Vom Harz ins Sägemehl
31.07.2025 Sport, SchwingenDer frühere Wohler Handballer Martin Buchmann vor dem Nordwestschweizer Schwingfest am 10. August
Als Klub- und Vizepräsident ist Martin Buchmann dick im Geschäft bei der Organisation des NWS-Teilverbandsfestes. Auch Frau Martina wirkt mit. Die Buchmanns ...
Der frühere Wohler Handballer Martin Buchmann vor dem Nordwestschweizer Schwingfest am 10. August
Als Klub- und Vizepräsident ist Martin Buchmann dick im Geschäft bei der Organisation des NWS-Teilverbandsfestes. Auch Frau Martina wirkt mit. Die Buchmanns sind quasi Freiämter, denn Martin spielte einst in Wohlen Handball und seine Frau hat gar den Heimatort hier. «Wir freuen uns auf ein grandioses Schwingfest», sagen sie.
Stefan Sprenger
Die Tribünen auf der Schützenmatte in Lenzburg stehen grösstenteils. Am Samstag, 9. August, ist hier der NWS-Jungschwingertag. Am Sonntag, 10. August, sind die Aktiven an der Reihe. Und das Teilnehmerfeld ist attraktiv. Aus dem NWS-Teilverband sind vier Eidgenossen dabei, darunter Lokalmatador Nick Alpiger und der Freiämter Joel Strebel.
Orlik, Ambühl, Staudenmann
Hinzu kommen insgesamt acht Gäste, die den Eidgenossen-Status haben. Die grössten Namen: Adrian Walther, Armon Orlik, Sven Schurtenberger, Joel Ambühl und Fabian Staudenmann. «Insgesamt sind rund 140 Schwinger dabei, davon sind rund 60 Kranzschwinger – ein tolles Teilnehmerfeld», schwärmt Martin Buchmann. Der 51-Jährige ist Präsident des SK Lenzburg und zudem Vizepräsident des NWS-Festes. 2016 und 2021 organisierte der SK Lenzburg bereits zweimal ein Aargauer Kantonalschwingfest, deshalb ist die Expertise von Buchmann – der auch im Kantonalvorstand dabei ist – sehr gefragt. Buchmann ist allerdings kein gewöhnlicher Funktionär im Schwingsport.
Aufstieg mit TV Wohlen 2005
Denn eigentlich ist er Handballer. Buchmann, in Lenzburg aufgewachsen, spielte Anfang der 2000er-Jahre mehrere Saisons beim TV Wohlen, feierte 2005 – also vor genau 20 Jahren – den Aufstieg in die 1. Liga. Damals im Team sind Koryphäen wie Stephan Jaeggi, Phibs Aebersold oder Daniel Eberli. Schon seine Lehre absolvierte er im Freiamt und sein bester Freund kommt aus Hägglingen. Vor wenigen Jahren arbeitete er gar mehrere Jahre in Villmergen. «Ich fühle mich als halber Freiämter», sagt der frühere Torwart, der die Gegner nicht nur mit seinen Paraden das Fürchten lehrte, sondern auch mit seiner animalischen Ausstrahlung auf dem Feld.
«Manchmal redet er den ganzen Tag nur über das Schwingen»
Buchmann – der als Selbstständiger in der Unternehmensberatung arbeitet – heiratete zudem eine Freiämterin. Martina hiess ledig Wohler. Ihr Vater hiess Willy Wohler und wuchs in der Freiämter Metropole auf. Später zog es ihn in die Ostschweiz, was den Thurgauer Dialekt von Buchmann erklärt. «Mich zog es aber wieder zurück in die Region», sagt Martina Buchmann, deren Heimatort Wohlen ist.
Am 24. April 2005 feiert Buchmann mit den Wohler Handballern den Aufstieg in die 1. Liga in der Junkholzhalle. Champagner- und Bünz-Dusche inklusive. Nur wenige Tage später – am 30. April 2005 – kommt Sohn Moritz zur Welt. Er ist heute 180 cm gross und 110 kg schwer – und zweifacher Kranzgewinner (zuletzt am Aargauer Kantonalen vor wenigen Wochen).
Als kleiner Junge geht Moritz ins Schnupperschwingen. «Er kam heim und sagte: ‹Ich werde Schwinger›», erzählt der Papa. Es war rückblickend der Moment, wo auch die Funktionärskarriere des Vaters beginnt. Denn Martin Buchmann wird wenig später erst Vizepräsident des SK Lenzburg und 2017 dann Präsident. «Ich habe zwar nie geschwungen, weiss aber viel über den Sport.» Das Lächeln seiner Frau beweist, dass seine Aussage stimmt. Sie sagt: «Manchmal redet er den ganzen Tag nur über das Schwingen.»
Premiere mit zwei Speakerinnen
Sohn Moritz trainiert auch oft bei den Freiämtern. «Der SK Freiamt leistet im Nachwuchs eine tolle Arbeit», lobt Buchmann. Und er hat auch mit den Schwingern und Funktionären aus dem Freiamt eine gute Beziehung. «Alles tolle Typen», meint er. Und er freut sich, am Wochenende des 9./10. August die ganze Schwinger-Nordwestschweiz in Lenzburg zu begrüssen. Nach total 50 Sitzungen, davon 20 mit dem ganzen OK, ist man nun im Endspurt. Es wird «nur» geschwungen, ein grosses Tamtam und Rahmenprogramm gibt es nicht. «Wir sind auf Kurs. Unser OK ging mit Ruhe und Freude an die Sache. Der Sport steht im Zentrum. Es geht um das Schwingen, das ist unser Antrieb. Am Samstag sind die Jungschwinger im Fokus, am Sonntag dann die Aktiven», so Buchmann.
Martina wird dann Speakerin sein, gemeinsam mit Karin Zimmermann-Leuppi. «Zwei Frauen als Speakerinnen – das ist eine Premiere an einem Schwingfest dieser Grösse», sagt Martina Buchmann stolz. Im OK wirkt mit Sandra Riederer (Marketing und Ticketing) eine Dottikerin mit. Yves Steinmann (Dottikon) ist Chef des Schwingbetriebs. Und natürlich sind auch viele Aktive des Schwingklubs Freiamt mit dabei, wobei man besonders bei Eidgenosse Joel Strebel darauf hoffen kann, dass er beim NWS-Festsieg ein Wörtchen mitreden kann. Martin Buchmann meint: «Hauptsache, es gewinnt ein NWS-Schwinger.»
5000 Fans und Monster-Bankett
Am Sonntag sind die Tribünenplätze ausverkauft (es hat noch Steh- und Rasenplätze). Gegen 5000 Zuschauer werden erwartet, dazu rund 100 Medienschaffende – und das Schweizer Fernsehen überträgt live. Die grösste Herausforderung ist das Bankett am Sonntag um 12 Uhr. 1000 Leute werden innerhalb einer Stunde ein Dreigangmenü geniessen. «Eine Logistik-Schlacht», sagt Martin Buchmann. Personalchefin Martina Buchmann sagt: «Am Sonntag sind rund 450 Helfer im Einsatz.» Darunter auch die Wohler Handballer, die ihren früheren Goalie unterstützen, der vom Handball-Harz mittlerweile ins Sägemehl gewechselt hat.