Kulinarisch um die Welt
13.04.2018 Wohlen«Wohlen is(s)t» erlebt Zweitauflage
Der Ansturm bei der Premiere war riesig. Kein Wunder, laden die Organisatoren auch dieses Jahr zum grossen Buffet.
Asylsuchende und Migranten in Wohlen wünschen sich mehr Kontakte zur einheimischen Bevölkerung. Und wo geht das einfacher als beim gemeinsamen Essen? Drei Studentinnen der Hochschule Luzern organisierten letztes Jahr im Auftrag des Kirchlichen Regionalen Sozialdienstes einen passenden Anlass dafür: «Wohlen is(s)t». Der Erfolg des Events übertraf alle Erwartungen.
Am 6. Mai kommt es nun zu einer Neuauflage. Wieder ist der KRSD federführend, auch das Café International ist in die Organisation eingespannt, dazu kommen die Pfarrei Wohlen, die Kulturbeiz und der Gemeinnützige Ortsverein. Am Grundkonzept soll sich nichts ändern, lediglich an den Details wird geschraubt. Auch dieses Jahr wird eine grosse Zahl an Migranten dafür sorgen, dass die Gäste kulinarisch verwöhnt werden. Der Anlass dient aber nicht nur dem Essen, sondern soll dazu beitragen, Kontakte zu knüpfen und Vorurteile abzubauen. --chh
Gutes noch besser machen
Am 6. Mai heisst es zum zweiten Mal: «Wohlen is(s)t – Essen verbindet Kulturen»
Bei der Premiere vor einem Jahr wurden die Organisatorinnen vom grossen Interesse völlig überrumpelt. Jetzt will man die nötigen Lehren ziehen. Am Grundkonzept hingegen wird nichts geändert – beim Essen sollen sich Menschen aus allen Nationen näherkommen.
Chregi Hansen
Maria Teresa Zobrist sass letztes Jahr an der Kasse. «Der Ansturm war gewaltig. Ich bin selber gar nicht zum Essen gekommen», erzählt die Leiterin des Cafés International. Doch sie ist nicht traurig darüber. «Der Anlass war ein riesiger Erfolg und das Feedback absolut positiv», sagt sie. Noch am gleichen Tag ist bereits der Wunsch nach einer Wiederholung aufgetaucht und es haben sich erste freiwillige Helfer gemeldet.
Die Premiere von «Wohlen is(s)t» war ein voller Erfolg. Initiiert wurde der Völker verbindende Anlass von drei Studentinnen der Fachhochschule Luzern in Zusammenarbeit mit dem Kirchlichen Regionalen Sozialdienst Region Wohlen (KRSD). Mehr als 150 Personen tafelten an diesem Sonntag gemeinsam im Saal des Chappelehofs und konnten Spezialitäten aus rund 20 Ländern geniessen. Die drei Studentinnen hofften schon damals, dass ihr Anlass zu einer Tradition in Wohlen wird. Ihre Hoffnungen scheinen sich jetzt zu erfüllen.
Für jeden etwas dabei
«Für uns war klar: Das muss eine Wiederholung geben», erklärt Dora Belsö vom KRSD. Am 6. Mai ist es nun so weit. Ab 12 Uhr ist der Chappelehof wieder offen für Hungrige aus allen Nationen. Am Konzept wird nichts geändert. Gegen 40 verschiedene Gerichte aus über 20 verschiedenen Ländern warten auf einem grossen Buffet auf die hungrigen Gäste. Für einen kleinen Preis von acht Franken (Kinder sogar nur vier) kann man sich davon bedienen. Aufgetischt werden verschiedene Vorspeisen, Hauptspeisen und auch Desserts. «Da findet sicher jeder etwas, was ihm schmeckt», ist Belsö überzeugt.
Für den erneut zu erwartenden Ansturm will man sich besser rüsten. Letztes Jahr war eine Anmeldung nur empfohlen – mit der Folge, dass dreimal mehr Personen kamen als gemeldet. Diesmal ist eine Anmeldung obligatorisch. Und auch die Anzahl Plätze ist begrenzt: Mehr als 140 Gäste sollen es nicht werden. «Uns ist es wichtig, dass sich die Leute auch wohlfühlen und ihr Essen geniessen können», sagt Zobrist. Falls der Event tatsächlich zur Tradition werde, müsse man auch über einen grösseren Saal nachdenken.
