Von Pionieren und Verlusten
04.04.2023 Kelleramt, OberlunkhofenRückgang von KV-Bewerbungen auf der Gemeinde beschäftigte die Repla Mutschellen-Reusstal-Kelleramt
Welche Themen aktuell den Regionalplanungsverband Mutschellen-Reusstal-Kelleramt (Repla MRK) in Anspruch nehmen, wurde an der ersten Vorstandssitzung dieses Jahres ...
Rückgang von KV-Bewerbungen auf der Gemeinde beschäftigte die Repla Mutschellen-Reusstal-Kelleramt
Welche Themen aktuell den Regionalplanungsverband Mutschellen-Reusstal-Kelleramt (Repla MRK) in Anspruch nehmen, wurde an der ersten Vorstandssitzung dieses Jahres besprochen. Nebst einem Attraktivitätsverlust der KV-Lehre auf den Gemeindeverwaltungen wurde sich auch mit der Zukunft des selbstbestimmten Lebens im Alter auseinandergesetzt.
Celeste Blanc
«Für das selbstbestimmte Leben gibt es zu wenig Wohnraumangebot.» Dieses Fazit der «Arbeitsgruppe Gesundheitsversorgung» präsentierte Raumplaner Giovanni Di Carlo an der Vorstandssitzung der Repla MRK. Die im letzten Jahr erhobene Bestandesaufnahme habe ergeben, dass Stand heute zwischen dem tatsächlich vorhandenen Wohnraumangebot und dem in den Prognosen festgehaltenen benötigten Wohnraum eine grosse Diskrepanz bestehe.
Das aktuelle Angebot sei in den 19 Verbandsgemeinden räumlich unterschiedlich stark konzentriert, andererseits qualitativ abfallend. Dies, weil die Wohnungen zu gross und der Preis zu hoch sei. «Es reicht noch nicht aus, um das von uns festgelegte Ziel bis 2040 zu erreichen», schlussfolgert Di Carlo.
Urs Bosisio und Alex Gysi neu in Arbeitsgruppe Gesundheit
Nach Abschluss der Analysephase mit der Pro Senectute habe unter anderem ein erster Austausch mit den Vertretern ähnlicher Projekte stattgefunden, darunter auch mit dem Bünzpark in Waltenschwil. «Aus Repla-Sicht ist das ein sehr gutes Projekt. Und in seiner Entstehung hat es fast schon Pioniercharakter.» Nach wie vor sei die Arbeitsgruppe daran, die Parameter für die Schaffung von altersgerechten Wohnungen inklusive Dienstleistungen wie Hausdienste oder Notfallversorgung zu eruieren. Gestärkt wird die AG durch die zwei neuen Mitglieder Urs Bosisio (Direktor Reusspark) und Dr. Alex Gysi vom Doktorzentrum Mutschellen. «Sie arbeiten sich aktuell in die regionale Ebene ein und werden mit ihrem Fachwissen viel wertvolles Knowhow in die Arbeitsgruppe bringen», informiert Di Carlo die Gemeindevertreterinnen und -vertreter.
Keinen Schritt weiter bei ÖV-Verbindungen
Nicht nur das Gesundheitswesen mit Fokus auf die Gesundheitsversorgung im Alter beschäftigte die Repla MRK im vergangenen Jahr. Im Sinne einer gemeinsamen, nachhaltigen Entwicklung wurden in Arbeits- und Projektgruppen zahlreiche Themen behandelt, die in der Region anstehen. Ein immerwährender Verhandlungsgegenstand ist dabei die Verkehrssituation in der Region. Herausfordernd und vielfältig sind die Ansprüche, mit welchen sich die Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von Kurt Diem, Gemeindammann Stetten, befasst.
Im Zuge des Ausbaus des Öffentlichen Verkehrs, des Langsamverkehrs und des motorisierten Individualverkehrs wird laufend ausgehandelt, wie die Bedürfnisse der Region abgedeckt werden können. Ein diffiziles Unterfangen, wie Diem festhält. «Denn für die gesamte Region ist der Verkehr ein ganz zentraler Punkt, der nicht einfach zu koordinieren ist.» Das findet auch Carsten Diekman, Geschäftsführer der Georg Utz AG. Dieser blickte am Inputreferat unter anderem auf das Potenzial der Region als Wirtschaftsstandort und präsentierte Vorschläge für den Ausbau aus Unternehmersicht. Nebst der Förderung des Standortmarketings sowie bezahlbarem Wohnraum für Arbeitnehmende der unteren Lohnsequenz sei der Ausbau von Elektroparkplätzen sowie eine ÖV-Verbindung in die Unterstadt wünschenswert. Ebendieser gewünschte bessere Erschluss der Unterstadt sei zwischenzeitlich vom Kanton abgelehnt worden, orientierte Diem. Aktuell sei die Stadt Bremgarten daran, weitere Abklärungen zu treffen. Auch habe ein Treffen mit der Delegation der Postauto AG ergeben, dass sich ein Ausbau von Verbindungen im Viertelstundentakt als schwierig erweist. «In allen Regionen hat man den gleichen Wunsch. Nebst dem Unterhalt ist auch der sehr taktierte Fahrplan ein schwieriges Gebilde für Änderungen.»
Zusammenarbeit hinsichtlich Lehrstellen prüfen
In Bezug auf die Regionale Entwicklungsstrategie (RES) wurden an der Vorstandssitzung zudem zwei aufgearbeitete Pendenzen thematisiert. Nebst Abklärungen bezüglich einer regionalen Zusammenarbeit in Form einer Integrationsfachstelle beschäftigte die Verbandsgemeinden auch die Lehrstellensituation.
Abklärungen und Auswertungen diesbezüglich haben ergeben, dass der Fachkräftemangel, der auch Unternehmen in der Region betrifft, bereits bei den Lernenden anfange, so Giovanni Di Carlo. Es zeige sich zwar, dass die bis 2014 zurückreichenden Daten eine Konstante hinsichtlich der abgeschlossenen Lehrverträge in der Region ergeben, vor allem aber das Interesse an einer KV-Lehre in der Gemeindeverwaltung einen Rückgang erlebt. Diese Erfahrungen konnten von den Gemeindevertreterinnen und -vertretern nur bestätigt werden. Sind auf eine KV-Lehrstelle auf der Gemeinde vor 10Jahren in einer grösseren Ortschaft noch bis zu 30 Bewerbungen eingegangen, sind es heute fünf bis sechs.
Die Anwesenden verorten den Attraktivitätsverlust unter anderem in der Akademisierung an den Schulen, also der Tendenz, weiterführende Schulen zu besuchen, anstatt eine Lehre zu absolvieren. Andererseits stelle man fest, dass die «schulischen Qualitäten, welche die Lernenden mit sich bringen», zunehmend unzureichend seien, so verschiedene Votanten. Die Geschäftsleitung wird dieses Anliegen, ob sich eine regionale Zusammenarbeit hinsichtlich der Vermarktung und der Besetzung der Lehrstellen durch eine Verbandsstruktur anzeigt, prüfen.