«Uns kennt man nicht»
09.04.2024 MuriViel Einsatz für das Freiamt
Es ist die Tourismusorganisation in der Region: Erlebnis Freiamt. Mit dem Kinderweg, dem Sagenweg, dem Freiämterweg und dem Veloweg bietet sie einiges, ist aber dennoch vielen unbekannt. «Das wollen wir ändern», sagt ...
Viel Einsatz für das Freiamt
Es ist die Tourismusorganisation in der Region: Erlebnis Freiamt. Mit dem Kinderweg, dem Sagenweg, dem Freiämterweg und dem Veloweg bietet sie einiges, ist aber dennoch vielen unbekannt. «Das wollen wir ändern», sagt Präsident Herbert Strebel. --ake
Herbert Strebel präsidiert Erlebnis Freiamt und will das Gedeihen der Region fördern
Der Kinderweg, der Sagenweg, der Freiämterweg und der Veloweg in der Region. Alle vier Angebote gibt es dank Erlebnis Freiamt. «Viele kennen uns nicht wirklich», sagt Herbert Strebel und will dies ändern. Denn er ist überzeugt: «Tourismus tut auch uns gut.»
Annemarie Keusch
Warum engagieren Sie sich für das Freiamt als Region?
Herbert Strebel: Es reizte mich, etwas ganz anderes zu machen. Zudem schätze ich das Freiamt ungemein, die Natur hier. Ich will den Leuten im Freiamt diese näherbringen. Sie sollen wissen, dass es ganz vieles von dem, wofür sie kilometerweise fahren, auch hier vor der Haustür gibt. Vielleicht nicht ein Ausblick von einem hohen Berggipfel, aber sonst ganz vieles.
Braucht es das überhaupt?
Ja, und wie. Nicht nur Neuzuzüger, auch Leute, die schon viele Jahre hier leben, kennen das Freiamt nicht wirklich und unterschätzen es. Und auch unsere Nachbarn kennen uns nicht. Als der Aargau Gastkanton an der Zuger Messe war, fragten mich Leute, wo dieses Freiamt denn sei. Als ich es ihm zeigte auf der Karte, meinte ein Besucher, dass er hier jede Woche mit dem Velo vorbeifahre, aber nicht gewusst habe, dass dies das Freiamt sei. Das müssen wir ändern.
Aber der Kinderweg oder der Sagenweg sind doch zwei bestens bekannte und besuchte Attraktionen?
Das stimmt und das freut uns auch. Was wir aber feststellen: Dass wir von Erlebnis Freiamt hinter diesen beiden Wegen stecken, das wissen überhaupt nicht viele Leute. Auch nicht, dass wir mit dem Freiämter Weg einen grossen Teil der Wanderwege in der Region instand halten. Uns kennt man einfach nicht.
Wie schwierig ist es, dies zu ändern?
Vorab muss ich sagen: Wir wissen nicht, wie bekannt wir sind. Wir verlangen bei keinem unserer Wege Eintritt oder erheben die Besucherzahlen. Vielleicht liege ich mit der Befürchtung, dass uns hier zu wenig Leute kennen, falsch. Fakt ist, für uns ist es enorm wichtig, dass die Leute wissen, was wir tun, was wir ermöglichen. Nur so erreichen wir neue Mitglieder, Gönner, Sponsoren und können uns finanzieren. Aktuell machen die Gelder der Gemeinden zwei Drittel des Budgets aus. Mehr Mitgliederbeiträge, mehr Sponsoren – das wird in Zukunft noch wichtiger werden.
Wie meinen Sie das?
Erlebnis Freiamt geht es aktuell gut, auch finanziell. Dies aber nur, weil zig Leute bereit sind, total jährlich Tausende Stunden Freiwilligenarbeit unentgeltlich zu leisten. Ich investiere wöchentlich mindestens einen ganzen Arbeitstag. Das ist für arbeitstätige Leute kaum möglich. Um vorwärtszukommen, müssen wir uns professionalisieren, mehr Struktur reinbringen. Mir ist es ein grosses Anliegen, hier bald einen Schritt vorwärts zu gehen, auch in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen in der Region.
Was schwebt Ihnen konkret vor?
Wir haben Ideen, spruchreif ist aber noch nichts.
Warum braucht es Erlebnis Freiamt überhaupt?
