Das Rex hat eine Zukunft
17.04.2018 WohlenDas Wohler Kino hat einen neuen Besitzer
Nur ein Gebot gab es an der betreibungsamtlichen Versteigerung. Der neue Käufer hat grosse Pläne.
Des einen Freud, des anderen Leid. Der jetzige Kinobetreiber Hansjörg Beck wollte nichts sagen. ...
Das Wohler Kino hat einen neuen Besitzer
Nur ein Gebot gab es an der betreibungsamtlichen Versteigerung. Der neue Käufer hat grosse Pläne.
Des einen Freud, des anderen Leid. Der jetzige Kinobetreiber Hansjörg Beck wollte nichts sagen. «Der Entscheid ist gefallen. Was das bedeutet, muss sich zeigen», erklärte er, bevor er davonfuhr. Nach Gstaad, wo er ebenfalls ein Kino betreibt. Und Gstaad dürfte auch bald sein einziges Kino sein. Denn der neue Besitzer des Wohler «Rex» wird sich nicht mit der Rolle als Vermieter zufrieden geben. Sascha Heubacher, in der Region aufgewachsen, will dem Wohler Kino neues Leben einhauchen. Der ehemaliger Leiter der NAB Villmergen betreibt bereits in Wädenswil ein Kino und hat für Wohlen konkrete Umbaupläne. --chh
«Daraus etwas Schlaues machen»
Der ehemalige Villmerger Sascha Heubacher ist der neue Besitzer des Kino Rex
1,25 Millionen Franken bot Sascha Heubacher. Und erhielt damit den Zuschlag. Der Kinoliebhaber will das Rex umbauen, neu soll es mindestens drei Säle, eine Lounge und vielleicht gar eine Beiz auf dem Dach erhalten. «Ich glaube an die Zukunft des Betriebs», sagt er.
Der in Villmergen aufgewachsene ehemalige Banker und Kinobesitzer lebt heute in der Stadt Zug. Im Moment ist er aber wieder häufig in der Region unterwegs. «Wir bauen in Hilfikon ein älteres Haus um», erzählt er. Noch sei offen, ob er später selbst darin wohnt oder nicht. «Vom Arbeitsweg wäre es sicher besser», lacht Sascha Heubacher.
Denn in Zukunft wird er noch häufiger in der Region anzutreffen sein. Der 36-Jährige ist seit Freitag der neue Besitzer des Kino Rex. Er gab an der betreibungsamtlichen Versteigerung das erste und einzige Gebot ab. 1,25 Millionen blättert er für die Liegenschaft hin. «Die einen sagen, das sei zu viel. Die anderen reden von einem Schnäppchen. Ich denke, der Preis ist in Ordnung», sagt Heubacher. Und er muss es schliesslich wissen. Nach dem Ausstieg aus der Bank – er war einst Geschäftsstellenleiter der NAB Villmergen – ist er neu im Immobilienbereich tätig. «Rechnen kann ich also», lacht er.
Als Platzanweiser angefangen
Damit besitzt Heubacher jetzt zwei Kinos. Ihm gehört auch das Schloss-Cinéma in Wädenswil. Dies hat er zu einem Zeitpunkt gekauft, als er noch für die NAB tätig war, und hat es als Hobby betrieben. Kino ist seine grosse Leidenschaft. Schon als Jugendlicher arbeitete er als Billettkontrolleur und Placeur im Kino Rex, später war er gar Betriebsleiter unter dem jetzigen Betreiber Hansjörg Beck. Nun also nimmt er diesem quasi das Kino weg. «Ich kenne Hansjörg gut. Das ist eine unangenehme Situation», gibt der neue Besitzer zu. Aber dieser habe sich nie dazu geäussert, was seine Pläne seien. «Und er hätte ja die Möglichkeit gehabt, mich zu überbieten», fügt Heubacher an.
