Marco Huwyler, Redaktor.
Nicht mal mehr eine Woche. Dann ist der ganze EM-Spuk wieder vorbei. Was Fussballmuffel als quälend lang empfinden, geht mir ein wenig zu schnell. Zumal ich nicht mehr dazukomme mir täglich junkie-mässig ...
Marco Huwyler, Redaktor.
Nicht mal mehr eine Woche. Dann ist der ganze EM-Spuk wieder vorbei. Was Fussballmuffel als quälend lang empfinden, geht mir ein wenig zu schnell. Zumal ich nicht mehr dazukomme mir täglich junkie-mässig Fussball-Endlosberichterstattungen reinzuziehen. Berufsund Vaterpflichten haben da vehement was dagegen. Und so kommt es mir vor, als sei es erst gestern gewesen, als Duah, Aebischer und Embolo die EM unter Ruefer-Geschrei so richtig eingeläutet hatten. Wobei das mit dem Einläuten so eine Sache ist. Das beginnt ja schon viel vorher. So ein Fussball-Grossanlass wird naturgemäss von allerlei Brimborium begleitet. Zum Beispiel mit Fussballbildli. Seit Kindheitstagen habe ich der unvernünftigen Sammelleidenschaft stets mal mehr, mal weniger vergiftet gefrönt. Nicht dieses Jahr. Denn mit dem Wechsel von Panini zu Topps ist mir das Halsabschneidertum dahinter etwas gar überbordend geworden. Und so habe ich schweren Herzens auf das liebgewonnene Sammel-Kleben verzichtet.
Nicht aber auf eine weitere Begleiterscheinung der Fussballsause. Unter uns Schweizern hat es sich eingebürgert, dass rund um den Fussball fleissig getippt wird. Sage und schreibe 433932 Personen haben sich dieses Mal für das EM-Tippspiel bei SRF registriert. Auch ich mich. Mal wieder. Stets von Neuem verspricht es eine lustige Sache zu werden. Eine Spielerei. Doch verkommt sie mir jedes Mal auch zu einer Spielverderberei. Das Tippspiel ist mir Segen und Fluch. Einerseits macht es auch unattraktive Matches spannend. Andererseits führt es in mir zu einer unliebsamen Zerrissenheit. Ich kann die Spiele nicht mehr unbelastet geniessen. Unwillkürlich beginne ich meinen Tipp anzufeuern, statt ein Team. Und so kommt es vor, dass ich mich über ein Tor ärgere, über das ich mich ansonsten gefreut hätte. Woraufhin ich mich wiederum über mich selbst ärgere. Und der Bedeutung, die ich dieser Tipperei beimesse.
Gut deshalb, dass ich heuer so miserabel tippe (aktuelle Rangierung: 327261), dass es mir mittlerweile wieder egal ist. Jetzt bin ich wieder unbelastet. Die Sommerferien stehen vor der Tür. Die EM dürfte so richtig loslegen. Aber eben – stattdessen hat sie Trent Alexander-Arnold gefühlt bereits am Samstag beendet. Vielleicht lasse ich das Tippen das nächste Mal gleich ganz bleiben. Als Fussball-Nebenbeschäftigung könnte es dann für mich trotz aller finanziellen Unvernunft doch noch Topps statt Tipps heissen.