Vom Sportler zum Mentor
19.12.2023 Motorsport, SportDavid Ludin unterstützt den 14-jährigen Alessandro Binder in seiner Karriere
David Ludin beendete seine Motorsportkarriere aufgrund von Verletzungen. Der 34-jährige Freiämter hat nun einen Weg gefunden, seine Leidenschaft weiterhin auszuleben. Er ...
David Ludin unterstützt den 14-jährigen Alessandro Binder in seiner Karriere
David Ludin beendete seine Motorsportkarriere aufgrund von Verletzungen. Der 34-jährige Freiämter hat nun einen Weg gefunden, seine Leidenschaft weiterhin auszuleben. Er unterstützt das 14-jährige Motorradtalent Alessandro Binder.
Josip Lasic
Die Karriere von David Ludin ist vorbei. Im Jahr 2021 unternimmt der Freiämter einen letzten Comeback-Versuch. Der Schweizer Vizemeister 2017 in der Kategorie Superbike 1000 ccm versucht nach der Verletzung, die er ein Jahr später erlitt, erfolglos, in den Motorsport zurückzukehren. «Die Schmerzen sind immer noch da. Ich kann meine Schulter nicht mehr richtig bewegen, und ich habe Arthrose. Das ist der Preis für diesen Sport», sagt der Wohler, der heute in Hägglingen wohnt. Nachdem klar wurde, dass es kein Comeback geben würde, zog sich Ludin zurück und nahm kaum noch an sportlichen Aktivitäten teil. «Ich habe mir nur noch als Zuschauer Motorradrennen angesehen.» Bei einem Besuch des Moto-GP auf dem Sachsenring kam ihm der Gedanke, dass es doch schön wäre, dort einmal einen jungen Fahrer aus der Region zu sehen. Als ob es Schicksal wäre, erhielt er nur wenige Monate später eine E-Mail von einem jungen Mann. Alessandro Binder ist 14 Jahre alt und kommt aus Mägenwil. Sein Traum ist es, Profi-Rennfahrer zu werden. Er hofft, dass David Ludin ihn dabei unterstützen kann. «Wir dachten, er könnte uns vielleicht den einen oder anderen Tipp geben und kennt Leute, die uns in gewissen Bereichen helfen können. Ich hätte nicht gedacht, dass die Unterstützung so intensiv sein würde», sagt Alessandro Binder. Ludin: «Ich war bei der Arbeit, in einer Besprechung, als ich die E-Mail erhielt. Ich habe dann die Sitzung unterbrochen und geschaut, was es damit auf sich hat.» Der ehemalige Motorsportler ist schnell beeindruckt und sagt seine Unterstützung zu. Binders Talent und der Ehrgeiz des jungen Mannes haben Eindruck gemacht.
Schicksalhaftes Treffen mit der Familie Aegerter
Alessandros Vater, Heiko, war bereits Motorradfahrer. Seine Karriere war nur von kurzer Dauer. Doch er steckte seinen Sohn mit dem Motorsportfieber an, als er ihn 2019 zu einem Moto-GP in Italien mitnahm. «Von da an war klar, dass das mein Sport ist.» Seit vier Jahren ist Alessandro auf der Rennstrecke unterwegs. Auf zwei Jahre im ADAC Mini Bike Cup folgten zwei Jahre in einer Rennserie in Italien. Seine Erfolge erzielt er auf der Rennstrecke. Dabei wird er auch von seinem Umfeld nach Kräften unterstützt. Der Schulleiter der Kreisschule Mellingen-Wohlenschwil erlaubt dem jungen Mann, vor und nach Rennwochenenden ein paar Stunden auszusetzen, die er für die An- und Abreise zu den Rennorten benötigt. «Solange die Noten stimmen, kann ich das machen. Bis jetzt war das kein Problem.» Seine Mutter und seine Schwestern kümmern sich um die Website und die Social-Media-Kanäle. Und sein Vater? «Er hat den ganzen Rest gemacht», sagt Binder lachend.
Das soll sich mit Ludins Hilfe jetzt ändern. Und muss es auch. Alessandro Binder hat eine unglaubliche Chance bekommen. An der Superbike-WM in Portugal kann seine Familie mit der Familie vom Schweizer Motorradstar Dominique Aegerter zu Abend essen. So kommt der Kontakt zum Kiefer-Racing-Team zustande. Ein grosser Name im Rennsport. Mit ihnen kann das Talent ab nächstem Jahr im Northern Talent Cup starten. «Das ist wie ein Sechser im Lotto», sagt Ludin. «In dieser Rennserie ist es wichtig, dass sich Alessandro auf seine sportlichen Leistungen konzentrieren kann und an nichts anderes denken muss. Und dabei will ich helfen.»
Binder kann es sehr weit bringen
Etwas, was dem Freiämter nie vergönnt war. Abgesehen von einem Mechaniker, seiner Familie und ein paar Bekannten hatte er kaum Unterstützung bei Dingen wie Sponsorensuche. Viel musste er sich allein erarbeiten. «Das war bei mir auch noch möglich in einer nationalen Rennserie. Es waren sicher auch lehrreiche Erfahrungen.» Ganz unglücklich wäre Ludin aber nicht gewesen, wenn er jemanden an seiner Seite gehabt hätte, der ihn beratend unterstützt. Deshalb möchte er jetzt diese Rolle bei Alessandro Binder übernehmen. «Man darf nicht vergessen, dass ich schon 25 Jahre alt war, als ich mit dem Sport begonnen habe. Da war vieles nicht mehr realistisch. Aber er ist erst 14, noch ziemlich jung und fährt bereits international. Ich habe grosses Vertrauen in ihn und bin sehr beeindruckt von dem, was ich bisher gesehen habe. Alessandro hat noch viel Potenzial.» Um das möglich zu machen, will Ludin ihm bei vielen Dingen unter die Arme greifen. Sponsoren finden, Trainingspläne zusammenstellen, Tipps bei den Rennen – überall kann der 34-Jährige seine Erfahrung einbringen.
Aber macht es dem Talent Angst, wenn es sieht, wie kaputt sein Mentor nach der Motorsportkarriere ist? «Nein. Ich konzentriere mich auf andere Dinge. Wenn ich darüber nachdenke, kann ich nicht mehr schnell fahren.» Ludin: «Trotz allen Schmerzen würde ich alles genau gleich machen. Ich habe meinen Traum gelebt. Jetzt wird es Zeit, etwas zurückzugeben.»