Klare Vorstellungen
Bereits 2015 hätte er die Möglichkeit gehabt, das Kino Rex zu kaufen. Der frühere Besitzer Max Gass hatte es ihm angeboten, doch der Preis war zu hoch. Als Heubacher entdeckte, dass das Kino versteigert wird, hat er genau abgeklärt, was sich aus dem Rex machen lässt. «Einfach so weitermachen wie bisher, das wäre das Ende», ist er überzeugt. «Nur mit einem grossen Saal, das hat in der schnelllebigen Branche keine Zukunft. Aber aus dem Rex lässt sich etwas Schlaues machen. Ich kenne das Gebäude in- und auswendig.»
LED-Leinwand statt Projektor
Der neue Besitzer hat klare Vorstellungen und auch schon erste Pläne erstellt. Drei Säle sind vorgesehen. Ein grösserer für rund 150 Zuschauer, ein mittlerer für etwa 90, ein kleinerer für 70 Personen. «Damit kann man verschiedene Arten von Filmen gleichzeitig zeigen. Werke für Kinder, für Familien, für Jugendliche, aber auch Studiofilme», so Heubacher. Und er denkt noch weiter. Sehr gern möchte er die Liegenschaft aufstocken und zwei weitere Säle erstellen. Er hofft, dass er diesbezüglich eine Lösung findet – die baurechtlichen Verhältnisse sind nicht ganz einfach.
Doch Kino sei heute weit mehr als das Abspielen von Filmen, ist der neue Besitzer überzeugt. «Es braucht ein funktionierendes Gesamtpaket. Die Besucher wollen sich wohlfühlen, wollen vorher oder nachher etwas essen und trinken.» Darum plant er im heutigen Foyer ein Bistro. Und aus dem grossen Vorführraum soll eine Lounge werden. Den Vorführraum braucht es nicht mehr, Heubacher will auf LED-Leinwände umstellen, die ohne Projektor auskommen. «Das Kino Rex war in Punkto Technik schon immer innovativ, beispielsweise bei der 3D-Technik. Und das soll es wieder werden.»
Das ist aber noch nicht alles. Geht es nach dem neuen Besitzer, so wird es auf dem Vordach eine Terrasse geben, die als Beiz und Treffpunkt dienen kann. «Da kann man auch mal einkehren, ohne einen Film zu schauen», so Heubacher. Und: Mit einer solchen Ausstattung kann er ganz verschiedene Events anbieten. Beispielsweise spezielle Geburtstagsfeiern. Auch der Filmklub ist weiterhin willkommen, wenn auch vielleicht in einem anderen Rahmen. «Ich bin gerne gesprächsbereit», sagt der neue Besitzer.
Seine Mission ist klar: Das Kino Rex soll zum Anziehungspunkt für das ganze Freiamt werden. «Ich möchte die Region, aus der ich selber stamme, stärken.» Unter Umständen wird er gar den Namen anpassen, um dies zum Ausdruck zu bringen. «Ich bin kein Filmfreak», sagt Heubacher, «aber mir gefällt die Kombination. Man muss als Kinobetreiber eine Passion für den Film haben, Gastronom sein und sich mit Zahlen auskennen. All das bringe ich mit.»
Je schneller, desto besser
Loslegen will er so schnell wie möglich. Zuerst steht das Gespräch mit dem jetzigen Betreiber Hansjörg Beck an, ob dieser eventuell vorzeitig aus dem laufenden Vertrag aussteigen will. «Wenn er aufhört, stehen wir bereit», verspricht Heubacher. Dazu will er so schnell wie möglich das Baugesuch eingeben. Optimal wäre es für ihn, wenn er im Sommer umbauen könnte, aber so schnell wird es vermutlich nicht gehen.
«Ich bin es gewohnt, langfristig zu denken. Das ist bei allen meinen Geschäften der Fall.» Darum hat er auch eingeplant, dass es länger gehen kann. «Aber ich freue mich, wenn ich in meinem Kino die ersten Besucher empfangen kann», sagt er zum Schluss. Je eher das der Fall ist, desto besser. Bis dahin aber laufe der Betrieb normal weiter, verspricht Heubacher. Gute Kunde also für die Freiämter Kinobesucher.



