens Challenge League begrüsste. Stäuble, in Wohlen aufgewachsen, fühlte sich an der Vernissage dennoch sichtlich wohl. Vor allem im Schlössli. Es sei ihm eine Ehre, die erste Ausstellung im neuen Schlössli bestreiten zu dürfen, sagte dieser.
Hans Furter und Jürg Stäuble sind vor 55 Jahren zusammen in Wohlen in die Bezirksschule gegangen. Danach verlor man sich aus den Augen. «Aber ich habe stets verfolgt, was er macht», blickt Furter zurück. Der vor allem auch seinen Vater, Fritz Stäuble, erwähnte. Dieser war vor rund 40 Jahren der Initiator der Kunstkommission. Eine schöne Geschichte, die sich nun mit dem Besuch von Jürg Stäuble schliesst. «Jürg Stäuble beschäftigt sich seit 45 Jahren mit Kunst», so Furter in seinen Begrüssungsworten weiter. «Er ist stets auf der Suche nach Neuem.»
Dies trifft auch auf die Installation im Schlössli zu. Die schwarzen Seile, die Linien haben selbst Isabel Zürcher, Kunstwissenschaftlerin und Autorin, die Sprache fast verschlagen. Sie komme beinahe ins Stottern bei der Beschreibung der Kunst von Jürg Stäuble, erklärte sie. «Jürg Stäubles Kunst will aber kein Geheimnis sein.» Sie sehe Rhomben, Linien, Parallelen, Verzerrungen, Verbreiterungen, Quadrate, Zylinder. «Schauen Sie mal, was da alles ins Spiel kommt», ermunterte Isabel Zürcher die Besucher. «Sie werden stottern…» Es gehe um das Strahlen, um die Leichtigkeit. Es sei eine «ästhetische Relativierung», so viele Linien in diesem Raum zu betrachten. Die Arbeit von Stäuble sei fürs Schlössli ein Gewinn. «Denn es wird das künstlerische Denken angeregt.»
Das Schlössli werde in den nächsten drei Ausstellungswochen unter Hochspannung stehen, verspricht die Kunstwissenschaftlerin. Und man dürfe «bibbern», ob das Haus dies auch aushält, «denn die Gummiseile üben einen rechten Zug auf dieses alte Gemäuer aus. Es ist ein akrobatischer Kraftakt.» Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Saxofonistin Sarah Chaksad zusammen mit ihrem musikalischen Partner.
«Vieles ist verschwunden»
Jürg Stäuble war begeistert von den Worten von Isabel Zürcher («ich könnte ihrem Stottern noch stundenlang zuhören»). Die Anfrage aus Wohlen, im Schlössli auszustellen, habe ihn «total gefreut». Er sagte zu, gerade weil der Ausstellungsort das Schlössli ist. «In Wohlen sind in den vergangenen Jahren so viele Sachen verschwunden», sagte er etwas wehmütig. «Trotzdem hat so vieles Ausstrahlung.» Der Sternen, der Sternensaal und nun auch das Schlössli.
Jürg Stäuble hofft, dass spezielle Ausstellungen (nicht nur Bilder an den Wänden) öfter im Schlössli zu bestaunen sein werden. «Vielleicht sogar einmal im Jahr», meinte er. «Aber dann braucht es auch ein Budget. Das hingegen wäre dann Sache der Gemeinde.» Der grosse Beifall und die Bewunderung für sein Werk waren ihm sicher.
Die Ausstellung dauert bis am 19. Mai. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 17 bis 19 Uhr. Samstag, 13.30 bis 17 Uhr.