Mehr Unterhaltung, neuer Partner
Zu den Neuerungen gehört auch, dass es diesmal ein vielfältiges Rahmenprogramm geben wird. «Wir werden einiges an Unterhaltung bieten», verspricht Belsö. Was genau, wird nicht verraten, «wir möchten die Gäste damit überraschen». Mit dieser Änderung will man erreichen, dass die Menschen etwas länger bleiben. Und sich noch besser kennenlernen. Es geht nicht darum, das Konzept völlig umzukrempeln, sondern darum, etwas Gutes noch besser zu machen, sagen Zobrist und Belsö. Und dass «Wohlen is(s)t» ein guter Anlass ist, das wird niemand bestreiten. «Im Café International fragen schon viele Frauen, wann es endlich eine Zweitauflage gibt», erzählt Zobrist.
Wie schon bei der ersten Ausgabe hat der KRSD die Organisation inne und wird dabei unterstützt vom Café International, der Pfarrei und von der Kulturbeiz. Als neuer Partner kommt in diesem Jahr der Gemeinnützige Ortsverein dazu. Wie im Vorjahr wird es zudem für Migranten eine Möglichkeit geben, vor dem Essen an einem Kochkurs teilzunehmen. Letztes Mal wagten sie sich gemeinsam an eine Schweizer Spezialität, diesmal wird es etwas Italienisches geben. «Hier in Wohlen leben sehr viele Italiener, wir finden es wichtig, dass die Migranten auch diese Kultur kennenlernen», sagt die Vertreterin des KRSD. Am Herd steht dabei kein Geringerer als der Leiter des Kirchlichen Regionalen Sozialdienstes Region Wohlen Fiorenzo Castelli.
Wer will helfen?
Natürlich braucht es wieder ganz viele Personen, die zu Hause eine Spezialität aus ihrem Land kochen und es am 6. Mai dann mitbringen, das Essen wird übrigens vergütet. An interessierten Köchinnen mangelt es nicht. «Allein im Café International haben wir Teilnehmer aus 38 verschiedenen Nationen. Ganz viele von ihnen machen gerne mit», erzählt Zobrist. Und auch Dora Belsö weiss aus ihrer Tätigkeit für den Sozialdienst, dass sich viele auf den Anlass freuen und gerne etwas beisteuern – gerade auch Asylbewerber. «Sie präsentieren ihre Kultur sehr gerne und freuen sich, neue Kontakte zu knüpfen.»
Neben den Köchen und Köchinnen braucht der Anlass auch noch Freiwillige, die beim Vorbereiten und Aufräumen helfen. Der KRSD ist froh um viele helfende Hände. Es wird auch diesmal wieder eine Kinderbetreuung geben, damit die Erwachsenen mehr Zeit haben für das Essen und für Gespräche. «Kinder aus verschiedenen Nationen haben keine Berührungsängste. Sie spielen miteinander, auch wenn sie sich sprachlich nicht verstehen», weiss Zobrist. Sie hofft aber, dass auch die Erwachsenen keine Berührungsängste haben. «Das Essen ist ein wunderbarer Einstieg, um eine fremde Kultur kennenzulernen», ist die gebürtige Mexikanerin überzeugt.
Belsö und Zobrist freuen sich schon jetzt auf den 6. Mai. Auch wenn es noch einiges zu tun gibt. Sie sind überzeugt, dass «Wohlen is(s)t» viel zur Völkerverständigung beitragen kann. «Letztes Jahr waren etwa gleich viele Schweizer dabei wie Migranten. Wir hoffen, dass es diesmal ähnlich ist», sagen sie. Denn es ist genau das, was sich viele der teilnehmenden Köchinnen wünschen. Mehr Kontakt zur einheimischen Bevölkerung zu haben. Und sich in der neuen Heimat mehr zu Hause zu fühlen.