Unabhängig durch Saatgut
13.10.2023 Arni, KelleramtAm nächsten Dienstag, 17. Oktober, bietet Pro Specie Rara in Arni einen Saatgut-Workshop an
Samen von Nutzpflanzen aus dem Garten gewinnen – das hört sich zwar einfach an, braucht aber Grundkenntnisse im Einmaleins der Genetik. Dieses kann man sich am ...
Am nächsten Dienstag, 17. Oktober, bietet Pro Specie Rara in Arni einen Saatgut-Workshop an
Samen von Nutzpflanzen aus dem Garten gewinnen – das hört sich zwar einfach an, braucht aber Grundkenntnisse im Einmaleins der Genetik. Dieses kann man sich am Saatgut-Workshop von Nicole Egloff aneignen. Und darüber hinaus lernen, wie man sich dadurch ein Stück weit Unabhängigkeit von Chemie-Grosskonzernen verschafft.
Celeste Blanc
Das Gärtnern und Anpflanzen eigener Nutzpflanzen erlebt in den letzten Jahren einen regelrechten Hype. Nebst dem Ernten von eigenem Gemüse und Früchten ist auch das Interesse an der Vermehrung von Saatgut gross. Das merkt Nicole Egloff an den Workshops, die sie für Pro Specie Rara gibt. Rund 15 Jahre hat die 41-Jährige für die Stiftung gearbeitet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alte Pflanzensorten für die Nachwelt zu retten.
Nun gibt sie im Mandat Workshops in der ganzen Schweiz. Egloff weiss: «Nicht nur, dass es schön ist, die Nahrungsmittel im Garten wachsen zu sehen, es bringt tatsächlich auch Vorteile mit.» Etwa, dass man, wenn man eine Tomate besonders gern hat, sie ganz einfach selber vermehren kann. «Tut man dies über einige Jahre, passt sich die Sorte perfekt an die Gegebenheiten im eigenen Garten an.»
Vielfalt schützen
Wie man am besten vorgeht, um Saatgut von selbstbefruchtenden Arten zu gewinnen, das erklärt die Expertin diesmal am Workshop in Arni. Dabei gibt sie den Teilnehmenden praktische Tipps mit auf den Weg, wie man konkret Saatgut von Tomaten, Salat, Bohnen und Erbsen zieht. «Viele glauben, dass es reicht, einen Samen aufzubewahren. Dabei sollte man tatsächlich mehrere Pf lanzen einer Sorte ziehen, um die mit den besten oder meisten Früchten weiterzuführen», verrät sie im Vorfeld.
Dafür sind ein wenig Pflanzenkunde und Wissen über Genetik nötig. Aber auch eine Einführung und ein Überblick über die politischen und wirtschaftlichen Aspekte des Saatguts sind Bestandteil des Abends. Was vielen nicht bewusst ist, ist, dass seit den 1980er-Jahren eine Konzentration auf dem Markt stattfindet und heute das Saatgut hauptsächlich von drei Chemiefirmen produziert wird, die über die Jahre Pflanzenzuchtunternehmen aufgekauft haben. «Und damit verkaufen sie im eigentlichen Sinn ‹Gesamtpakete› für den Anbau von Gemüse und Getreide», erzählt Egloff.
Alte Sorten bewahren
Um lukrativ Dünge- und Spritzmittel zu verkaufen, erfolgt eine «Vereinheitlichung» des Samenguts. Und genau dieser Prozess hat einen grossen Nachteil für die genetische Vielfalt von Nutzpflanzen. «Dadurch geht die Breite des Genpools verloren, was Pflanzen wiederum sehr anfällig für Schädlinge und neue Krankheiten machen kann.» Deshalb seien solche Angebote wie die «Seed Library» in Arni sehr wichtig. «Hier wird verschiedenes Saatgut ausgetauscht, was eine Vielfalt gewährleisten kann.» Zudem hat es sich Pro Specie Rara zur Aufgabe gemacht, alte Sorten zu bewahren und an Setzlingsmärkten, wie er traditionellerweise im Mai auf dem Schloss Wildegg stattfindet, unter die Menschen zu bringen.
Wissen weitergeben
Seit gut einem Jahr betreibt die Bibliothek in Arni nun eine «Seed Library». Das Konzept ist einfach: Wer Samen hat, darf diese in die Bibliothek bringen und hinterlegen. Gleichzeitig ist es möglich, andere Samen von der Bibliothek mitzunehmen. Ausgestattet ist die Tauschecke mit Fachbüchern über das Gärtnern sowie Inputliteratur.
Zu dieser Idee angeregt wurde Ines Allenbach, Präsidentin der Bibliothek, durch das Angebot der Zentrumsbibliothek auf dem Mutschellen. «Eine Tauschecke braucht wenig Platz und ist sehr gut integrierbar in der Bibliothek», erklärt sie. Die Saatgut-Ecke, sie ist für die Kinder, aber auch Erwachsene, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, ein gern gesehenes Angebot. Die Bibliothek in Arni ist stets bestrebt, Themen bei sich aufzugreifen, welche in der Gesellschaft diskutiert werden. Darunter fällt auch die Nachhaltigkeit. «Bibliotheken sind an sich schon nachhaltig. Auch deshalb passt das Konzept der ‹Seed Library› gut hierher: Ernten, was man sät, verwerten, die Samen weitergeben.» Dass nun Nicole Egloff einen Pro-Specie-Rara-Workshop im Dorf durchführt, ist für Allenbach ein wichtiges Angebot. «Schliesslich gibt dieser Workshop wichtiges Wissen weiter und vielleicht auch die eine oder andere Inspiration, wie man seinen Garten erweitern kann.»
Der Saatgut-Workshop in der Bibliothek Arni findet am Dienstag, 17. Oktober, von 19 bis 21.30 Uhr im Foyer der ökumenischen Kirche statt. Um Anmeldung per Mail an kontakt@bibliothek-arni.ch wird gebeten.