Wohler Mauer hielt lange dicht
07.01.2025 SportEishockey, 3. Liga: HC Wohlen Freiamt – HC Fischbach-Göslikon 0:6 (0:1, 0:2, 0:3)
Trotz der klaren 0:6-Niederlage kann der HC Wohlen Freiamt mit seiner Leistung im Derby zufrieden sein. Vor allem dank Torhüter Maurits de Jongh blieb das Derby gegen den ...
Eishockey, 3. Liga: HC Wohlen Freiamt – HC Fischbach-Göslikon 0:6 (0:1, 0:2, 0:3)
Trotz der klaren 0:6-Niederlage kann der HC Wohlen Freiamt mit seiner Leistung im Derby zufrieden sein. Vor allem dank Torhüter Maurits de Jongh blieb das Derby gegen den Favoriten lange offen. Für die «Huskies» bedeutet das Spiel einen Schritt nach vorn – für Fi-Gö einen gelungenen Start in eine harte Woche.
Josip Lasic
Zu dieser Saison ist Goalie Fabian Klaas vom HC Wohlen Freiamt zum HC Fischbach-Göslikon gewechselt. Spätestens zu Beginn des zweiten Drittels im Freiämter Derby hätte man bei Fi-Gö vermuten können, dass man dem Lokalrivalen den falschen Keeper abgenommen hat. Matthias Dönni und Pascal Gnepf sitzen jeweils eine Zwei-Minuten-Strafe ab. In doppelter Überzahl schnürt Fi-Gö die drei verbliebenen Wohler Feldspieler ein. Doch Maurits de Jongh hielt mit spektakulären Paraden seinen Kasten sauber.
Der 32-Jährige, der in Berikon aufgewachsen ist, absolvierte zwischen 2015/16 und 2020/21 etwa 30 Spiele für Fi-Gö. Mittlerweile lebt er sogar seit fünf Jahren in Fischbach-Göslikon. Jetzt sorgt er bei seinen ehemaligen Teamkollegen und im eigenen Dorf für Frust. Gnepf und Dönni stehen wieder auf dem Eis. Die «Indianer» verpassten es, ihre Führung auszubauen. Es blieb beim 1:0 – ein deutlicher Fortschritt für die «Huskies», die im ersten Derby nach 20 Minuten bereits 0:6 zurücklagen. «Ich bin unglaublich zufrieden mit der Leistung der Mannschaft», sagt der Goalie. «Zu Beginn der Saison haben wir in solchen Spielen schnell mal die Hände verworfen, wenn es nicht lief wie gewünscht. Diesmal war die Stimmung im Team gut. Wir haben gut dagegengehalten.»
Dezimierte Wohler sorgen für Spannung
Die Vorzeichen sprachen klar für die Fischbach-Gösliker. Im ersten Derby überfuhren sie Wohlen mit 11:3. Diesmal traten die «Huskies» verletzungsbedingt nur mit zwölf Spielern an. Der Favorit stand mit 18 Mann gegenüber. Fi-Gö durfte aufgrund der Tabellenlage keine Punkte verlieren. Sie gingen mit entsprechendem Elan ins Spiel. Wohlen-Trainer Patrick Siegwart sagte im Vorfeld: «Je länger wir das Spiel ausgeglichen halten können, desto nervöser werden sie.» Das schien anhand der Ausgangslage völlig abwegig zu sein. Und doch haben es die Wohler möglich gemacht. Auch dank de Jongh im Goal. «Ich hatte nie den Eindruck, dass wir das noch aus der Hand geben», sagt Fi-Gö-Spielertrainer Michel Simmen. «Im Spiel gegen Laufen war die Stimmung auf der Bank vergleichsweise viel unruhiger. Insgesamt bin ich zufrieden mit unserem Auftritt. Aber es war sicher nicht alles perfekt.»
Siegwart: «Sie haben 1:0 geführt und waren qualitativ und quantitativ überlegen. Die Trümpfe lagen trotz allem bei ihnen. Ich hätte aber gern gesehen, ob Fi-Gö nicht nervöser geworden wäre, wenn wir ein Tor erzielt hätten.» Die Chance dazu war da beim Stand von 1:0. Die Wohler konnten einen Konter starten. Doch der Spieler der «Huskies» scheiterte im Eins-gegen-Eins an Fabian Klaas. Nein, Fi-Gö hat Wohlen nicht den falschen Goalie abgenommen. Nur einen anderen sehr guten. Denn während de Jongh unter Dauerbeschuss war, musste Klaas innerhalb weniger Sekunden von 0 auf 100 schalten – mit Erfolg.
