Vom Krankenbett nach Olympia
24.05.2024 SportRoth an Olympia
Der Beriker Ruderer Tim Roth hat an der finalen Qualifikationsregatta mit dem Vierer ohne Steuermann die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris geschafft. --jl
Rudern: Der Beriker Tim Roth schafft mit dem Vierer ...
Roth an Olympia
Der Beriker Ruderer Tim Roth hat an der finalen Qualifikationsregatta mit dem Vierer ohne Steuermann die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris geschafft. --jl
Rudern: Der Beriker Tim Roth schafft mit dem Vierer ohne Steuermann die Olympia-Qualifikation
Tim Roth gelingt mit seinen Teamkollegen Kai Schätzle, Patrick Brunner und Joel Schürch ein riesiger Erfolg an der finalen Qualifikationsregatta für die Olympischen Spiele. Das Quartett löst das Ticket nach Paris. Die Erleichterung ist umso grösser, als der Beriker kurz zuvor an einer Lungenentzündung gelitten hat.
Josip Lasic
Es ist einiges los in diesen Tagen beim Beriker Tim Roth. Am Dienstag konnte sich der Freiämter mit dem Ruder-Vierer ohne Steuermann für die Olympischen Spiele qualifizieren. Am Wochenende steht für die Athleten bereits der Weltcup in Luzern auf dem Programm. Viel Zeit, den Erfolg zu geniessen, bleibt ihm und seinen Teamkollegen nicht. Trotzdem ist die Freude gigantisch, dass sie eines der Boote sind, die die Schweiz an Olympia in Paris vertreten werden. «Wir haben immer davon gesprochen, dass wir auf die Olympischen Spiele hintrainieren und nicht auf die letzte Qualifikationsregatta. Das Bewusstsein wurde darauf getrimmt, dass wir es schaffen werden. Aber die Freude war dennoch riesig, als wir das Ziel wirklich erreicht haben. Wenn man die Konkurrenz gesehen hat, der die Qualifikation nicht gelungen ist, wurde einem nochmals vor Augen geführt, was wir da geleistet haben. Die Olympischen Spiele sind für Sportler viel grösser als beispielsweise eine Welt- oder Europameisterschaft.» Dass das Team vor der finalen Qualifikationsregatta um Roths Fitness zittern musste, hat die Erleichterung noch vergrössert. Als die Ruderer von der Europameisterschaft in Ungarn zurückgekehrt sind, fühlte sich der Beriker nach einigen Tagen plötzlich unwohl und bekam Fieber. Die Diagnose: Lungenentzündung. «Mir ging es nicht nur körperlich, sondern auch mental nicht besonders gut. Ich bekam Zweifel, habe mich gefragt, wie gross der Einfluss der verpassten Trainings auf unsere Leistung sein wird.»
Wenige Tage nachdem der Athlet Antibiotika erhielt, war er allerdings überraschend schnell wieder auf den Beinen. «Ich hatte nach der EM immerhin vier gute Trainingstage im Boot. Vor dem Final ging die Nervosität aber wieder los. Wir hatten ein Gespräch mit unserem Trainer, gingen diverse Szenarien durch, darunter auch, was schiefgehen könnte. Als wir im Boot sassen und ich das Ruder in der Hand hatte, war die Aufregung weg.»
Hinter Italien, vor Deutschland
Dem Schweizer Boot musste es gelingen, im Final der besten Sechs mindestens den 2. Rang zu holen. Nachdem Roth und seine Kollegen in den Vorläufen bereits schneller gerudert waren als der Topfavorit aus Italien. Im Final konnte der Vierer das Boot aus dem südlichen Nachbarland zwar nicht mehr hinter sich lassen, dafür aber den zweiten grossen Konkurrenten aus dem nördlichen Nachbarland. Im Ziel betrug der Rückstand auf die Italiener rund 2,5 Sekunden und der Vorsprung auf die Deutschen rund zwei Sekunden. Das Ticket nach Paris war gesichert.
Und in Hinblick auf die Olympischen Spiele sind bereits Ambitionen vorhanden. «Natürlich wäre es an Olympia das Schönste, wenn man eine Medaille gewinnen könnte. Aber wir haben jetzt keine Rangierung im Kopf», erklärt Roth. «Unsere Zielsetzung ist mehr prozessorientiert. Wir haben eine gute Entwicklung gemacht, sind als Team in den letzten Tagen noch einmal näher gerückt und haben ein Momentum entstehen lassen. Das Ziel muss jetzt sein, dieses Momentum weiterzuziehen. Dann traue ich uns auch in Paris einiges zu. Schön wäre es, wenn wir sicher mal in den Final der besten sechs einziehen könnten, damit wir überhaupt die Gelegenheit haben, um die Medaillenplätze mitzufahren.»
Zwei Weltcups stehen noch an
Als Nächstes steht beim Ruder-Vierer ohne Steuermann der Weltcup in Luzern, die sogenannte «Rotseeregatta» auf dem Programm. «Anschliessend folgen zwei Wochen Training und dann Mitte Juni der nächste Weltcup in Polen. Im Anschluss darauf werden wir zunächst in Sarnen weitertrainieren und dann Mitte Juli in ein Vortrainingslager nach Frankreich gehen, wo wir uns intensiv auf Olympia vorbereiten.»
Nachdem die erste Phase der Saison mit den ersten Weltcups, der EM und der Olympia-Qualifikationsregatta stark wettkampffokussiert war, wird die Trainingsintensität erhöht, wenn die Olympischen Spiele näher rücken. «Es wird jetzt noch einmal hart, aber wir geben Vollgas im Hinblick auf Paris.»
Roth und seine Teamkollegen Kai Schätzle, Patrick Brunner und Joel Schürch haben an der letzten Weltmeisterschaft die Olympia-Qualifikation auf den letzten Metern knapp verpasst. Jetzt haben sie sich erfolgreich zurückgekämpft und das Paris-Ticket doch noch gelöst. Und das trotz des Rückschlags durch die Erkrankung des Berikers im Vorfeld der entscheidenden Regatta. Nach dieser Leistung darf man gespannt sein, wozu der Vierer ohne Steuermann an den Olympischen Spielen noch fähig sein wird.
Kein Olympia für Olivia Roth
Neben Tim Roth hatte auch seine jüngere Schwester Olivia Chancen, sich ein Olympia-Ticket zu sichern. Wegen zwei Rippenbrüchen durch Überbelastung musste die Berikerin im Hinblick auf Paris Forfait geben. Die 20-Jährige wurde dafür aber für die U23-Weltmeisterschaften im Doppelzweier selektioniert. --zg