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27.02.2024 Niederwil, Region UnterfreiamtGemeinde Niederwil lud Jungbürger erstmals zu einem Steuererklärungskurs ein
Gemeinderätin Martina Balmer hatte die Idee, die Verwaltung machte gerne mit, und an der Jungbürgerfeier wurde die Werbetrommel gerührt. Mit Erfolg. Eine Gruppe junger ...
Gemeinde Niederwil lud Jungbürger erstmals zu einem Steuererklärungskurs ein
Gemeinderätin Martina Balmer hatte die Idee, die Verwaltung machte gerne mit, und an der Jungbürgerfeier wurde die Werbetrommel gerührt. Mit Erfolg. Eine Gruppe junger Niederwiler liess sich zeigen, wie man die Steuererklärung richtig ausfüllt. Und erledigte die lästige Pflicht gleich vor Ort.
Chregi Hansen
Beim Betreten des Raums fühlt man sich unwillkürlich an die Coronazeit erinnert. Schön verteilt und mit viel Abstand sassen die Jungbürger und Jungbürgerinnen allein an einem Tisch. Allerdings waren nicht Viren der Grund für dieses Arrangement, sondern die Diskretion. «Wir wollen, dass am Schluss alle ihre fertige Steuererklärung abgeben können. Dazu müssen sie sehr persönliche Daten eintragen», erklärt Martina Haller, stellvertretende Leiterin Steuern in Niederwil.
Ängste abbauen
Sie führte durch den Abend und erhielt dabei Unterstützung von Thomas Fehlmann, Leiter Steuern, und Beat Rölli, Leiter Finanzen. Ebenfalls dabei waren die Gemeinderäte Daniel Pietsch und Martina Balmer. Letztere hatten die Idee zu diesem Kurs. «Ich habe in der Zeitung von einer Gemeinde gelesen, die das angeboten hat. Und dachte, das wäre auch etwas für uns. Die Idee kam bei allen gut an», freut sie sich. Sie wisse aus eigener Erfahrung, dass das Ausfüllen der ersten Steuererklärung für viele Junge eine Qual sei. «Wir möchten mit diesem Angebot mögliche Ängste abbauen und zeigen, worauf es ankommt», sagt Balmer. Und dank den vielen Fachleuten vor Ort könnten allfällige Fragen zudem sofort geklärt werden.
Frühzeitig Gespräch suchen
Bevor es aber ans Ausfüllen der eigenen Steuererklärung ging, gab es eine Einführung ins Steuersystem. Beat Rölli zeigte auf, wofür die Steuergelder verwendet werden. «Steuern zahlt niemand gerne. Aber der allergrösste Teil fliesst in die Bildung, kommt also den Jungen zugute», machte er deutlich. Rölli erklärte auch den Unterschied zwischen der provisorischen und der definitiven Rechnung und wie es mit den Fristen aussieht. Und was passiert, wenn man seiner Pflicht nicht nachkommt. «Falls ihr irgendwann Probleme habt, die Steuern zu zahlen, dann meldet euch bei uns. Wir finden immer eine Lösung. Aber wenn ihr einfach nichts tut, kann es teuer werden», so sein Ratschlag.
Easy Tax ist sehr beliebt
Martina Haller stellte anschliessend das Programm Easy Tax vor, welches im Aargau am häufigsten zum Einsatz kommt. «Rund 80 Prozent der Steuererklärungen werden auf diese Art eingegeben», berichtet Thomas Fehlmann, Leiter Steuern. Es gebe aber noch immer Personen, meist ältere, die alles von Hand ausfüllen. «Das kontrollieren wir und schicken es dann zum Einscannen weiter», so Fehlmann, sodass auch diese Daten nachher digital vorliegen. Easy Tax habe vieles vereinfacht, sind alle Vertreter der Gemeinde überzeugt. «Das Programm führt euch Punkt für Punkt durch das Formular und weist euch auch darauf hin, wenn irgendwo etwas fehlt», erklärt Kursleiterin Martina Haller.
Weil das Programm zum grössten Teil selbsterklärend ist, blieb mehr Zeit für Tipps. So forderte Haller die Jungbürger auf, sich beim Steueramt zu melden, wenn sie plötzlich viel mehr oder viel weniger verdienen. Denn die provisorische Rechnung basiert auf den Zahlen des Vorjahres. Diese Rechnung lasse sich aber anpassen, wenn es nötig sei. Zudem riet sie auch, Steuern möglichst früh zu zahlen oder auch per monatliche Raten. «Denn was weg ist, kann man nicht mehr ausgeben.» Und noch einen Tipp hatte sie bereit: «Sammelt das ganze Jahr über alle nötigen Belege, damit ihr alles zur Hand habt, wenn es ans Ausfüllen geht. Denn die Suche danach dauert oft länger als das Ausfüllen selbst.»
Die Jungen sind heute komplett digital unterwegs
Umso erstaunter war Haller, dass die anwesenden Jungbürger und Jungbürgerinnen keinerlei Unterlagen neben sich liegen hatten. Hier aber zeigt sich der Unterschied zwischen der jungen und der älteren Generation. Sie hatten alle nötigen Belege in digitaler Form auf dem Laptop – schliesslich kann man diese heute auch gleich online mitsenden. Auch ein weiteres Problem betrifft vor allem Jüngere. Diese investieren eher in Kryptowährungen, dafür gibt es aber keine Bankbelege. «Angeben müsst ihr dieses Vermögen aber auch», so Haller.
Nach der Einführung begann dann das Ausfüllen. Und da zeigte sich: Obwohl das Programm selbsterklärend ist, gibt es doch noch die eine oder andere Frage zu klären. Dank den Fachleuten vor Ort waren diese aber schnell geklärt. Und so bekam die Steuerverwaltung an diesem Abend ganz viele fertig ausgefüllte Erklärungen, die es nun zu bearbeiten gilt.