Kräfte weg, Selbstvertrauen da
Im letzten Drittel zahlte Wohlen den Preis für den schmalen Kader. Die Gäste spielten geduldig weiter und knackten de Jongh doch noch. «Es ist deprimierend, aber am Ende war uns die Puste ausgegangen», so de Jongh. Die Partie endet 0:6. Im Vergleich zum ersten Derby, wo es bereits nach dem ersten Drittel 0:6 stand, ist dies für Wohlen ein Erfolg. «Wir haben schon die ganze Saison das Problem, dass wir viele Verletzte haben und mit wenigen Spielern antreten. Das hat uns als Team aber zusammengeschweisst. Es hat jeder für den anderen gekämpft.» Der Goalie sieht es ähnlich. «Wir haben auch gegen die Argovia Stars schon ganz gut gespielt mit nur zehn Mann. Es ist machbar. Wir können aus diesem Spiel einiges mitnehmen.»
Mit einem kleinen Kniff hat Siegwart auch noch ein paar Prozent aus de Jongh herausholen können. Nach dem Abgang von Klaas in Richtung Fi-Gö hat sich mit Christian Reusser der zweite Wohler Goalie verletzt. Jetzt hat Siegwart mit Rolf Franz den Goalie der Wohler Senioren als Back-up für de Jongs ins Team geholt. «Ich habe mich bisher nicht geschont und war mit der Zeit schon am Anschlag. Nur schon, dass ich mit Rolf jetzt jemanden habe, der beim Einschiessen des Teams dabei ist, hilft bei der Belastungssteuerung. Und es tut auch gut, ein Feedback aus der Goalieperspektive zu erhalten.» Die Devise der Wohler für den Rest der Saison lautet, gegen die stärkeren Teams gute Leistungen zu zeigen und gegen die direkte Konkurrenz zu punkten. Gegen Fi-Gö hat man jetzt Selbstvertrauen getankt.
Fi-Gö startet in die «Hammerwoche»
Und Fi-Gö? Spielertrainer Michel Simmen ist zufrieden, auch wenn das Spiel schwieriger war als das erste gegen Wohlen. «Elf Tore gegen Wohlen, 15 gegen Herzogenbuchsee, elf gegen Reinach. Irgendwie erwartet man jetzt, dass wir jeden Gegner zweistellig besiegen. Das ist vermessen. Wohlen hat gut gespielt und uns gefordert. Dafür haben wir endlich zu Null gespielt.» Erfreulich ist zudem, dass Fi-Gö-Neuzugang Pascal Wittwer, der bisher die ganze Saison verletzungsbedingt aussetzen musste, sein Debüt feiern konnte.
Für die Fischbach-Gösliker ist das wichtig. Es geht Schlag auf Schlag weiter. Heute Dienstag tritt das Team im KBEHV-Cup bei Burgdorf II an. Morgen Mittwoch steht das Spiel im National Cup gegen den Zweitligisten Freimettigen an. Keine einfache Woche. «Zudem sind einige Spieler fraglich für die nächsten Spiele. Wir nehmen deshalb eine Partie nach der anderen. Zu weit voraus planen ist nicht machbar.» Mit dem Auftritt im Derby haben aber beide Freiämter Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben gewonnen. Auch wenn sich Fi-Gö mit der Wohler Mauer im Tor schwergetan hat.
Forfaitniederlage oder nicht?
Der HC Wohlen Freiamt wollte sich im Rückspiel gegen Bucheggberg für die 1:3-Niederlage aus dem Hinspiel revanchieren. Doch das Spiel im Dezember musste wegen Spielermangels verschoben werden. «In so einem Fall muss der Gegner dem neuen Termin zustimmen», erklärt Sportchef Urs Vetter. Zunächst stimmt Bucheggbergs Sportchef dem neuen Datum zu. Da der Verein an diesem Wochenende ursprünglich spielfrei hatte, sind viele Spieler aber anderweitig verplant und wollen nicht antreten. Doch kann Bucheggberg die Zustimmung einfach so zurückziehen? «Das gilt es abzuklären. Da es keinen Absteiger gibt, wäre eine Forfaitniederlage aber keine Tragödie», so Vetter. Wohlen-Trainer Siegwart setzt den Fokus auf andere Spiele: «Wenn wir gegen Herrischried, Herzogenbuchsee und Reinach punkten, rücken wir trotzdem ins Tabellenmittelfeld vor.»