Hier kann jeder ernten
15.05.2018 BerikonBerikon: Offener Bio-Garten für Gemüse, Kräuter, Obst und Beeren
Bodenschonend, nachhaltig und im Einklang mit der Natur produzieren: Das ist das Konzept des Bio-Gartens Rigiblick auf dem Areal der Hegi Garten AG in Berikon. Der Garten steht ...
Berikon: Offener Bio-Garten für Gemüse, Kräuter, Obst und Beeren
Bodenschonend, nachhaltig und im Einklang mit der Natur produzieren: Das ist das Konzept des Bio-Gartens Rigiblick auf dem Areal der Hegi Garten AG in Berikon. Der Garten steht allen offen: Jeder kann sich hier bedienen oder einen Arbeitseinsatz leisten.
Erika Obrist
Die Hinweisschilder «Blumen zum selber Schneiden» hat wohl jeder schon gesehen am Strassenrand. Jedermann kann auf den so gekennzeichneten Feldern so viele Blumen schneiden und mitnehmen, wie er möchte. Gegen einen Beitrag in ein Kässeli, das jeweils aufgestellt ist.
Das Prinzip des offenen Gartens im Rigiblick auf dem Areal der Firma Hegi Garten AG ist dasselbe: Jedermann kann hier ernten, so viel er möchte, und einen Obolus dafür entrichten. Oder aber einen Arbeitseinsatz leisten als Entgelt für das Gemüse, die Früchte und das Obst, das man mit nach Hause nimmt.
Denkanstoss für Jung und Alt
Im Gegensatz zu den Blumen zum selber Schneiden auf den Feldern steckt aber mehr hinter dem offenen Bio-Garten im Rigiblick. «Die Böden, auch diejenigen in den privaten Gärten, sind zum Teil in bedenklichem Zustand», sagt Christoph Fuchs, Inhaber von Hegi Garten AG. Der Spritzmitteleinsatz setze den Böden zu, die Fruchtbarkeit nehme ab. Die Bodenfruchtbarkeit und die Artenvielfalt beschäftige ihn permanent. «Als Gartenbauunternehmen haben wir eine besondere Verantwortung gegenüber der Umwelt», sagt er. Zudem stelle er fest, das viele Menschen den Bezug zur Natur und zur Herkunft der Lebensmittel verloren hätten.
Mit dem Projekt «offener Garten» möchte er zeigen, dass es möglich ist, nachhaltig, bodenschonend und im Einklang mit der Natur zu produzieren und zu gärtnern. Es soll auch ein Denkanstoss für Jung und Alt sein. Ein Bezug zwischen Produzent und Konsument soll geschaffen werden. Womöglich führe das Projekt dazu, dass der eine und andere Konsument künftig bewusster einkaufe, «denn für gute Böden und für eine intakte Natur sind Produzent und Konsument verantwortlich».
Kreislauf der Natur kennenlernen
Wie aber funktioniert ein offener Garten? Die Lehrlinge der Firma Hegi Garten AG haben Beete angelegt, Gemüse, Sträucher, Obstbäume und Kräuter angepflanzt, einen Platz fürs Kompostieren geschaffen, den Tomaten einen halboffenen Unterstand gebaut und zwei Hochbeete bepflanzt. Zwischen den Beeten befindet sich eine Wiese. «Die Natur muss Platz haben in einem Garten», sagt Fuchs. Man habe hier auch selten gewordene Gras- und Blumenarten angesät. Die Lehrlinge sind es auch, die den Garten pflegen, darin ernten und erneut anpflanzen. «Damit lernen auch sie den Kreislauf der Natur besser kennen.» Selbstverständlich kommen im Bio-Garten keine Spritzmittel zum Einsatz und kein Kunstdünger.
Ab dieser Woche steht der Garten jedermann zu jeder Zeit offen. «Salat hat es schon», sagt Christoph Fuchs.
Auf einem Tisch kann man das Geerntete rüsten. Hier steht auch ein Kässeli, in das man so viel Geld werfen kann, wie einem das Geerntete Wert ist. «Wer möchte, kann auch jäten oder beim Pflanzen helfen», so Fuchs weiter. Während der Bürozeiten sei immer jemand vor Ort, den man fragen könne, was zu tun sei.
Keinen Profit erwirtschaften
Der offene Bio-Garten im Rigiblick kommt mit ganz wenigen Regeln aus. Die wichtigste: Jeder soll den Garten so hinterlassen, wie er ihn angetroffen hat. Die wenigen Verhaltensanweisungen sind auf einer Tafel nachzulesen, die oberhalb des Parkplatzes vor der Firma demnächst noch angebracht wird. Der offene Garten wird von der Firma kostenlos betreut, gehegt und gepflegt. «Wir wollen keinen Profit daraus generieren.» Jedenfalls keinen finanziellen. Womöglich machen sich aber die Besucherinnen und Besucher Gedanken über den Wert eines Gartens. «Der muss Freude machen. Ein Garten ist gepflegtes Grün und Erholung pur.» Die Besitzer seien ja nicht auf die Ernte angewiesen wie beispielsweise die Landwirte auf den Ertrag ihrer Felder.
Lebensraum für Kleintiere
Das erste Gemüse ist bereits erntereif – ganz fertig ist der offene Garten aber noch nicht. «Es werden noch Asthaufen angelegt für Kleintiere», so Christoph Fuchs. Denn auch diese brauchen ihren Platz in der Natur.