Diese Frage ist durchaus berechtigt. Es ist nicht messbar, was unser Engagement bringt. Aber für mich ist klar, dass es uns braucht. Der Wegunterhalt ist ein Beispiel. Wir arbeiten diesbezüglich sehr eng mit den Aargauer Wanderwegen zusammen. Die Absprachen sind regelmässig, der Austausch ebenfalls. Gemeinden wären wohl nicht bereit, diesen Aufwand auf sich zu nehmen. Erst recht nicht für Themenwege. Kommt hinzu, dass es für Gemeinden wohl noch schwieriger wäre, Gönner und Mitglieder zu finden.
Wie sieht es in Sachen Entwicklung der Mitgliederzahlen aus?
Wir können die Zahl von 150 relativ stabil halten. Wobei, eigentlich haben wir über 35 000 Mitglieder – alle Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden, die uns finanziell unterstützten. Aber wir brauchen mehr.
Warum sollen Privatpersonen Mitglied Erlebnis Freiamt werden?
Auch das ist eine gute Frage. Wir organisieren wenige Anlässe. Auch mit den Wanderungen setzen wir aktuell aus, weil es in diesem Bereich viele andere Anbieter gibt. Wir stellen die Wege zur Verfügung, Veranstaltungen sollen andere machen. Vielmehr ist eine Mitgliedschaft bei uns eine Frage der Überzeugung, der Verbundenheit. Wem es wichtig ist, dass das Freiamt als Region gefördert und präsenter gemacht wird, der ist bei uns sicher am richtigen Ort. Zumal es auch Anerkennung für die umfangreiche unentgeltliche Arbeit ist.
Lässt sich diese unentgeltliche Arbeit beziffern?
Das sind Tausende Stunden jährlich, allein schon beim Unterhalt der Wanderwege. Dort sind rund 15 Leute im Einsatz, hinzu kommen sechs beim Sagenweg, zehn beim Kinderweg und drei beim Veloweg. Plus die engagierten Leute im Vorstand. Also ganz, ganz viele. Und ich bin unglaublich dankbar, dass sich immer wieder Leute finden lassen, die sich dafür engagieren.
Welches ist das Aushängeschild von Erlebnis Freiamt?
Es gibt keines. Alle unsere Wege sind Aushängeschilder. Am bekanntesten ist wohl der Kinderweg. Aber auch der Sagenweg hat nationale Ausstrahlung. Am wenigsten kennt man den Veloweg. Hier nutzen wir primär bestehende Infrastruktur. Wir sind aber auch bestrebt, diese aufrechtzuerhalten, auch in Zusammenarbeit mit Gemeinden oder anderen Organisationen Region.
Wie sieht es in Sachen Neuerungen, neuen Ideen aus?
Die haben wir. Beispielsweise arbeiten wir an einem Konzept, um die 80 Infotafeln entlang des 190 Kilometer langen Wanderwegs mit QR-Codes auszustatten. Damit sollen Interessierte darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie für das Gebotene auch etwas bezahlen könnten.
Was bereitet Ihnen Freude am Engagement bei Erlebnis Freiamt?
Ich komme mit vielen Leuten in Kontakt, die ich sonst wohl nie kennengelernt hätte. Das ist sehr bereichernd. Ob Freiwillige, Vertreter von Aargau Tourismus oder von Gemeinden, die Vielfalt ist riesig. Übrigens wurde ich einst als Grossrat angefragt, mich einzubringen. Seither lässt mich das Thema nicht mehr los.
Wo finden Sie die Natur im Freiamt am schönsten?
Ich mag den Lindenberg als Ganzes. Hier in Muri gibt es für mich nur einen Ort: den Rebberg. Dort ist es einfach unglaublich schön, für mich der schönste Punkt von Muri.
In den nächsten Wochen und Monaten werden die vier Wege von «Erlebnis
Freiamt» redaktionell vorgestellt.
Persönlich
Herbert Strebel ist Ur-Murianer. 15 Jahre lang vertrat er die damalige CVP und heutige Mitte im Grossen Rat des Kantons Aargau. Schon immer engagierte er sich ehrenamtlich. Seit 13 Jahren ist er Mitglied von Erlebnis Freiamt, seit 2017 dessen Präsident. Strebel lebt mit seiner Frau Rita im Muri-Dorf. --ake
Bewilligung für Kinderweg
Der Kinderweg Benzenschwil ist eine der Attraktionen von Erlebnis Freiamt. Das wird auch so bleiben. Letzte Woche erhielt die Organisation die Bewilligung, den Kinderweg im Wald weiter zu betreiben. «Uns sind wenige und erfüllbare Auflagen gemacht worden», sagt Präsident Herbert Strebel. --ake