Wenn aus der Erholung nichts wird
26.09.2023 Oberlunkhofen, KelleramtSaskia Gauthier las aus ihrem neusten Werk «Verborgene Schreie am Vrenelisgärtli»
Es war ein Krimidinner der besonderen Art: Während des Abendessens präsentierte Rechtsmedizinerin und Autorin Saskia Gauthier bei ihrer Vernissage Passagen zum ...
Saskia Gauthier las aus ihrem neusten Werk «Verborgene Schreie am Vrenelisgärtli»
Es war ein Krimidinner der besonderen Art: Während des Abendessens präsentierte Rechtsmedizinerin und Autorin Saskia Gauthier bei ihrer Vernissage Passagen zum zweiten Fall von Lisa Klee, der in den Glarner Alpen spielt.
Celeste Blanc
Traumatisch waren sie gewesen, die letzten Monate in Zürich. Dort hatte die junge Rechtsmedizinerin Lisa Klee in schrecklichen Ereignissen ermittelt. Dies ging nicht spurlos an ihr vorbei, weshalb ihr eine Therapeutin eine 10-tägige Auszeit in den Schweizer Bergen, konkret im Glarnerland im fiktionalen Retreat «Vrenelisgärtli», verschreibt. Hier spielt das neuste Werk der Oberlunkhofer Rechtsmedizinerin Saskia Gauthier. Es ist bereits das zweite Abenteuer ihrer Protagonistin Klee, die diesmal nicht in der grossen Stadt, sondern in einer abgelegenen Bergwelt auf mysteriöse Vorkommnisse trifft. «Eigentlich hatte Lisa der Rechtsmedizin abgeschworen», erzählt Gauthier. Dennoch kann die idealistische Medizinerin sich nicht zurückhalten, als ein Todesfall das Retreat erschüttert. Mit Lisa den Todesursachen auf den Grund gehen will an diesem Abend auch das ausverkaufte Restaurant zum Bauernhof, in dem Gauthier bereits zum zweiten Mal Vernissage feiert. Über 60 Interessierte folgen dabei aufmerksam den Ausführungen der Autorin.
Ein Mix aus Erfahrungen und Vorstellungskraft
Alles andere als motiviert nimmt Lisa Klee ihre Auszeit im «Vrenelisgärtli» an. Der Aufenthalt ist schlimmer, als sie ihn sich vorgestellt hatte: In den Glarner Alpen gibt es weder Empfang noch WLAN und sehr schnell – bereits am ersten Tag – wird ihr klar, dass diese Art von Erholung nichts für sie ist. Langeweile breitet sich bereits in den ersten paar Stunden aus. Zudem kommt Klee mit der rudimentären Schlichtheit der Anlage nicht klar, so beispielsweise, auf einem Gasherd Kaffee zu kochen. Amüsant und gekonnt präsentiert Gauthier den Zuhörerinnen und Zuhörern die drei ausgewählten Passagen, zu denen sie im Anschluss stets noch persönliche Anekdoten erzählt. So auch über einen ihrer ersten Aufenthalte in den Schweizer Bergen, im Tessiner Ferienhaus ihrer Schwiegereltern, wo sie zum ersten Mal mit dem Gasherd kochen musste. «Das war schon genug abenteuerlich für mich», erzählt die gebürtige Deutsche lachend. Ihren Geschichten liegen jeweils ein Mix aus Fantasie und Vorstellungskraft sowie eigenen Erfahrungen zugrunde. «Abgesehen von solch abgefahrenen Erfahrungen wie im Ökoresort «Vreneslisgärtli». Das wäre, genau wie bei Lisa, wohl nichts für mich», gesteht sie lachend.
Wenn der Job zu nahe geht
Die Ruhe und Erholung, die der Aufenthalt Klee eigentlich bringen sollten, bekommt sie nicht. Ein schlimmer Todesfall erschüttert die von einem Bergsturz abgeschiedene Anlage. Ein Kind wurde tot im nahe gelegenen Bergsee gefunden. Lisa Klee und der ehemalige Polizist Harry, der auch im Resort weilt, machen sich gemeinsam auf Spurensuche. Informationen zur Todesursache versprechen sich die beiden mit einer Obduktion, die mangels Alternativen in einem kleinen Sektionsraum in der Kirche vorgenommen werden muss.
Auch Saskia Gauthier hat bereits in solchen Leichenhallen in Kirchen während ihres Medizinstudiums in München und im Allgäu obduziert. «Ich hatte das Glück, das erleben zu dürfen. Das war ein ganz spezieller Moment.» Nebst den persönlichen fliessen auch berufliche Erfahrungen in Gauthiers Geschichten ein. So beispielsweise bei der Obduktion des kleinen Kindes. Selbst Gauthier, die in ihrem Beruf kein Problem hat, sich von der Arbeit an Leichen abgrenzen zu können, stösst in diesen Fällen an ihre Grenzen. So auch beim Schreiben dieser Passagen. «Ich merkte relativ schnell, wie fest ich Mühe hatte, diese Obduktion zu umschreiben», verrät sie. Auch deshalb spielt die Geschichte an einem erfundenen Ort in den Glarner Alpen, der sich aus verschiedenen Bergorten zusammensetzt. «Hätte ich das tote Kind in eine echte Ortschaft reingeschrieben, würde ich danach immer daran denken, wenn ich an diesem besagten Ort wäre. Dies wolle sie sich bewusst nicht antun.
Neuster Streich schon in den Startlöchern
Unterstützt werden Lisa und Harry von der Waliserin Cynthia Smith, welche auch im Retreat eingekehrt ist. Der leidenschaftliche Krimifan möchte es sich nicht entgehen lassen, selber an einer Ermittlung teilzuhaben. Deshalb nimmt Smith, nachdem eine weitere Leiche gefunden worden war, allein weitere Ermittlungsarbeiten auf. Bei dem Toten handelt es sich um Fricker, den Mitbegründer vom «Vrenelisgärtli», der in seiner Sauna tot aufgefunden wurde. Während sich Smith durch Kuhweiden und stark verwachsenes Dickicht zum Anwesen des wohlhabenden Fricker kämpft, bemerkt sie nicht, dass sie verfolgt wird. Erst, als das Knacken eines brechenden Astes zu hören ist, weiss sie, dass etwas nicht stimmt. Ob das der Mörder ist? Gauthier lässt mit dieser Frage die dritte Passage und damit die Geschichte rund um den zweiten Fall von Lisa Klee offen.
Aktuell arbeitet Gauthier am dritten Abenteuer von Lisa Klee. Um was es sich dabei handelt, verrät sie noch nicht. «Nur so viel sei gesagt, es handelt sich um Knochen.» Ob das Buch in Oberlunkhofen spielt, wollte eine der Anwesenden wissen. «Nein, das wäre mir dann doch zu nah», so Gauthier. «Ich wohne hier und kenne die Menschen. Nicht, dass in einem Haus ein Mord stattfindet, und jemand das Gefühl hat, es passiert bei ihm zu Hause.» Dennoch zieht es Klee in den Aargau und auch das Freiamt wird eine Rolle spielen.