Träfe Sprüche zum Dorfleben
13.02.2024 MuriIn Muri Egg hat die FG Adelburg am Schmudo die Réunion-Tournee lanciert
«Es ist alles erlaubt, was Spass macht und für gute Stimmung sorgt.» So lautet die Regel zur Teilnahme an der Réunion. In Muri Egg wurde die offene Bühne kreativ ...
In Muri Egg hat die FG Adelburg am Schmudo die Réunion-Tournee lanciert
«Es ist alles erlaubt, was Spass macht und für gute Stimmung sorgt.» So lautet die Regel zur Teilnahme an der Réunion. In Muri Egg wurde die offene Bühne kreativ genutzt.
Thomas Stöckli
Mit träfen Reimen das Geschehen im Dorf und auf der Welt kommentieren – an der Réunion darf jede und jeder über die Bühne defilieren. Nach alter Tradition wurden die Unterhaltungsbeiträge wieder – wie in der Vor-Corona-Zeit – an drei Abenden vorgetragen. Den Anfang machte am Schmudo die Gesellschaft Adelburg in Muri Egg. «Wir sind sehr zufrieden», zieht Schultheiss Simon «der Leibhaftige» Waltenspühl nach dem Abend Bilanz: Je zwei Einzel- und Paar- sowie drei Gruppenmasken hätten die Chance genutzt, ihre Darbietungen in den beteiligten Beizen vors Publikum zu bringen. Zudem wurden Tambourengruppen aus Muri und diverse andere Alleinunterhalter verzeichnet.
Neuer Getränke-Stern
Zu den Duos gehörten Robina, die schöne Lampe, und ihr Begleiter «Ständer Stiif». «Die Hellsten sind wir ja nicht», sagten sie über sich selber, aber auch keine Armleuchter. Das Duo berichtete launig von den Heiligen Drei Königen, die in die Industrie pilgern, weil dort ein neuer Stern aufgegangen ist, bei dem sie ihre Geschenke gegen Bier eintauschen können.
Weiter erzählten sie von der neuen Ampel-Regel: «Grün heisst nicht, dass du vorwärtskommst», vom «Ochsen» als Traumarbeitsort für jede Sparlampe: «Dort muss man nur viermal pro Woche leuchten», und vermittelten schliesslich einen wertvollen Tipp für die Fasnachtszeit:
Füllsch am Abig dini Lampe,
häsch am Morge sicher Lämpe.
Liebesgeschichte mit Sorgen
Lautstark beklatscht wurde im «Coop-Beizli», dem mobilen Holzbau vor dem Einkaufszentrum, der «flotte Erwin aus Hesse»: «Ich bin es im Original und voller Pracht, und jeder Frau ihr Herzlein lacht», stellte er sich selber ganz unbescheiden vor. Nach einem allgemeinen Einstieg über Gesundheit, Spass und Liebe kam der vermeintliche Exot aus dem grossen Kanton schnell aufs Dorfleben zu sprechen – und insbesondere auf die Gemeinde-Vizepräsidentin:
Als isch gestern ins Muri Dorf bin gloffe,
hab isch ein ganz flottes Mädschen troffe.
Des ging fast gschwinder
als mit Tinder.
Ja, es ist wahr,
Milly heisst sie, wir sind jetzt ein Paar.
Doch etwas trübt unsere junge Liebe,
hat auch schlechten Einfluss auf unsere Triebe.
Sie sagte mir schon am ersten Morgen,
ihr Leben als Gemeinderätin sei voller Sorgen.
Hinter de Luwa e Velowesch bleibt wohl für immer e Traum,
beim ewige Projekt Turbokreisel brauchts doch mehr Raum.
Bei der neuen Kläranlage ist man zeitlich total im Out,
sie wisse nicht, ob des überhaupt je jemand fertig baut.
Sie mache sich deswege schon beim Esse Gedanke,
dass die ganze Kacke von Muri ungeklärt in de Bünz nach Wohle dampfe.
Vortrefflich unterhalten
Deutlich gesitteter, wenn auch nicht minder kritisch, präsentierten «Il Cavaliere Strubig» und «La Donna Lotti» ihre Sicht der Dinge – und enervierten sich zuerst darüber, dass sich seit letztem Jahr kaum etwas zum Besseren geändert habe:
S Bahnhofsareal liit brach wie eh und je
und a de Velos hät’s wiiter Schäde geh.
D’Dörfler sind unveränderet äs Manne-Kollegium
und de Chreisel no immer es Provisorium.
Woraus das kongeniale Duo, in welchem die eine jeweils den angefangenen Satz des anderen weiterspinnt, eine interessante, wenn auch aus Narrensicht ernüchternde Bilanz zieht:
Mit Schnetzelbänk chammer vorträfflich unterhalte,
aber leider – leider – weder amte no gstalte.
Den Holzboden zum Poltern gebracht
Nebst dem bereits angesprochenen Kreisel waren dann auch die anstehende Renovation der Klosterfassade und die kantonalen Einheitspolizei-Pläne, die lieblose Feier zum 1. August, der Versorgungsmangel an der «Usestuehlete» und das erfolgreiche Freiluft-Spektakel «Amerika» im Klosterhof, der vorfasnächtliche Gesundheitstag sowie der Hausärzte-Mangel Themen im dorfgeschichtlichen Rundumschlag. Und auch die «Inspiration Matterhaus» bekam ihr Fett weg:
Di römisch-katholischi Chilegmeind
wott d’Chilestüüre investiere
und sich als Bauherr profiliere.
Es Pfarreizentrum isch planed gsi,
doch nach em Referändum isch de Traum verbi.
660 Persone lönd sich das nöd biete
und schicked de Hans-Peter go Rüümlichkeite miete.
Sääl und Stübli git’s in Muri gnueg,
au für de Frey, wenn er früeh gnueg afröge tuet.
Zwischen den Darbietungen sorgte im «Coop-Beizli» Alleinunterhalter Renato Allenspach für Stimmung. Zu seinem Repertoire an Schlagern, Ländlern und Skihütten-Hits tanzten Gummientchen mit Piraten und liessen den Holzboden mächtig poltern. Zum «Vogellisi» klatschten alle mit oder hieben mit Fäusten und Ellbogen auf den Tisch.
Geteilte Meinungen, viel Applaus
«Wir waren überrascht, dass – trotz Ferien – so viele Gäste in den Lokalen waren und so viele Darbietungen gezeigt wurden», freute sich Simon Waltenspühl. Dabei hatten «Il Cavaliere Strubig» und «La Donna Lotti» noch anderes befürchtet:
Oje, oje!
Das hett’s nöd dörfe geh!
D’Städt gönd wieder eigeni Wäg:
réunioniere a drü verschiedene Täg.
Mir hoffed, d’Bürger mached mit und d’Räng sind voll,
denn réunioniere ohni Publikum isch ned so toll.
«Viele Masken haben genau kritisiert, dass wir nur eine gemacht haben, da die Masken einen grossen Aufwand haben und dann nur einmal auftreten können», erklärt der Adelburg-Schultheiss, darauf angesprochen. Darum habe es wieder drei Abende gegeben.
Und wer hat denn nun das Rennen gemacht und das Publikum mit seiner Performance am besten zu überzeugen vermocht? Auf eine Rangliste habe man dieses Jahr verzichtet, so Waltenspühl. Der Aufwand der Einzel-, Paar- und Gruppenmasken werde durch ein angemessenes Startgeld entschädigt. Im «Coop-Beizli» wurden darüber hinaus alle Darbietungen mit mächtig Applaus und Jubel honoriert.